Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.Siebzehnter Gesang. Selber bei allen Freiern im Saale bittend umhergehn;Denn die Blödigkeit sei dem darbenden Manne nicht heilsam. Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odüßeus: Also sprach er, empfing es mit beiden Händen, und legt' es Höret mich an, ihr Freier der weitgepriesenen Fürstin, 370 Sprachs; und Antinoos schalt den edlen Hirten der Schweine: V. 365. Er ging von der Linken zur Rechten, der guten Vorbedeutung we-
gen. Auch der Wein ward so herumgereicht, daß er den Gästen, die ihr Gesicht nach dem Schenken gekehrt hatten, in eben der Richtung, wie ein glücklicher Vo- gel kam. Siebzehnter Geſang. Selber bei allen Freiern im Saale bittend umhergehn;Denn die Bloͤdigkeit ſei dem darbenden Manne nicht heilſam. Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Oduͤßeus: Alſo ſprach er, empfing es mit beiden Haͤnden, und legt' es Hoͤret mich an, ihr Freier der weitgeprieſenen Fuͤrſtin, 370 Sprachs; und Antinoos ſchalt den edlen Hirten der Schweine: V. 365. Er ging von der Linken zur Rechten, der guten Vorbedeutung we-
gen. Auch der Wein ward ſo herumgereicht, daß er den Gaͤſten, die ihr Geſicht nach dem Schenken gekehrt hatten, in eben der Richtung, wie ein gluͤcklicher Vo- gel kam. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0341" n="335"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Siebzehnter Geſang.</hi></fw><lb/> Selber bei allen Freiern im Saale bittend umhergehn;<lb/> Denn die Bloͤdigkeit ſei dem darbenden Manne nicht heilſam.</p><lb/> <p>Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Oduͤßeus:<lb/> Segne, du herſchender Zeus, Taͤlemachos unter den Maͤnnern,<lb/> Und vollend' ihm alles, was ſeine Seele begehret! <note place="right">355</note></p><lb/> <p>Alſo ſprach er, empfing es mit beiden Haͤnden, und legt' es<lb/> Dort vor den Fuͤßen nieder auf ſeinen haͤßlichen Ranzen;<lb/> Und dann aß er, ſolange das Lied des Saͤngers ertoͤnte.<lb/> Als er jezo geſpeiſt, da ſchwieg auch der goͤttliche Saͤnger.<lb/> Aber die Freier durchlaͤrmten den Saal; und Pallas Athaͤnaͤ <note place="right">360</note><lb/> Nahte ſich abermal dem Laertiaden Oduͤßeus,<lb/> Und ermahnt' ihn, ſich Broſam von allen Freiern zu ſammeln,<lb/> Daß er die mildegeſinnten und ungerechten erkennte;<lb/> Dennoch ſollte nicht Einen die ſchreckliche Rache verſchonen!<lb/> Und er wandte ſich rechts, und trat zu jeglichem Manne, <note place="foot" n="V. 365.">Er ging von der Linken zur Rechten, der guten Vorbedeutung we-<lb/> gen. Auch der Wein ward ſo herumgereicht, daß er den Gaͤſten, die ihr Geſicht<lb/> nach dem Schenken gekehrt hatten, in eben der Richtung, wie ein gluͤcklicher Vo-<lb/> gel kam.</note> <note place="right">365</note><lb/> Reichte flehend die Hand, als haͤtt' er ſchon lange gebettelt.<lb/> Jene gaben ihm mitleidsvoll, und fragten, verwundert<lb/> Ueber des Bettlers Geſtalt: wer er waͤr', und von wannen er kaͤme.<lb/> Und der Ziegenhirte Melanthios ſprach zur Verſammlung:</p><lb/> <p>Hoͤret mich an, ihr Freier der weitgeprieſenen Fuͤrſtin, <note place="right">370</note><lb/> Wegen des Fremdlings hier. Ich hab' ihn nur eben geſehen;<lb/> Denn er ging zu der Stadt, und der Sauhirt war ſein Geleiter.<lb/> Aber das weiß ich nicht, von welchem Geſchlecht er ſich ruͤhme.</p><lb/> <p>Sprachs; und Antinoos ſchalt den edlen Hirten der Schweine:<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [335/0341]
Siebzehnter Geſang.
Selber bei allen Freiern im Saale bittend umhergehn;
Denn die Bloͤdigkeit ſei dem darbenden Manne nicht heilſam.
Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Oduͤßeus:
Segne, du herſchender Zeus, Taͤlemachos unter den Maͤnnern,
Und vollend' ihm alles, was ſeine Seele begehret!
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Alſo ſprach er, empfing es mit beiden Haͤnden, und legt' es
Dort vor den Fuͤßen nieder auf ſeinen haͤßlichen Ranzen;
Und dann aß er, ſolange das Lied des Saͤngers ertoͤnte.
Als er jezo geſpeiſt, da ſchwieg auch der goͤttliche Saͤnger.
Aber die Freier durchlaͤrmten den Saal; und Pallas Athaͤnaͤ
Nahte ſich abermal dem Laertiaden Oduͤßeus,
Und ermahnt' ihn, ſich Broſam von allen Freiern zu ſammeln,
Daß er die mildegeſinnten und ungerechten erkennte;
Dennoch ſollte nicht Einen die ſchreckliche Rache verſchonen!
Und er wandte ſich rechts, und trat zu jeglichem Manne, V. 365.
Reichte flehend die Hand, als haͤtt' er ſchon lange gebettelt.
Jene gaben ihm mitleidsvoll, und fragten, verwundert
Ueber des Bettlers Geſtalt: wer er waͤr', und von wannen er kaͤme.
Und der Ziegenhirte Melanthios ſprach zur Verſammlung:
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Hoͤret mich an, ihr Freier der weitgeprieſenen Fuͤrſtin,
Wegen des Fremdlings hier. Ich hab' ihn nur eben geſehen;
Denn er ging zu der Stadt, und der Sauhirt war ſein Geleiter.
Aber das weiß ich nicht, von welchem Geſchlecht er ſich ruͤhme.
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Sprachs; und Antinoos ſchalt den edlen Hirten der Schweine:
V. 365. Er ging von der Linken zur Rechten, der guten Vorbedeutung we-
gen. Auch der Wein ward ſo herumgereicht, daß er den Gaͤſten, die ihr Geſicht
nach dem Schenken gekehrt hatten, in eben der Richtung, wie ein gluͤcklicher Vo-
gel kam.
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