der Kunst zu finden. Denn wenn ein Wort meine Gefühle ausdrücken soll, so muß es Liebe seyn, die jetzt mein Herz und meinen Geist regiert.
Es ist mir zu Muthe, als wenn ein Vor¬ hang von meinem Leben hinweggezogen wäre, und ich nun erst das zu sehn bekäme, was die Menschen immer die Natur und die Schönheit der Welt nennen. Alle Berge, alle Wolken, der Himmel und sein Abend¬ roth sind jetzt anders und näher zu mir her¬ abgezogen; mit Liebe und unaussprechlicher Sehnsucht möcht' ich jetzt Raphael umfan¬ gen, der nun unter den Engeln wohnt, weil er für uns und diese Erde zu gut und zu erhaben war: heiße Thränen der Begeiste¬ rung, der reinsten Ehrfurcht treten in mein irdisches Auge, und machen meinen Sinn himmlischtrunken, wenn ich jetzt vor seinen Werken stehe, und sie mir tief in Sinn und
der Kunſt zu finden. Denn wenn ein Wort meine Gefühle ausdrücken ſoll, ſo muß es Liebe ſeyn, die jetzt mein Herz und meinen Geiſt regiert.
Es iſt mir zu Muthe, als wenn ein Vor¬ hang von meinem Leben hinweggezogen wäre, und ich nun erſt das zu ſehn bekäme, was die Menſchen immer die Natur und die Schönheit der Welt nennen. Alle Berge, alle Wolken, der Himmel und ſein Abend¬ roth ſind jetzt anders und näher zu mir her¬ abgezogen; mit Liebe und unausſprechlicher Sehnſucht möcht' ich jetzt Raphael umfan¬ gen, der nun unter den Engeln wohnt, weil er für uns und dieſe Erde zu gut und zu erhaben war: heiße Thränen der Begeiſte¬ rung, der reinſten Ehrfurcht treten in mein irdiſches Auge, und machen meinen Sinn himmliſchtrunken, wenn ich jetzt vor ſeinen Werken ſtehe, und ſie mir tief in Sinn und
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der Kunſt zu finden. Denn wenn ein Wort
meine Gefühle ausdrücken ſoll, ſo muß es
Liebe ſeyn, die jetzt mein Herz und meinen
Geiſt regiert.
Es iſt mir zu Muthe, als wenn ein Vor¬
hang von meinem Leben hinweggezogen wäre,
und ich nun erſt das zu ſehn bekäme, was
die Menſchen immer die Natur und die
Schönheit der Welt nennen. Alle Berge,
alle Wolken, der Himmel und ſein Abend¬
roth ſind jetzt anders und näher zu mir her¬
abgezogen; mit Liebe und unausſprechlicher
Sehnſucht möcht' ich jetzt Raphael umfan¬
gen, der nun unter den Engeln wohnt, weil
er für uns und dieſe Erde zu gut und zu
erhaben war: heiße Thränen der Begeiſte¬
rung, der reinſten Ehrfurcht treten in mein
irdiſches Auge, und machen meinen Sinn
himmliſchtrunken, wenn ich jetzt vor ſeinen
Werken ſtehe, und ſie mir tief in Sinn und
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/62>, abgerufen am 22.11.2024.
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