Meines Vaters Freund war ein Herr Magister, Namens Confuselius; ein kleines Männchen, wel- ches trotz seiner Feinde auf der Universität, die im- mer neidischer Weise behaupteten, er sei ein Erz- ignorant und ein verworrener Kopf, gleichwohl Mittel und Wege gefunden hatte, Magister zu werden. Nachdem er zu dieser akademischen Wür- de gelanget war, hatte er sich wieder in seine Va- terstadt gewendet, wo er von einigen Jnformatio- nen lebte, hin und wieder ein Hochzeit-Geburts- tags- oder Leichencarmen machte, und bei alle dem nicht selten mit schmalen Bissen vorlieb nehmen mußte. Dieses kam besonders daher, weil er seine Jnformationsstunden selten lange behielt, woran lauter böse Mäuler Schuld waren, die den Eltern immer vorsagten, ihre Kinder würden bei ihm wei- ter nichts lernen, als die verkehrten Begriffe und Meinungen von allen Dingen, die er selbst hegte.
Es
Dritter Abſchnitt. Magiſter Confuſelius.
Meines Vaters Freund war ein Herr Magiſter, Namens Confuſelius; ein kleines Maͤnnchen, wel- ches trotz ſeiner Feinde auf der Univerſitaͤt, die im- mer neidiſcher Weiſe behaupteten, er ſei ein Erz- ignorant und ein verworrener Kopf, gleichwohl Mittel und Wege gefunden hatte, Magiſter zu werden. Nachdem er zu dieſer akademiſchen Wuͤr- de gelanget war, hatte er ſich wieder in ſeine Va- terſtadt gewendet, wo er von einigen Jnformatio- nen lebte, hin und wieder ein Hochzeit-Geburts- tags- oder Leichencarmen machte, und bei alle dem nicht ſelten mit ſchmalen Biſſen vorlieb nehmen mußte. Dieſes kam beſonders daher, weil er ſeine Jnformationsſtunden ſelten lange behielt, woran lauter boͤſe Maͤuler Schuld waren, die den Eltern immer vorſagten, ihre Kinder wuͤrden bei ihm wei- ter nichts lernen, als die verkehrten Begriffe und Meinungen von allen Dingen, die er ſelbſt hegte.
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Dritter Abſchnitt.
Magiſter Confuſelius.
Meines Vaters Freund war ein Herr Magiſter,
Namens Confuſelius; ein kleines Maͤnnchen, wel-
ches trotz ſeiner Feinde auf der Univerſitaͤt, die im-
mer neidiſcher Weiſe behaupteten, er ſei ein Erz-
ignorant und ein verworrener Kopf, gleichwohl
Mittel und Wege gefunden hatte, Magiſter zu
werden. Nachdem er zu dieſer akademiſchen Wuͤr-
de gelanget war, hatte er ſich wieder in ſeine Va-
terſtadt gewendet, wo er von einigen Jnformatio-
nen lebte, hin und wieder ein Hochzeit-Geburts-
tags- oder Leichencarmen machte, und bei alle dem
nicht ſelten mit ſchmalen Biſſen vorlieb nehmen
mußte. Dieſes kam beſonders daher, weil er ſeine
Jnformationsſtunden ſelten lange behielt, woran
lauter boͤſe Maͤuler Schuld waren, die den Eltern
immer vorſagten, ihre Kinder wuͤrden bei ihm wei-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/16>, abgerufen am 22.11.2024.
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