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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.

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Das sagt Thukydides und klarer hat das Wesen
des menschlichsten und göttlichsten der Völker nie-
mand ausgesprochen!

Die Griechen sind Kinder, höchstens Jüng-
linge.

O herrlich, göttlich Land, wo Weisheit, Stärke,
Schönheit, wie drey Götter, wohnten, wo aus dem
zarten weichen Knaben der schöne Jüngling wie ein
junger Gott, emporwuchs, und aus dem Jüngling
sich des Mannes hoher Bau, wie aus der vollen
Knospe sich der Stamm, entwickelt -- der Mann
mit seinen starken Gliedern, mit der hohen Brust,
in der die göttlichen Entwürfe reiften, wo das Ge-
schlecht, das ewig kräftige, gewandt sich auf der heil-'
gen Rennbahn trieb, den schönen Oelzweig sich
um seine Schläfe wand, und ewig rege, wie des
Springquells Säule, sich jene volle Heldenkraft er-
warb, mit der es den Barbaren niederkämpfte.



Das ſagt Thukydides und klarer hat das Weſen
des menſchlichſten und goͤttlichſten der Voͤlker nie-
mand ausgeſprochen!

Die Griechen ſind Kinder, hoͤchſtens Juͤng-
linge.

O herrlich, goͤttlich Land, wo Weisheit, Staͤrke,
Schoͤnheit, wie drey Goͤtter, wohnten, wo aus dem
zarten weichen Knaben der ſchoͤne Juͤngling wie ein
junger Gott, emporwuchs, und aus dem Juͤngling
ſich des Mannes hoher Bau, wie aus der vollen
Knospe ſich der Stamm, entwickelt — der Mann
mit ſeinen ſtarken Gliedern, mit der hohen Bruſt,
in der die goͤttlichen Entwuͤrfe reiften, wo das Ge-
ſchlecht, das ewig kraͤftige, gewandt ſich auf der heil-’
gen Rennbahn trieb, den ſchoͤnen Oelzweig ſich
um ſeine Schlaͤfe wand, und ewig rege, wie des
Springquells Saͤule, ſich jene volle Heldenkraft er-
warb, mit der es den Barbaren niederkaͤmpfte.



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[15/0025] Das ſagt Thukydides und klarer hat das Weſen des menſchlichſten und goͤttlichſten der Voͤlker nie- mand ausgeſprochen! Die Griechen ſind Kinder, hoͤchſtens Juͤng- linge. O herrlich, goͤttlich Land, wo Weisheit, Staͤrke, Schoͤnheit, wie drey Goͤtter, wohnten, wo aus dem zarten weichen Knaben der ſchoͤne Juͤngling wie ein junger Gott, emporwuchs, und aus dem Juͤngling ſich des Mannes hoher Bau, wie aus der vollen Knospe ſich der Stamm, entwickelt — der Mann mit ſeinen ſtarken Gliedern, mit der hohen Bruſt, in der die goͤttlichen Entwuͤrfe reiften, wo das Ge- ſchlecht, das ewig kraͤftige, gewandt ſich auf der heil-’ gen Rennbahn trieb, den ſchoͤnen Oelzweig ſich um ſeine Schlaͤfe wand, und ewig rege, wie des Springquells Saͤule, ſich jene volle Heldenkraft er- warb, mit der es den Barbaren niederkaͤmpfte.

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton01_1823/25>, abgerufen am 25.04.2024.