Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.nicht wohl darüber reden, noch jemanden Aber ich will jetzt meine Blicke von dir Nicht bloß unter italienischem Himmel, I
nicht wohl darüber reden, noch jemanden Aber ich will jetzt meine Blicke von dir Nicht bloß unter italieniſchem Himmel, I
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="129"/> nicht wohl darüber reden, noch jemanden<lb/> deutlich auseinanderſetzen konnte, woraus mir<lb/> überall das Göttliche hervorleuchte.</p><lb/> <p>Aber ich will jetzt meine Blicke von dir<lb/> nicht abwenden, mein Albrecht. Vergleichung<lb/> iſt ein gefährlicher Feind des Genuſſes; auch<lb/> die höchſte Schönheit der Kunſt übt nur<lb/> dann, wie ſie ſoll, ihre volle Gewalt an<lb/> uns aus, wenn unſer Auge nicht zugleich<lb/> ſeitwärts auf andere Schönheit blickt. Der<lb/> Himmel hat ſeine Gaben unter die großen<lb/> Künſtler der Erde ſo vertheilet, daß wir<lb/> durchaus genöthiget werden, vor einem jeg¬<lb/> lichen ſtille zu ſtehen, und jeglichem ſeinen<lb/> Antheil unſrer Verehrung zu opfern.</p><lb/> <p>Nicht bloß unter italieniſchem Himmel,<lb/> unter majeſtätiſchen Kuppeln und korinthi¬<lb/> ſchen Säulen; — auch unter Spitzgewölben,<lb/> kraus-verzierten Gebäuden und gothiſchen<lb/> Thürmen, wächſt wahre Kunſt hervor.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">I<lb/></fw> </div> </body> </text> </TEI> [129/0137]
nicht wohl darüber reden, noch jemanden
deutlich auseinanderſetzen konnte, woraus mir
überall das Göttliche hervorleuchte.
Aber ich will jetzt meine Blicke von dir
nicht abwenden, mein Albrecht. Vergleichung
iſt ein gefährlicher Feind des Genuſſes; auch
die höchſte Schönheit der Kunſt übt nur
dann, wie ſie ſoll, ihre volle Gewalt an
uns aus, wenn unſer Auge nicht zugleich
ſeitwärts auf andere Schönheit blickt. Der
Himmel hat ſeine Gaben unter die großen
Künſtler der Erde ſo vertheilet, daß wir
durchaus genöthiget werden, vor einem jeg¬
lichen ſtille zu ſtehen, und jeglichem ſeinen
Antheil unſrer Verehrung zu opfern.
Nicht bloß unter italieniſchem Himmel,
unter majeſtätiſchen Kuppeln und korinthi¬
ſchen Säulen; — auch unter Spitzgewölben,
kraus-verzierten Gebäuden und gothiſchen
Thürmen, wächſt wahre Kunſt hervor.
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