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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.

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fühle, welche wie verhüllte Engel zu uns
herniedersteigen, hochmüthig von sich wei¬
sen? -- Ich ehre sie in tiefer Demuth; denn
es ist große Gnade von Gott, daß er uns
diese ächten Zeugen der Wahrheit herabsen¬
det. Ich falte die Hände, und bete an. --

Die Kunst ist eine Sprache ganz ande¬
rer Art, als die Natur; aber auch ihr ist,
durch ähnliche dunkle und geheime Wege,
eine wunderbare Kraft auf das Herz des
Menschen eigen. Sie redet durch Bilder der
Menschen, und bedienet sich also einer Hie¬
roglyphenschrift, deren Zeichen wir dem Äußern
nach, kennen und verstehen. Aber sie schmelzt
das Geistige und Unsinnliche, auf eine so
rührende und bewundernswürdige Weise, in
die sichtbaren Gestalten hinein, daß wie¬
derum unser ganzes Wesen, und alles, was
an uns ist, von Grund auf bewegt und er¬
schüttert wird. Manche Gemählde aus der

fühle, welche wie verhüllte Engel zu uns
herniederſteigen, hochmüthig von ſich wei¬
ſen? — Ich ehre ſie in tiefer Demuth; denn
es iſt große Gnade von Gott, daß er uns
dieſe ächten Zeugen der Wahrheit herabſen¬
det. Ich falte die Hände, und bete an. —

Die Kunſt iſt eine Sprache ganz ande¬
rer Art, als die Natur; aber auch ihr iſt,
durch ähnliche dunkle und geheime Wege,
eine wunderbare Kraft auf das Herz des
Menſchen eigen. Sie redet durch Bilder der
Menſchen, und bedienet ſich alſo einer Hie¬
roglyphenſchrift, deren Zeichen wir dem Äußern
nach, kennen und verſtehen. Aber ſie ſchmelzt
das Geiſtige und Unſinnliche, auf eine ſo
rührende und bewundernswürdige Weiſe, in
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derum unſer ganzes Weſen, und alles, was
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[136/0144] fühle, welche wie verhüllte Engel zu uns herniederſteigen, hochmüthig von ſich wei¬ ſen? — Ich ehre ſie in tiefer Demuth; denn es iſt große Gnade von Gott, daß er uns dieſe ächten Zeugen der Wahrheit herabſen¬ det. Ich falte die Hände, und bete an. — Die Kunſt iſt eine Sprache ganz ande¬ rer Art, als die Natur; aber auch ihr iſt, durch ähnliche dunkle und geheime Wege, eine wunderbare Kraft auf das Herz des Menſchen eigen. Sie redet durch Bilder der Menſchen, und bedienet ſich alſo einer Hie¬ roglyphenſchrift, deren Zeichen wir dem Äußern nach, kennen und verſtehen. Aber ſie ſchmelzt das Geiſtige und Unſinnliche, auf eine ſo rührende und bewundernswürdige Weiſe, in die ſichtbaren Geſtalten hinein, daß wie¬ derum unſer ganzes Weſen, und alles, was an uns iſt, von Grund auf bewegt und er¬ ſchüttert wird. Manche Gemählde aus der

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Zitationshilfe: Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/144>, abgerufen am 24.11.2024.