inniger Theilnahme und freundlichem Ernst, die eurer lebendigen Einbildung befreunde¬ ten Wesen, auf die Tafel treu und langsam auftraget. -- Aber die Neueren scheinen gar nicht zu wollen, daß man ernsthaft an dem, was sie uns vorstellen, Theil nehmen solle; sie arbeiten für vornehme Herren, welche von der Kunst nicht gerührt und veredelt, sondern aufs höchste geblendet und gekitzelt seyn wollen; sie bestreben sich, ihr Gemählde zu einem Probestück von recht vielen lieb¬ lichen und täuschenden Farben zu machen; sie prüfen ihren Witz in Ausstreuung des Lichtes und Schattens; -- aber die Men¬ schenfiguren scheinen öfters bloß um der Far¬ ben und um des Lichtes willen, wahrlich ich möchte sagen, als ein nothwendiges Übel im Bilde zu stehen.
Wehe muß ich rufen über unser Zeital¬ ter, daß es die Kunst so bloß als ein leicht¬
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inniger Theilnahme und freundlichem Ernſt, die eurer lebendigen Einbildung befreunde¬ ten Weſen, auf die Tafel treu und langſam auftraget. — Aber die Neueren ſcheinen gar nicht zu wollen, daß man ernſthaft an dem, was ſie uns vorſtellen, Theil nehmen ſolle; ſie arbeiten für vornehme Herren, welche von der Kunſt nicht gerührt und veredelt, ſondern aufs höchſte geblendet und gekitzelt ſeyn wollen; ſie beſtreben ſich, ihr Gemählde zu einem Probeſtück von recht vielen lieb¬ lichen und täuſchenden Farben zu machen; ſie prüfen ihren Witz in Ausſtreuung des Lichtes und Schattens; — aber die Men¬ ſchenfiguren ſcheinen öfters bloß um der Far¬ ben und um des Lichtes willen, wahrlich ich möchte ſagen, als ein nothwendiges Übel im Bilde zu ſtehen.
Wehe muß ich rufen über unſer Zeital¬ ter, daß es die Kunſt ſo bloß als ein leicht¬
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inniger Theilnahme und freundlichem Ernſt,
die eurer lebendigen Einbildung befreunde¬
ten Weſen, auf die Tafel treu und langſam
auftraget. — Aber die Neueren ſcheinen
gar nicht zu wollen, daß man ernſthaft an
dem, was ſie uns vorſtellen, Theil nehmen
ſolle; ſie arbeiten für vornehme Herren, welche
von der Kunſt nicht gerührt und veredelt,
ſondern aufs höchſte geblendet und gekitzelt
ſeyn wollen; ſie beſtreben ſich, ihr Gemählde
zu einem Probeſtück von recht vielen lieb¬
lichen und täuſchenden Farben zu machen;
ſie prüfen ihren Witz in Ausſtreuung des
Lichtes und Schattens; — aber die Men¬
ſchenfiguren ſcheinen öfters bloß um der Far¬
ben und um des Lichtes willen, wahrlich ich
möchte ſagen, als ein nothwendiges Übel im
Bilde zu ſtehen.
Wehe muß ich rufen über unſer Zeital¬
ter, daß es die Kunſt ſo bloß als ein leicht¬
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/123>, abgerufen am 24.11.2024.
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