Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.blieb am Ende stehen über dem Haupt des göttli- Und auf einmal ward's noch klarer um uns, blieb am Ende ſtehen uͤber dem Haupt des goͤttli- Und auf einmal ward’s noch klarer um uns, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0160" n="150"/> blieb am Ende ſtehen uͤber dem Haupt des goͤttli-<lb/> chen Wagenlenkers. Jetzt verklangen die Laute:<lb/> es theilte ſich die Wolke, und ein Greis trat her-<lb/> vor in blendendweißem Lichtgewand, mit langſam-<lb/> feyerlichem Tritt, eine Harfe in der Hand. Um<lb/> ihn waͤlzte ſich in undurchdringlichen, immer be-<lb/> weglichen Stroͤhmen das reinſte Licht: ein hellgruͤn-<lb/> er Kranz wand ſich mit friſchem Laub um ſeine<lb/> grauen Locken; Ruhe thaute ſein ernſtes Auge und<lb/> vollendete Harmonie, und in reicher unermeßlicher<lb/> Fuͤlle quollen die Strahlen, wie melodiſche Quellen,<lb/> herab aus ſeiner Wolke unter die Betenden unter<lb/> ihm. Die Flammen ihrer Altaͤre wurden gewaltig-<lb/> er von dem Lichtregen, und der aufwallende Rauch<lb/> ſammelte ſich zu einer dichten Wolke unter den Fuͤß-<lb/> en des Greiſes. Wer war es anders als Homeros.</p><lb/> <p>Und auf einmal ward’s noch klarer um uns,<lb/> daß die Tempel umher der Goͤtter erglaͤnzten und<lb/> die Baͤume im Hellgruͤn. Der Greis verſchwamm<lb/> faſt in das wogende lautere Licht. Da hoͤrt’ ich<lb/> eine Stimme .. ſie kam von ihm … Schauet em-<lb/> por, ihr Reinen, daß ihr die Schoͤnheit, nach der<lb/> ihr verlangtet auf Erden, ſchauet in ihrer wahren<lb/> Goͤttlichkeit, ohne Farbe und ohne Geſtalt, ohne<lb/> Anfang und ohne Ende, die Schoͤnheit in Gott, in<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0160]
blieb am Ende ſtehen uͤber dem Haupt des goͤttli-
chen Wagenlenkers. Jetzt verklangen die Laute:
es theilte ſich die Wolke, und ein Greis trat her-
vor in blendendweißem Lichtgewand, mit langſam-
feyerlichem Tritt, eine Harfe in der Hand. Um
ihn waͤlzte ſich in undurchdringlichen, immer be-
weglichen Stroͤhmen das reinſte Licht: ein hellgruͤn-
er Kranz wand ſich mit friſchem Laub um ſeine
grauen Locken; Ruhe thaute ſein ernſtes Auge und
vollendete Harmonie, und in reicher unermeßlicher
Fuͤlle quollen die Strahlen, wie melodiſche Quellen,
herab aus ſeiner Wolke unter die Betenden unter
ihm. Die Flammen ihrer Altaͤre wurden gewaltig-
er von dem Lichtregen, und der aufwallende Rauch
ſammelte ſich zu einer dichten Wolke unter den Fuͤß-
en des Greiſes. Wer war es anders als Homeros.
Und auf einmal ward’s noch klarer um uns,
daß die Tempel umher der Goͤtter erglaͤnzten und
die Baͤume im Hellgruͤn. Der Greis verſchwamm
faſt in das wogende lautere Licht. Da hoͤrt’ ich
eine Stimme .. ſie kam von ihm … Schauet em-
por, ihr Reinen, daß ihr die Schoͤnheit, nach der
ihr verlangtet auf Erden, ſchauet in ihrer wahren
Goͤttlichkeit, ohne Farbe und ohne Geſtalt, ohne
Anfang und ohne Ende, die Schoͤnheit in Gott, in
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