Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.Odüßee. Für Antinoos bracht' er ein prächtiges blumengesticktesGroßes Frauengewand: zwölf schöne goldene Häklein Waren daran, und faßten in schöngebogene Oesen. Für Eurümachos bracht' er ein köstliches Halsgeschmeide, Lauteres Gold, mit Ambra besezt, der Sonne vergleichbar. 295 Für Eurüdamas brachten zwei Ohrgehenke die Diener, Dreigestirnt, und künstlich gemacht, mit stralender Anmut. Aus Peisandros Palast, des polüktoridischen Königs Brachte der Diener ein reiches und lieblichschimmerndes Halsband. Also schenkte jeder Achaier ein anderes Kleinod. 300 Und das göttliche Weib stieg wieder zur oberen Wohnung; Aber die Freier wandten sich wieder zum Tanz und Gesange, O ihr Mägde Odüßeus, des langabwesenden Königs, Oduͤßee. Fuͤr Antinoos bracht' er ein praͤchtiges blumengeſticktesGroßes Frauengewand: zwoͤlf ſchoͤne goldene Haͤklein Waren daran, und faßten in ſchoͤngebogene Oeſen. Fuͤr Euruͤmachos bracht' er ein koͤſtliches Halsgeſchmeide, Lauteres Gold, mit Ambra beſezt, der Sonne vergleichbar. 295 Fuͤr Euruͤdamas brachten zwei Ohrgehenke die Diener, Dreigeſtirnt, und kuͤnſtlich gemacht, mit ſtralender Anmut. Aus Peiſandros Palaſt, des poluͤktoridiſchen Koͤnigs Brachte der Diener ein reiches und lieblichſchimmerndes Halsband. Alſo ſchenkte jeder Achaier ein anderes Kleinod. 300 Und das goͤttliche Weib ſtieg wieder zur oberen Wohnung; Aber die Freier wandten ſich wieder zum Tanz und Geſange, O ihr Maͤgde Oduͤßeus, des langabweſenden Koͤnigs, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0362" n="356"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Oduͤßee.</hi></fw><lb/> Fuͤr Antinoos bracht' er ein praͤchtiges blumengeſticktes<lb/> Großes Frauengewand: zwoͤlf ſchoͤne goldene Haͤklein<lb/> Waren daran, und faßten in ſchoͤngebogene Oeſen.<lb/> Fuͤr Euruͤmachos bracht' er ein koͤſtliches Halsgeſchmeide,<lb/> Lauteres Gold, mit Ambra beſezt, der Sonne vergleichbar. <note place="right">295</note><lb/> Fuͤr Euruͤdamas brachten zwei Ohrgehenke die Diener,<lb/> Dreigeſtirnt, und kuͤnſtlich gemacht, mit ſtralender Anmut.<lb/> Aus Peiſandros Palaſt, des poluͤktoridiſchen Koͤnigs<lb/> Brachte der Diener ein reiches und lieblichſchimmerndes Halsband.<lb/> Alſo ſchenkte jeder Achaier ein anderes Kleinod. <note place="right">300</note></p><lb/> <p>Und das goͤttliche Weib ſtieg wieder zur oberen Wohnung;<lb/> Ihre Jungfraun trugen der Freier ſchoͤne Geſchenke.</p><lb/> <p>Aber die Freier wandten ſich wieder zum Tanz und Geſange,<lb/> Und beluſtigten ſich, bis ihnen der Abend herabſank.<lb/> Als den Luſtigen nun der dunkle Abend herabſank, <note place="right">305</note><lb/> Sezten ſie alſobald drei Feuerfaͤßer im Saale<lb/> Ihnen zu leuchten umher, und haͤuften trockene Splitter,<lb/> Welche ſie friſch mit dem Erz aus duͤrrem Holze geſpalten,<lb/> Und Kienſtaͤbe darauf. Die Maͤgde des Helden Oduͤßeus<lb/> Gingen vom einen zum andern, und ſchuͤrten die ſinkende Flamme. <note place="right">310</note><lb/> Aber zu ihnen ſprach der goͤttliche weiſe Oduͤßeus:</p><lb/> <p>O ihr Maͤgde Oduͤßeus, des langabweſenden Koͤnigs,<lb/> Geht zu den Wohnungen hin, wo die edle Koͤnigin wohnet;<lb/> Sizt bei ihr im Saale, ſie aufzuheitern, und drehet<lb/> Fleißig die Spindel, oder bereitet die flockichte Wolle. <note place="right">315</note><lb/> Dieſe will ich ſchon alle mit leuchtender Flamme verſorgen.<lb/> Blieben ſie auch die ganze Nacht, bis der Morgen ſich roͤthet;<lb/> Mich ermuͤden ſie nicht; ich bin zum Dulden gehaͤrtet.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [356/0362]
Oduͤßee.
Fuͤr Antinoos bracht' er ein praͤchtiges blumengeſticktes
Großes Frauengewand: zwoͤlf ſchoͤne goldene Haͤklein
Waren daran, und faßten in ſchoͤngebogene Oeſen.
Fuͤr Euruͤmachos bracht' er ein koͤſtliches Halsgeſchmeide,
Lauteres Gold, mit Ambra beſezt, der Sonne vergleichbar.
Fuͤr Euruͤdamas brachten zwei Ohrgehenke die Diener,
Dreigeſtirnt, und kuͤnſtlich gemacht, mit ſtralender Anmut.
Aus Peiſandros Palaſt, des poluͤktoridiſchen Koͤnigs
Brachte der Diener ein reiches und lieblichſchimmerndes Halsband.
Alſo ſchenkte jeder Achaier ein anderes Kleinod.
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Und das goͤttliche Weib ſtieg wieder zur oberen Wohnung;
Ihre Jungfraun trugen der Freier ſchoͤne Geſchenke.
Aber die Freier wandten ſich wieder zum Tanz und Geſange,
Und beluſtigten ſich, bis ihnen der Abend herabſank.
Als den Luſtigen nun der dunkle Abend herabſank,
Sezten ſie alſobald drei Feuerfaͤßer im Saale
Ihnen zu leuchten umher, und haͤuften trockene Splitter,
Welche ſie friſch mit dem Erz aus duͤrrem Holze geſpalten,
Und Kienſtaͤbe darauf. Die Maͤgde des Helden Oduͤßeus
Gingen vom einen zum andern, und ſchuͤrten die ſinkende Flamme.
Aber zu ihnen ſprach der goͤttliche weiſe Oduͤßeus:
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O ihr Maͤgde Oduͤßeus, des langabweſenden Koͤnigs,
Geht zu den Wohnungen hin, wo die edle Koͤnigin wohnet;
Sizt bei ihr im Saale, ſie aufzuheitern, und drehet
Fleißig die Spindel, oder bereitet die flockichte Wolle.
Dieſe will ich ſchon alle mit leuchtender Flamme verſorgen.
Blieben ſie auch die ganze Nacht, bis der Morgen ſich roͤthet;
Mich ermuͤden ſie nicht; ich bin zum Dulden gehaͤrtet.
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