Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.Siebzehnter Gesang. Hat mich Tälemachos weder, noch irgend ein andrer vertheidigt.Sage denn Pänelopeien, sie möcht' in ihren Gemächern Harren, wie sehr sie verlangt, bis erst die Sonne gesunken. 570 Alsdann frage sie mich nach ihres Mannes Zurückkunft, Nahe beim Feuer mich sezend; denn meine Kleider sind elend. Dieses weißt du auch selbst; du warst mein erster Beschüzer. Sprachs; und der Sauhirt eilte, sobald er die Rede vernommen. Bringst du ihn nicht, Eumaios? Warum bedenkt sich der Fremdling? Ihr antwortetest du, Eumaios, Hüter der Schweine: Ihm antwortete drauf die kluge Pänelopeia: 585 Also redete sie. Drauf ging der trefliche Sauhirt Lieber, ich gehe nun weg, die Schwein' und das Andre zu hüten, Siebzehnter Geſang. Hat mich Taͤlemachos weder, noch irgend ein andrer vertheidigt.Sage denn Paͤnelopeien, ſie moͤcht' in ihren Gemaͤchern Harren, wie ſehr ſie verlangt, bis erſt die Sonne geſunken. 570 Alsdann frage ſie mich nach ihres Mannes Zuruͤckkunft, Nahe beim Feuer mich ſezend; denn meine Kleider ſind elend. Dieſes weißt du auch ſelbſt; du warſt mein erſter Beſchuͤzer. Sprachs; und der Sauhirt eilte, ſobald er die Rede vernommen. Bringſt du ihn nicht, Eumaios? Warum bedenkt ſich der Fremdling? Ihr antworteteſt du, Eumaios, Huͤter der Schweine: Ihm antwortete drauf die kluge Paͤnelopeia: 585 Alſo redete ſie. Drauf ging der trefliche Sauhirt Lieber, ich gehe nun weg, die Schwein' und das Andre zu huͤten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0349" n="343"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Siebzehnter Geſang.</hi></fw><lb/> Hat mich Taͤlemachos weder, noch irgend ein andrer vertheidigt.<lb/> Sage denn Paͤnelopeien, ſie moͤcht' in ihren Gemaͤchern<lb/> Harren, wie ſehr ſie verlangt, bis erſt die Sonne geſunken. <note place="right">570</note><lb/> Alsdann frage ſie mich nach ihres Mannes Zuruͤckkunft,<lb/> Nahe beim Feuer mich ſezend; denn meine Kleider ſind elend.<lb/> Dieſes weißt du auch ſelbſt; du warſt mein erſter Beſchuͤzer.</p><lb/> <p>Sprachs; und der Sauhirt eilte, ſobald er die Rede vernommen.<lb/> Als er die Schwelle betrat, da fragte Paͤnelopeia: <note place="right">575</note></p><lb/> <p>Bringſt du ihn nicht, Eumaios? Warum bedenkt ſich der Fremdling?<lb/> Haͤlt ihn etwa die Furcht vor Gewaltthat, oder die Scham ab,<lb/> Durch den Palaſt zu gehn? Ein ſchamhafter Bettler iſt elend!</p><lb/> <p>Ihr antworteteſt du, Eumaios, Huͤter der Schweine:<lb/> Was er ſagt, hat Grund; ſo wuͤrd' auch ein Anderer denken, <note place="right">580</note><lb/> Um den Troz zu vermeiden der uͤbermuͤtigen Maͤnner.<lb/> Darum, bittet er, harre, bis erſt die Sonne geſunken.<lb/> Auch fuͤr dich ſelber iſt der Abend bequemer, o Fuͤrſtin,<lb/> Daß du den fremden Mann allein befrageſt und hoͤreſt.</p><lb/> <p>Ihm antwortete drauf die kluge Paͤnelopeia: <note place="right">585</note><lb/> Wer der Fremdling auch ſei, ſo denkt er nicht unvernuͤnftig;<lb/> Denn an keinem Orte, den ſterbliche Menſchen bewohnen,<lb/> Ueben trozige Maͤnner ſo ausgelaßene Graͤuel!</p><lb/> <p>Alſo redete ſie. Drauf ging der trefliche Sauhirt<lb/> Zu der Freier Verſammlung, da ſein Gewerbe beſtellt war; <note place="right">590</note><lb/> Und er neigte das Haupt zu Taͤlemachos, redete leiſe,<lb/> Daß es die andern nicht hoͤrten, und ſprach die gefluͤgelten Worte:</p><lb/> <p>Lieber, ich gehe nun weg, die Schwein' und das Andre zu huͤten,<lb/> Dein und mein Vermoͤgen; du ſorg' indeßen fuͤr dieſes.<lb/> Aber vor allen erhalte dich ſelbſt, und ſiehe dich wohl vor, <note place="right">595</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [343/0349]
Siebzehnter Geſang.
Hat mich Taͤlemachos weder, noch irgend ein andrer vertheidigt.
Sage denn Paͤnelopeien, ſie moͤcht' in ihren Gemaͤchern
Harren, wie ſehr ſie verlangt, bis erſt die Sonne geſunken.
Alsdann frage ſie mich nach ihres Mannes Zuruͤckkunft,
Nahe beim Feuer mich ſezend; denn meine Kleider ſind elend.
Dieſes weißt du auch ſelbſt; du warſt mein erſter Beſchuͤzer.
570
Sprachs; und der Sauhirt eilte, ſobald er die Rede vernommen.
Als er die Schwelle betrat, da fragte Paͤnelopeia:
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Bringſt du ihn nicht, Eumaios? Warum bedenkt ſich der Fremdling?
Haͤlt ihn etwa die Furcht vor Gewaltthat, oder die Scham ab,
Durch den Palaſt zu gehn? Ein ſchamhafter Bettler iſt elend!
Ihr antworteteſt du, Eumaios, Huͤter der Schweine:
Was er ſagt, hat Grund; ſo wuͤrd' auch ein Anderer denken,
Um den Troz zu vermeiden der uͤbermuͤtigen Maͤnner.
Darum, bittet er, harre, bis erſt die Sonne geſunken.
Auch fuͤr dich ſelber iſt der Abend bequemer, o Fuͤrſtin,
Daß du den fremden Mann allein befrageſt und hoͤreſt.
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Ihm antwortete drauf die kluge Paͤnelopeia:
Wer der Fremdling auch ſei, ſo denkt er nicht unvernuͤnftig;
Denn an keinem Orte, den ſterbliche Menſchen bewohnen,
Ueben trozige Maͤnner ſo ausgelaßene Graͤuel!
585
Alſo redete ſie. Drauf ging der trefliche Sauhirt
Zu der Freier Verſammlung, da ſein Gewerbe beſtellt war;
Und er neigte das Haupt zu Taͤlemachos, redete leiſe,
Daß es die andern nicht hoͤrten, und ſprach die gefluͤgelten Worte:
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Lieber, ich gehe nun weg, die Schwein' und das Andre zu huͤten,
Dein und mein Vermoͤgen; du ſorg' indeßen fuͤr dieſes.
Aber vor allen erhalte dich ſelbſt, und ſiehe dich wohl vor,
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