Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.als das Kunstwerk, vereinigt. Wer wird demnach aber Wenn wir Vergangenes, Vollbrachtes zusammenstellen, als das Kunſtwerk, vereinigt. Wer wird demnach aber Wenn wir Vergangenes, Vollbrachtes zuſammenſtellen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0236" n="220"/> als das <hi rendition="#g">Kunſtwerk</hi>, vereinigt. Wer wird demnach aber<lb/> der <hi rendition="#g">Künſtler der Zukunft</hi> ſein? Der Dichter? Der<lb/> Darſteller? Der Muſiker? Der Plaſtiker? — Sagen wir<lb/> es kurz: <hi rendition="#g">Das Volk</hi>; <hi rendition="#g">dasſelbige Volk</hi>, <hi rendition="#g">dem wir<lb/> ſelbſt heut zu Tage das in unſerer Erinnerung<lb/> lebende</hi>, <hi rendition="#g">von uns mit Entſtellung nur nachge¬<lb/> bildete</hi>, <hi rendition="#g">einzige wahre Kunſtwerk</hi>, <hi rendition="#g">dem wir die<lb/> Kunſt überhaupt einzig verdanken</hi>.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Wenn wir Vergangenes, Vollbrachtes zuſammenſtellen,<lb/> um uns von einem beſonderen Gegenſtande nach ſeiner all¬<lb/> gemeinen Erſcheinung in der Geſchichte der Menſchheit ein<lb/> Bild darzuſtellen, ſo können wir mit Sicherheit die einzeln¬<lb/> ſten Züge desſelben bezeichnen, — ja aus genaueſter Be¬<lb/> trachtung ſolch einzelnen Zuges erwächſt uns oft das ſicherſte<lb/> Verſtändniß des Ganzen, daß wir bei ſeiner verſchwim¬<lb/> menden Allgemeinheit oft nur nach dieſem einzelnen, be¬<lb/> ſonderen Zuge erfaſſen müſſen, um von ihm aus zu einer<lb/> Vorſtellung des Allgemeinen zu gelangen, und es iſt, wie<lb/> in dem gegenwärtig uns vorgeführten Gegenſtande der<lb/> Kunſt, die Fülle genau ſich darbietender Einzelnheiten ſo<lb/> groß, daß wir, um den Gegenſtand nach ſeiner Allgemein¬<lb/> heit darzuſtellen, nur einen höchſt geringen Theil derſelben,<lb/> eben den, der für unſere Anſchauungsweiſe uns gerade am<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [220/0236]
als das Kunſtwerk, vereinigt. Wer wird demnach aber
der Künſtler der Zukunft ſein? Der Dichter? Der
Darſteller? Der Muſiker? Der Plaſtiker? — Sagen wir
es kurz: Das Volk; dasſelbige Volk, dem wir
ſelbſt heut zu Tage das in unſerer Erinnerung
lebende, von uns mit Entſtellung nur nachge¬
bildete, einzige wahre Kunſtwerk, dem wir die
Kunſt überhaupt einzig verdanken.
Wenn wir Vergangenes, Vollbrachtes zuſammenſtellen,
um uns von einem beſonderen Gegenſtande nach ſeiner all¬
gemeinen Erſcheinung in der Geſchichte der Menſchheit ein
Bild darzuſtellen, ſo können wir mit Sicherheit die einzeln¬
ſten Züge desſelben bezeichnen, — ja aus genaueſter Be¬
trachtung ſolch einzelnen Zuges erwächſt uns oft das ſicherſte
Verſtändniß des Ganzen, daß wir bei ſeiner verſchwim¬
menden Allgemeinheit oft nur nach dieſem einzelnen, be¬
ſonderen Zuge erfaſſen müſſen, um von ihm aus zu einer
Vorſtellung des Allgemeinen zu gelangen, und es iſt, wie
in dem gegenwärtig uns vorgeführten Gegenſtande der
Kunſt, die Fülle genau ſich darbietender Einzelnheiten ſo
groß, daß wir, um den Gegenſtand nach ſeiner Allgemein¬
heit darzuſtellen, nur einen höchſt geringen Theil derſelben,
eben den, der für unſere Anſchauungsweiſe uns gerade am
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