Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.Jhr Auge voll Geist und Seele weinte, wie O so ganz Ein Gluthauch der Liebe dieses Zart ist die Seele des Mädchens und tief, wie Du holde, weiche Seele, du Busenkind deiner Jhr Auge voll Geiſt und Seele weinte, wie O ſo ganz Ein Gluthauch der Liebe dieſes Zart iſt die Seele des Maͤdchens und tief, wie Du holde, weiche Seele, du Buſenkind deiner <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0105" n="95"/> <p>Jhr Auge voll Geiſt und Seele weinte, wie<lb/> die liebende Sakontala, die zarte Blume des<lb/> Oſtens.</p><lb/> <p>O ſo ganz Ein Gluthauch der Liebe dieſes<lb/> Lied! Eine Anmuth — Ein Laͤcheln und Weinen<lb/> wie in Einem Auge — ſo ſelig und traurig — ſo<lb/> voll von Gottheit — ſo ganz Ein Kuß iſt dieſes<lb/> Lied.</p><lb/> <p>Zart iſt die Seele des Maͤdchens und tief, wie<lb/> die Seele ihrer Blumen! ach! und es ſcheint, als<lb/> ob ſie ihre Keime nur zur farb’gen Bluͤth’ entfalte,<lb/> um zu duften, und zu — ſterben unter den Schau-<lb/> ern der Winde.</p><lb/> <p>Du holde, weiche Seele, du Buſenkind deiner<lb/> Natur! du ſtirbſt ja nur, um zu leben, und aus<lb/> dem Tode quillt dir ein edler Daſeyn, wie aus der<lb/> Bluͤthe die Fuͤlle reifer Fruͤchte.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0105]
Jhr Auge voll Geiſt und Seele weinte, wie
die liebende Sakontala, die zarte Blume des
Oſtens.
O ſo ganz Ein Gluthauch der Liebe dieſes
Lied! Eine Anmuth — Ein Laͤcheln und Weinen
wie in Einem Auge — ſo ſelig und traurig — ſo
voll von Gottheit — ſo ganz Ein Kuß iſt dieſes
Lied.
Zart iſt die Seele des Maͤdchens und tief, wie
die Seele ihrer Blumen! ach! und es ſcheint, als
ob ſie ihre Keime nur zur farb’gen Bluͤth’ entfalte,
um zu duften, und zu — ſterben unter den Schau-
ern der Winde.
Du holde, weiche Seele, du Buſenkind deiner
Natur! du ſtirbſt ja nur, um zu leben, und aus
dem Tode quillt dir ein edler Daſeyn, wie aus der
Bluͤthe die Fuͤlle reifer Fruͤchte.
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