Und man erkannte leicht, daß ihnen ein Himmlischer beistand. Denn bald stürzten sie wütend sich unter den Haufen, und würgten Links und rechts durch den Saal: mit dem Krachen zerschlagener Schädel Tönte das Jammergeschrei, und Blut floß über den Boden. Also kamen wir um, Agamemnon, und unsere Leiber 185 Liegen noch unbestatet im Hause des edlen Odüßeus. Denn noch wißen esnicht die Freund' in unseren Häusern, Daß sie das schwarze Blut aus den Wunden waschen, und klagend Unsere Bahr' umringen: die lezte Ehre der Todten!
Ihm antwortete drauf die Seele des großen Atreiden: 190 Glücklicher Sohn Laertäs, erfindungsreicher Odüßeus, Wahrlich dir ward ein Weib von großer Tugend beschieden! Welche trefliche Seele hat doch Ikarios Tochter Pänelopeia! Wie treu die Edle dem Manne der Jugend, Ihrem Odüßeus, blieb! O nimmer verschwindet der Nachruhm 195 Ihrer Tugend; die Götter verewigen unter den Menschen Durch den schönsten Gesang die keusche Pänelopeia! Nicht wie Tündareos Tochter verübte sie schändliche Thaten, V. 198. Welche den Mann der Jugend erschlug, und ein ewiges Schandlied Unter den Sterblichen ist; denn sie hat auf immer der Weiber 200 Namen entehrt, wenn eine sich auch des Guten befleißigt!
Also besprachen sich jezo die Luftgebilde der Todten, Unter der Erde stehend, in Aidäs dunkler Behausung.
Jene gingen den Weg von der Stadt hinunter, und kamen Bald zu dem wohlbestellten und schönen Hofe Laertäs, 205
V. 198. Agamemnons Gemahlin Klütaimnästra war Tündareos Tochter, und Helenens Schwester.
Oduͤßee.
Und man erkannte leicht, daß ihnen ein Himmliſcher beiſtand. Denn bald ſtuͤrzten ſie wuͤtend ſich unter den Haufen, und wuͤrgten Links und rechts durch den Saal: mit dem Krachen zerſchlagener Schaͤdel Toͤnte das Jammergeſchrei, und Blut floß uͤber den Boden. Alſo kamen wir um, Agamemnon, und unſere Leiber 185 Liegen noch unbeſtatet im Hauſe des edlen Oduͤßeus. Denn noch wißen esnicht die Freund' in unſeren Haͤuſern, Daß ſie das ſchwarze Blut aus den Wunden waſchen, und klagend Unſere Bahr' umringen: die lezte Ehre der Todten!
Ihm antwortete drauf die Seele des großen Atreiden: 190 Gluͤcklicher Sohn Laertaͤs, erfindungsreicher Oduͤßeus, Wahrlich dir ward ein Weib von großer Tugend beſchieden! Welche trefliche Seele hat doch Ikarios Tochter Paͤnelopeia! Wie treu die Edle dem Manne der Jugend, Ihrem Oduͤßeus, blieb! O nimmer verſchwindet der Nachruhm 195 Ihrer Tugend; die Goͤtter verewigen unter den Menſchen Durch den ſchoͤnſten Geſang die keuſche Paͤnelopeia! Nicht wie Tuͤndareos Tochter veruͤbte ſie ſchaͤndliche Thaten, V. 198. Welche den Mann der Jugend erſchlug, und ein ewiges Schandlied Unter den Sterblichen iſt; denn ſie hat auf immer der Weiber 200 Namen entehrt, wenn eine ſich auch des Guten befleißigt!
Alſo beſprachen ſich jezo die Luftgebilde der Todten, Unter der Erde ſtehend, in Aïdaͤs dunkler Behauſung.
Jene gingen den Weg von der Stadt hinunter, und kamen Bald zu dem wohlbeſtellten und ſchoͤnen Hofe Laertaͤs, 205
V. 198. Agamemnons Gemahlin Kluͤtaimnaͤſtra war Tuͤndareos Tochter, und Helenens Schweſter.
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Oduͤßee.
Und man erkannte leicht, daß ihnen ein Himmliſcher beiſtand.
Denn bald ſtuͤrzten ſie wuͤtend ſich unter den Haufen, und wuͤrgten
Links und rechts durch den Saal: mit dem Krachen zerſchlagener Schaͤdel
Toͤnte das Jammergeſchrei, und Blut floß uͤber den Boden.
Alſo kamen wir um, Agamemnon, und unſere Leiber
Liegen noch unbeſtatet im Hauſe des edlen Oduͤßeus.
Denn noch wißen esnicht die Freund' in unſeren Haͤuſern,
Daß ſie das ſchwarze Blut aus den Wunden waſchen, und klagend
Unſere Bahr' umringen: die lezte Ehre der Todten!
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Ihm antwortete drauf die Seele des großen Atreiden:
Gluͤcklicher Sohn Laertaͤs, erfindungsreicher Oduͤßeus,
Wahrlich dir ward ein Weib von großer Tugend beſchieden!
Welche trefliche Seele hat doch Ikarios Tochter
Paͤnelopeia! Wie treu die Edle dem Manne der Jugend,
Ihrem Oduͤßeus, blieb! O nimmer verſchwindet der Nachruhm
Ihrer Tugend; die Goͤtter verewigen unter den Menſchen
Durch den ſchoͤnſten Geſang die keuſche Paͤnelopeia!
Nicht wie Tuͤndareos Tochter veruͤbte ſie ſchaͤndliche Thaten, V. 198.
Welche den Mann der Jugend erſchlug, und ein ewiges Schandlied
Unter den Sterblichen iſt; denn ſie hat auf immer der Weiber
Namen entehrt, wenn eine ſich auch des Guten befleißigt!
190
195
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Alſo beſprachen ſich jezo die Luftgebilde der Todten,
Unter der Erde ſtehend, in Aïdaͤs dunkler Behauſung.
Jene gingen den Weg von der Stadt hinunter, und kamen
Bald zu dem wohlbeſtellten und ſchoͤnen Hofe Laertaͤs,
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V. 198. Agamemnons Gemahlin Kluͤtaimnaͤſtra war Tuͤndareos Tochter, und
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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/462>, abgerufen am 22.07.2024.
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