müdlicher Begier nach immer höheren Voll¬ kommenheiten, und nicht in einer, sondern in allen Arten; und mit dem Studium der Geheimnisse des Pinsels verband er die fleißig¬ ste Beobachtung, die, als sein Genius, ihn durch alle Scenen des gewöhnlichen Lebens leitete, und ihn auf allen seinen Wegen, wo andre es nicht ahndeten, die schönsten Früchte für sein Lieblingsfach einsammeln ließ. Also war er selber das größeste Beyspiel zu den Lehren, die er in seinem vortrefflichen Werke von der Mahlerey ertheilt, daß nämlich ein Mahler sich allgemein machen solle, und nicht alle Dinge nach einem einzigen ange¬ wöhnten Handgriff, sondern ein jedes nach seiner besonderen Eigenthümlichkeit darstellen müsse; -- und denn, daß man sich nicht an einen Meister hängen, sondern selbst frey die Natur in allem ihren Wesen erforschen solle, indem man sonst ein Enkel, nicht aber
müdlicher Begier nach immer höheren Voll¬ kommenheiten, und nicht in einer, ſondern in allen Arten; und mit dem Studium der Geheimniſſe des Pinſels verband er die fleißig¬ ſte Beobachtung, die, als ſein Genius, ihn durch alle Scenen des gewöhnlichen Lebens leitete, und ihn auf allen ſeinen Wegen, wo andre es nicht ahndeten, die ſchönſten Früchte für ſein Lieblingsfach einſammeln ließ. Alſo war er ſelber das größeſte Beyſpiel zu den Lehren, die er in ſeinem vortrefflichen Werke von der Mahlerey ertheilt, daß nämlich ein Mahler ſich allgemein machen ſolle, und nicht alle Dinge nach einem einzigen ange¬ wöhnten Handgriff, ſondern ein jedes nach ſeiner beſonderen Eigenthümlichkeit darſtellen müſſe; — und denn, daß man ſich nicht an einen Meiſter hängen, ſondern ſelbſt frey die Natur in allem ihren Weſen erforſchen ſolle, indem man ſonſt ein Enkel, nicht aber
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müdlicher Begier nach immer höheren Voll¬
kommenheiten, und nicht in einer, ſondern
in allen Arten; und mit dem Studium der
Geheimniſſe des Pinſels verband er die fleißig¬
ſte Beobachtung, die, als ſein Genius, ihn
durch alle Scenen des gewöhnlichen Lebens
leitete, und ihn auf allen ſeinen Wegen, wo
andre es nicht ahndeten, die ſchönſten Früchte
für ſein Lieblingsfach einſammeln ließ. Alſo
war er ſelber das größeſte Beyſpiel zu den
Lehren, die er in ſeinem vortrefflichen Werke
von der Mahlerey ertheilt, daß nämlich ein
Mahler ſich allgemein machen ſolle, und
nicht alle Dinge nach einem einzigen ange¬
wöhnten Handgriff, ſondern ein jedes nach
ſeiner beſonderen Eigenthümlichkeit darſtellen
müſſe; — und denn, daß man ſich nicht an
einen Meiſter hängen, ſondern ſelbſt frey
die Natur in allem ihren Weſen erforſchen
ſolle, indem man ſonſt ein Enkel, nicht aber
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/77>, abgerufen am 22.11.2024.
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