Sense bewaffnet, zu deren Füßen lauter Särge aus dem Wagen herumstanden. Aber der langsame Zug hielt an:-- und bey dem dumpfen Dröhnen von seltsamen Hörnern, deren banger, schauerlicher Ton Mark und Gebein durchzitterte, -- und bey dem zau¬ berhaften Schein entfernter Fackeln, -- stie¬ gen, -- wobey alles Volk von einem stillen Grauen ergriffen ward, -- aus den sich öff¬ nenden Särgen, langsam, weiße Gerippe mit halbem Leibe hervor, setzten sich auf den Sarg, und erfüllten die Luft mit einem fin¬ stern, hohlen Gesange, der, von den Hör¬ nertönen durchmischt, das Blut in den Adern gerinnen machte. Sie sangen darin von den Schrecknissen des Todes, und daß alle, die jetzt lebendig sie anschauten, bald auch solche Knochengestalten seyn würden, wie sie. Rings um den Wagen herum, und hinter dem Wagen, drängte sich ein großer, ver¬
Senſe bewaffnet, zu deren Füßen lauter Särge aus dem Wagen herumſtanden. Aber der langſame Zug hielt an:— und bey dem dumpfen Dröhnen von ſeltſamen Hörnern, deren banger, ſchauerlicher Ton Mark und Gebein durchzitterte, — und bey dem zau¬ berhaften Schein entfernter Fackeln, — ſtie¬ gen, — wobey alles Volk von einem ſtillen Grauen ergriffen ward, — aus den ſich öff¬ nenden Särgen, langſam, weiße Gerippe mit halbem Leibe hervor, ſetzten ſich auf den Sarg, und erfüllten die Luft mit einem fin¬ ſtern, hohlen Geſange, der, von den Hör¬ nertönen durchmiſcht, das Blut in den Adern gerinnen machte. Sie ſangen darin von den Schreckniſſen des Todes, und daß alle, die jetzt lebendig ſie anſchauten, bald auch ſolche Knochengeſtalten ſeyn würden, wie ſie. Rings um den Wagen herum, und hinter dem Wagen, drängte ſich ein großer, ver¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0157"n="149"/>
Senſe bewaffnet, zu deren Füßen lauter<lb/>
Särge aus dem Wagen herumſtanden. Aber<lb/>
der langſame Zug hielt an:— und bey dem<lb/>
dumpfen Dröhnen von ſeltſamen Hörnern,<lb/>
deren banger, ſchauerlicher Ton Mark und<lb/>
Gebein durchzitterte, — und bey dem zau¬<lb/>
berhaften Schein entfernter Fackeln, —ſtie¬<lb/>
gen, — wobey alles Volk von einem ſtillen<lb/>
Grauen ergriffen ward, — aus den ſich öff¬<lb/>
nenden Särgen, langſam, weiße Gerippe<lb/>
mit halbem Leibe hervor, ſetzten ſich auf den<lb/>
Sarg, und erfüllten die Luft mit einem fin¬<lb/>ſtern, hohlen Geſange, der, von den Hör¬<lb/>
nertönen durchmiſcht, das Blut in den Adern<lb/>
gerinnen machte. Sie ſangen darin von<lb/>
den Schreckniſſen des Todes, und daß alle,<lb/>
die jetzt lebendig ſie anſchauten, bald auch<lb/>ſolche Knochengeſtalten ſeyn würden, wie ſie.<lb/>
Rings um den Wagen herum, und hinter<lb/>
dem Wagen, drängte ſich ein großer, ver¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[149/0157]
Senſe bewaffnet, zu deren Füßen lauter
Särge aus dem Wagen herumſtanden. Aber
der langſame Zug hielt an:— und bey dem
dumpfen Dröhnen von ſeltſamen Hörnern,
deren banger, ſchauerlicher Ton Mark und
Gebein durchzitterte, — und bey dem zau¬
berhaften Schein entfernter Fackeln, — ſtie¬
gen, — wobey alles Volk von einem ſtillen
Grauen ergriffen ward, — aus den ſich öff¬
nenden Särgen, langſam, weiße Gerippe
mit halbem Leibe hervor, ſetzten ſich auf den
Sarg, und erfüllten die Luft mit einem fin¬
ſtern, hohlen Geſange, der, von den Hör¬
nertönen durchmiſcht, das Blut in den Adern
gerinnen machte. Sie ſangen darin von
den Schreckniſſen des Todes, und daß alle,
die jetzt lebendig ſie anſchauten, bald auch
ſolche Knochengeſtalten ſeyn würden, wie ſie.
Rings um den Wagen herum, und hinter
dem Wagen, drängte ſich ein großer, ver¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/157>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.