Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.lein führen. -- Wenn sie in Kleinigkeiten nicht Wort halten, wie soll ich ihnen in wichtigern An- gelegenheiten trauen? Jch will ihnen wenigstens einen Meyneid ersparen. -- Wer einmal in Feu- ersnoth gewesen, und das zweytemal nicht vor- sichtig ist, verdient es, daß er darinn umkommt. -- Bis wann denken sie wieder hier zu seyn? v. Gröningseck. Zwey Monat werden mit der Reise wohl drauf gehn. Evchen. Zwey Monat! -- Da wird mir das Herz noch manchmal klopfen: -- aber, das muß nun seyn, folglich muß ich mirs auch gefallen las- sen. -- Jch heiß sie nicht eilen, wenn sie ihr Herz das nicht selbst heißt, -- so bin ich ohnehin ver- lohren. -- v. Gröningseck. Das thuts gewiß. Evchen. Jetzt, Gröningseck! ja! das glaub ich ihnen, traus ihrer Rechtschaffenheit zu. Wer kann mir aber für die Zukunft stehn? -- niemand; sie selbst nicht! -- Keins von uns hat im Buche der Vorsehung sein Schicksal gelesen: -- eine innre Stimme, die ich aber immer zu betäuben suche, sagt mir, das Meinige wäre mit Blut geschrieben. v. Gröningseck. Evchen! wie kommen sie da dran? Evchen. Wie? auf die leichteste, simpelste Art von der Welt. -- Den Fall gesetzt, sie hielten ihr Wort nicht -- v. Gröningseck. Der Fall ist aber unmög- lich! -- Evchen.
lein fuͤhren. — Wenn ſie in Kleinigkeiten nicht Wort halten, wie ſoll ich ihnen in wichtigern An- gelegenheiten trauen? Jch will ihnen wenigſtens einen Meyneid erſparen. — Wer einmal in Feu- ersnoth geweſen, und das zweytemal nicht vor- ſichtig iſt, verdient es, daß er darinn umkommt. — Bis wann denken ſie wieder hier zu ſeyn? v. Groͤningseck. Zwey Monat werden mit der Reiſe wohl drauf gehn. Evchen. Zwey Monat! — Da wird mir das Herz noch manchmal klopfen: — aber, das muß nun ſeyn, folglich muß ich mirs auch gefallen laſ- ſen. — Jch heiß ſie nicht eilen, wenn ſie ihr Herz das nicht ſelbſt heißt, — ſo bin ich ohnehin ver- lohren. — v. Groͤningseck. Das thuts gewiß. Evchen. Jetzt, Groͤningseck! ja! das glaub ich ihnen, traus ihrer Rechtſchaffenheit zu. Wer kann mir aber fuͤr die Zukunft ſtehn? — niemand; ſie ſelbſt nicht! — Keins von uns hat im Buche der Vorſehung ſein Schickſal geleſen: — eine innre Stimme, die ich aber immer zu betaͤuben ſuche, ſagt mir, das Meinige waͤre mit Blut geſchrieben. v. Groͤningseck. Evchen! wie kommen ſie da dran? Evchen. Wie? auf die leichteſte, ſimpelſte Art von der Welt. — Den Fall geſetzt, ſie hielten ihr Wort nicht — v. Groͤningseck. Der Fall iſt aber unmoͤg- lich! — Evchen.
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nichts, das weiß ich, und dennoch kann er zu al-
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Wort halten, wie ſoll ich ihnen in wichtigern An-
gelegenheiten trauen? Jch will ihnen wenigſtens
einen Meyneid erſparen. — Wer einmal in Feu-
ersnoth geweſen, und das zweytemal nicht vor-
ſichtig iſt, verdient es, daß er darinn umkommt.
— Bis wann denken ſie wieder hier zu ſeyn?
v. Groͤningseck. Zwey Monat werden mit der
Reiſe wohl drauf gehn.
Evchen. Zwey Monat! — Da wird mir das
Herz noch manchmal klopfen: — aber, das muß
nun ſeyn, folglich muß ich mirs auch gefallen laſ-
ſen. — Jch heiß ſie nicht eilen, wenn ſie ihr Herz
das nicht ſelbſt heißt, — ſo bin ich ohnehin ver-
lohren. —
v. Groͤningseck. Das thuts gewiß.
Evchen. Jetzt, Groͤningseck! ja! das glaub ich
ihnen, traus ihrer Rechtſchaffenheit zu. Wer kann
mir aber fuͤr die Zukunft ſtehn? — niemand; ſie
ſelbſt nicht! — Keins von uns hat im Buche der
Vorſehung ſein Schickſal geleſen: — eine innre
Stimme, die ich aber immer zu betaͤuben ſuche,
ſagt mir, das Meinige waͤre mit Blut geſchrieben.
v. Groͤningseck. Evchen! wie kommen ſie da
dran?
Evchen. Wie? auf die leichteſte, ſimpelſte Art
von der Welt. — Den Fall geſetzt, ſie hielten ihr
Wort nicht —
v. Groͤningseck. Der Fall iſt aber unmoͤg-
lich! —
Evchen.
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