Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
und nichts so sohr beklagt, als daß ein gewisser Kaltsinn zwischen Jhnen und ihm eingetreten ist. Daran, ich weis es schon, sind diese bösen Mäu- ler seiner Feinde und Neider Schuld; und leider [hat] selbst mein Vater die Uebereilung begangen, The[il] daran zu nehmen. Allein er bereut es nun, und ist, wie Sie wohl wissen werden, mit dem Herrn Magister völlig ausgesöhnt. Noch mehr, ein recht gelehrter und verständiger Mann hat, zur Beschämung der thörichten Tadler, eine Re- cension von des Herrn Magisters Theaterstücken eingesandt, die der Welt nun wohl den Werth sei- ner treflichen Producte hinlänglich zeigen wird. Jch war außer mir vor Freude, da ich es las, und lief sogleich damit zu unserm Freunde hier, der aber so bescheiden war, zu meinen, der Mann habe zu viel Gutes von seinen Arbeiten gesagt. Da er mir nun, wie gesagt, mehrmalen ge- klagt hatte, daß Sie über die Beschimpfungen, die ihm vor einiger Zeit unverschuldeter Weise wie- derfahren sind, kaltsinnig gegen ihn geworden wä- ren; so schlug ich ihm vor, daß wir heute Abend zusammen hier ansprechen, und ich Jhnen zeigen wollte, was einsichtsvolle Leute von der Sache ur- theilen. Er wollte durchaus nicht ausgehn; aber ich sagte: kommen Sie nur mit; Sie müssen den Tri- G 3
und nichts ſo ſohr beklagt, als daß ein gewiſſer Kaltſinn zwiſchen Jhnen und ihm eingetreten iſt. Daran, ich weis es ſchon, ſind dieſe boͤſen Maͤu- ler ſeiner Feinde und Neider Schuld; und leider [hat] ſelbſt mein Vater die Uebereilung begangen, The[il] daran zu nehmen. Allein er bereut es nun, und iſt, wie Sie wohl wiſſen werden, mit dem Herrn Magiſter voͤllig ausgeſoͤhnt. Noch mehr, ein recht gelehrter und verſtaͤndiger Mann hat, zur Beſchaͤmung der thoͤrichten Tadler, eine Re- cenſion von des Herrn Magiſters Theaterſtuͤcken eingeſandt, die der Welt nun wohl den Werth ſei- ner treflichen Producte hinlaͤnglich zeigen wird. Jch war außer mir vor Freude, da ich es las, und lief ſogleich damit zu unſerm Freunde hier, der aber ſo beſcheiden war, zu meinen, der Mann habe zu viel Gutes von ſeinen Arbeiten geſagt. Da er mir nun, wie geſagt, mehrmalen ge- klagt hatte, daß Sie uͤber die Beſchimpfungen, die ihm vor einiger Zeit unverſchuldeter Weiſe wie- derfahren ſind, kaltſinnig gegen ihn geworden waͤ- ren; ſo ſchlug ich ihm vor, daß wir heute Abend zuſammen hier anſprechen, und ich Jhnen zeigen wollte, was einſichtsvolle Leute von der Sache ur- theilen. Er wollte durchaus nicht ausgehn; aber ich ſagte: kommen Sie nur mit; Sie muͤſſen den Tri- G 3
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und nichts ſo ſohr beklagt, als daß ein gewiſſer
Kaltſinn zwiſchen Jhnen und ihm eingetreten iſt.
Daran, ich weis es ſchon, ſind dieſe boͤſen Maͤu-
ler ſeiner Feinde und Neider Schuld; und leider
hat ſelbſt mein Vater die Uebereilung begangen,
Theil daran zu nehmen. Allein er bereut es nun,
und iſt, wie Sie wohl wiſſen werden, mit dem
Herrn Magiſter voͤllig ausgeſoͤhnt. Noch mehr,
ein recht gelehrter und verſtaͤndiger Mann hat,
zur Beſchaͤmung der thoͤrichten Tadler, eine Re-
cenſion von des Herrn Magiſters Theaterſtuͤcken
eingeſandt, die der Welt nun wohl den Werth ſei-
ner treflichen Producte hinlaͤnglich zeigen wird.
Jch war außer mir vor Freude, da ich es las,
und lief ſogleich damit zu unſerm Freunde hier,
der aber ſo beſcheiden war, zu meinen, der Mann
habe zu viel Gutes von ſeinen Arbeiten geſagt.
Da er mir nun, wie geſagt, mehrmalen ge-
klagt hatte, daß Sie uͤber die Beſchimpfungen,
die ihm vor einiger Zeit unverſchuldeter Weiſe wie-
derfahren ſind, kaltſinnig gegen ihn geworden waͤ-
ren; ſo ſchlug ich ihm vor, daß wir heute Abend
zuſammen hier anſprechen, und ich Jhnen zeigen
wollte, was einſichtsvolle Leute von der Sache ur-
theilen. Er wollte durchaus nicht ausgehn; aber
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