Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


so kann er doch seine gute Würkung haben. Ev-
chen wird jedes Wort verstehn, und vielleicht be-
ruhigt sie das, wenigstens zum Theil. Da ich
keinen sichren Weg weiß ihr einen Brief zuzubrin-
gen --
v Hasenpoth. Du hast ihr also noch nie ge-
schrieben?
v. Gröningseck Nein! -- da ich sie, seit
dem ich im Haus bin, noch nicht einen Augenblick
ohne Zeugen gesprochen habe, so mußt ichs auf
diese Art angreifen.
v. Hasenpoth. So sag mir denn nur, was
du eigentlich mit ihr vorhast? soviel ich muthmaße
hat ihre Melancholie physische Ursachen zum
Grund.
v. Gröningseck Das hat sie, ja! -- sie ist
schwanger. -- Jch hab schon zuviel gestanden,
um dieses läugnen zu können. -- Ueberdies taugt
eine halbe confidence ihr Lebtag nichts. -- Aber
eben, weil sie es ist, von mir -- fühlst du, was
das heißt? -- von mir es ist, so könntest du,
dächt ich, eben so gewiß auch muthmaßen, was ich
mit ihr vorhab; was ich thun werde, thun muß.
Jch werde sie heyrathen.
v. Hasenpoth. Du?
v. Gröningseck. Jch! -- Das ist wohl der
geringste Ersatz, den ich ihr geben kann.
v. Hasenpoth. Der Lieutenant von Grönigs-
eck die Humbrechtin! -- Unmöglich!
v. Grö-


ſo kann er doch ſeine gute Wuͤrkung haben. Ev-
chen wird jedes Wort verſtehn, und vielleicht be-
ruhigt ſie das, wenigſtens zum Theil. Da ich
keinen ſichren Weg weiß ihr einen Brief zuzubrin-
gen —
v Haſenpoth. Du haſt ihr alſo noch nie ge-
ſchrieben?
v. Groͤningseck Nein! — da ich ſie, ſeit
dem ich im Haus bin, noch nicht einen Augenblick
ohne Zeugen geſprochen habe, ſo mußt ichs auf
dieſe Art angreifen.
v. Haſenpoth. So ſag mir denn nur, was
du eigentlich mit ihr vorhaſt? ſoviel ich muthmaße
hat ihre Melancholie phyſiſche Urſachen zum
Grund.
v. Groͤningseck Das hat ſie, ja! — ſie iſt
ſchwanger. — Jch hab ſchon zuviel geſtanden,
um dieſes laͤugnen zu koͤnnen. — Ueberdies taugt
eine halbe confidence ihr Lebtag nichts. — Aber
eben, weil ſie es iſt, von mir — fuͤhlſt du, was
das heißt? — von mir es iſt, ſo koͤnnteſt du,
daͤcht ich, eben ſo gewiß auch muthmaßen, was ich
mit ihr vorhab; was ich thun werde, thun muß.
Jch werde ſie heyrathen.
v. Haſenpoth. Du?
v. Groͤningseck. Jch! — Das iſt wohl der
geringſte Erſatz, den ich ihr geben kann.
v. Haſenpoth. Der Lieutenant von Groͤnigs-
eck die Humbrechtin! — Unmoͤglich!
v. Groͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#GRN">
          <p><pb facs="#f0062" n="60"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> &#x017F;o kann er doch &#x017F;eine gute Wu&#x0364;rkung haben. Ev-<lb/>
chen wird jedes Wort ver&#x017F;tehn, und vielleicht be-<lb/>
ruhigt &#x017F;ie das, wenig&#x017F;tens zum Theil. Da ich<lb/>
keinen &#x017F;ichren Weg weiß ihr einen Brief zuzubrin-<lb/>
gen &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HAS">
          <speaker> <hi rendition="#b">v Ha&#x017F;enpoth.</hi> </speaker>
          <p>Du ha&#x017F;t ihr al&#x017F;o noch nie ge-<lb/>
&#x017F;chrieben?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GRN">
          <speaker> <hi rendition="#b">v. Gro&#x0364;ningseck</hi> </speaker>
          <p>Nein! &#x2014; da ich &#x017F;ie, &#x017F;eit<lb/>
dem ich im Haus bin, noch nicht einen Augenblick<lb/>
ohne Zeugen ge&#x017F;prochen habe, &#x017F;o mußt ichs auf<lb/>
die&#x017F;e Art angreifen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HAS">
          <speaker> <hi rendition="#b">v. Ha&#x017F;enpoth.</hi> </speaker>
          <p>So &#x017F;ag mir denn nur, was<lb/>
du eigentlich mit ihr vorha&#x017F;t? &#x017F;oviel ich muthmaße<lb/>
hat ihre Melancholie phy&#x017F;i&#x017F;che Ur&#x017F;achen zum<lb/>
Grund.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GRN">
          <speaker> <hi rendition="#b">v. Gro&#x0364;ningseck</hi> </speaker>
          <p>Das hat &#x017F;ie, ja! &#x2014; &#x017F;ie i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;chwanger. &#x2014; Jch hab &#x017F;chon zuviel ge&#x017F;tanden,<lb/>
um die&#x017F;es la&#x0364;ugnen zu ko&#x0364;nnen. &#x2014; Ueberdies taugt<lb/>
eine halbe <hi rendition="#aq">confidence</hi> ihr Lebtag nichts. &#x2014; Aber<lb/>
eben, weil &#x017F;ie es i&#x017F;t, von <hi rendition="#fr">mir</hi> &#x2014; fu&#x0364;hl&#x017F;t du, was<lb/>
das heißt? &#x2014; von <hi rendition="#fr">mir</hi> es i&#x017F;t, &#x017F;o ko&#x0364;nnte&#x017F;t du,<lb/>
da&#x0364;cht ich, eben &#x017F;o gewiß auch muthmaßen, was ich<lb/>
mit ihr vorhab; was ich thun werde, thun <hi rendition="#fr">muß.</hi><lb/>
Jch werde &#x017F;ie heyrathen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HAS">
          <speaker> <hi rendition="#b">v. Ha&#x017F;enpoth.</hi> </speaker>
          <p>Du?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GRN">
          <speaker> <hi rendition="#b">v. Gro&#x0364;ningseck.</hi> </speaker>
          <p>Jch! &#x2014; Das i&#x017F;t wohl der<lb/>
gering&#x017F;te Er&#x017F;atz, den ich ihr geben kann.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HAS">
          <speaker> <hi rendition="#b">v. Ha&#x017F;enpoth.</hi> </speaker>
          <p>Der Lieutenant von Gro&#x0364;nigs-<lb/>
eck die Humbrechtin! &#x2014; Unmo&#x0364;glich!</p>
        </sp><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">v. Gro&#x0364;-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0062] ſo kann er doch ſeine gute Wuͤrkung haben. Ev- chen wird jedes Wort verſtehn, und vielleicht be- ruhigt ſie das, wenigſtens zum Theil. Da ich keinen ſichren Weg weiß ihr einen Brief zuzubrin- gen — v Haſenpoth. Du haſt ihr alſo noch nie ge- ſchrieben? v. Groͤningseck Nein! — da ich ſie, ſeit dem ich im Haus bin, noch nicht einen Augenblick ohne Zeugen geſprochen habe, ſo mußt ichs auf dieſe Art angreifen. v. Haſenpoth. So ſag mir denn nur, was du eigentlich mit ihr vorhaſt? ſoviel ich muthmaße hat ihre Melancholie phyſiſche Urſachen zum Grund. v. Groͤningseck Das hat ſie, ja! — ſie iſt ſchwanger. — Jch hab ſchon zuviel geſtanden, um dieſes laͤugnen zu koͤnnen. — Ueberdies taugt eine halbe confidence ihr Lebtag nichts. — Aber eben, weil ſie es iſt, von mir — fuͤhlſt du, was das heißt? — von mir es iſt, ſo koͤnnteſt du, daͤcht ich, eben ſo gewiß auch muthmaßen, was ich mit ihr vorhab; was ich thun werde, thun muß. Jch werde ſie heyrathen. v. Haſenpoth. Du? v. Groͤningseck. Jch! — Das iſt wohl der geringſte Erſatz, den ich ihr geben kann. v. Haſenpoth. Der Lieutenant von Groͤnigs- eck die Humbrechtin! — Unmoͤglich! v. Groͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/62
Zitationshilfe: Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/62>, abgerufen am 04.05.2024.