große Traurigkeit über den Tod seiner lieben Frau ein wenig gelegt haben; und alsdann würde sich auch ein vernünftiges Wort mit ihm sprechen las- sen.
Confuselius erschien ziemlich dreist vor dem Rathe, bat, wie ihm Suschen gerathen hatte, um eine monatliche Frist; und Busch ließ sich, auf Zureden der Obrigkeit, diesen Aufschub ge- fallen.
Johann Jacob war von Haus aus ein ruhiger, gelaßner Mann, und schon den Tag nach dem Be- gräbnisse seiner Frau so weit wieder getröstet, daß er sie zu seiner Ruhe und Bequemlichkeit nicht mehr für unentbehrlich hielt. Suschen bewies sich in der Wirthschaft emsiger, als jemals; und so gar die Sorgfalt der seligen Frau für die Pflege ihres Ehemannes war, selbst in ihren gesunden Tagen, nichts gegen die dienstfertige Thätigkeit, mit wel- cher Suschen ihm jeden Wunsch an den Augen an- sah und demselben, so viel möglich, zuvorkam. Schnitzer dankte dem Himmel, daß er ihm eine so treue Wirthschafterinn beschert hatte, und be- schloß in seinem Herzen, sie, wie sein eigen Kind, zu versorgen.
Sie hatte ein geltendes Wort bei ihm zu sprechen, und fieng auch daher, etwa vier Tage
nach
große Traurigkeit uͤber den Tod ſeiner lieben Frau ein wenig gelegt haben; und alsdann wuͤrde ſich auch ein vernuͤnftiges Wort mit ihm ſprechen laſ- ſen.
Confuſelius erſchien ziemlich dreiſt vor dem Rathe, bat, wie ihm Suschen gerathen hatte, um eine monatliche Friſt; und Buſch ließ ſich, auf Zureden der Obrigkeit, dieſen Aufſchub ge- fallen.
Johann Jacob war von Haus aus ein ruhiger, gelaßner Mann, und ſchon den Tag nach dem Be- graͤbniſſe ſeiner Frau ſo weit wieder getroͤſtet, daß er ſie zu ſeiner Ruhe und Bequemlichkeit nicht mehr fuͤr unentbehrlich hielt. Suschen bewies ſich in der Wirthſchaft emſiger, als jemals; und ſo gar die Sorgfalt der ſeligen Frau fuͤr die Pflege ihres Ehemannes war, ſelbſt in ihren geſunden Tagen, nichts gegen die dienſtfertige Thaͤtigkeit, mit wel- cher Suschen ihm jeden Wunſch an den Augen an- ſah und demſelben, ſo viel moͤglich, zuvorkam. Schnitzer dankte dem Himmel, daß er ihm eine ſo treue Wirthſchafterinn beſchert hatte, und be- ſchloß in ſeinem Herzen, ſie, wie ſein eigen Kind, zu verſorgen.
Sie hatte ein geltendes Wort bei ihm zu ſprechen, und fieng auch daher, etwa vier Tage
nach
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große Traurigkeit uͤber den Tod ſeiner lieben Frau
ein wenig gelegt haben; und alsdann wuͤrde ſich
auch ein vernuͤnftiges Wort mit ihm ſprechen laſ-
ſen.
Confuſelius erſchien ziemlich dreiſt vor dem
Rathe, bat, wie ihm Suschen gerathen hatte,
um eine monatliche Friſt; und Buſch ließ ſich,
auf Zureden der Obrigkeit, dieſen Aufſchub ge-
fallen.
Johann Jacob war von Haus aus ein ruhiger,
gelaßner Mann, und ſchon den Tag nach dem Be-
graͤbniſſe ſeiner Frau ſo weit wieder getroͤſtet, daß
er ſie zu ſeiner Ruhe und Bequemlichkeit nicht mehr
fuͤr unentbehrlich hielt. Suschen bewies ſich in
der Wirthſchaft emſiger, als jemals; und ſo gar
die Sorgfalt der ſeligen Frau fuͤr die Pflege ihres
Ehemannes war, ſelbſt in ihren geſunden Tagen,
nichts gegen die dienſtfertige Thaͤtigkeit, mit wel-
cher Suschen ihm jeden Wunſch an den Augen an-
ſah und demſelben, ſo viel moͤglich, zuvorkam.
Schnitzer dankte dem Himmel, daß er ihm eine
ſo treue Wirthſchafterinn beſchert hatte, und be-
ſchloß in ſeinem Herzen, ſie, wie ſein eigen Kind,
zu verſorgen.
Sie hatte ein geltendes Wort bei ihm zu
ſprechen, und fieng auch daher, etwa vier Tage
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/149>, abgerufen am 22.11.2024.
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