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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Funfzehnter Gesang.
Aber Tälemachos trieb und ermahnete seine Genoßen:

Freunde, bringt die Geräthe des schwarzen Schiffes in Ordnung,
Und steigt selber hinein, damit wir die Reise vollenden!

Also sprach er; sie hörten ihn alle mit Fleiß, und gehorchten:
Stiegen eilend ins Schiff, und sezten sich hin auf die Bänke. 220

Also besorgt' er dieses, und opferte Pallas Athänen
Flehend hinten am Schiff. Und siehe, ein eilender Fremdling
Nahte sich ihm, der aus Argos entfloh, wo er jemand getödtet.
Dieser war ein Profet, und stammte vom alten Melampus,
Welcher vor langer Zeit in der schafegebärenden Pülos V. 225. 225
Wohnete, mächtig im Volk, und prächtige Häuser beherschte.
Aber sein Vaterland verließ er, und floh in die Fremde,
Vor dem gewaltigen Näleus, dem stolzesten aller die lebten,
Welcher ein ganzes Jahr mit Gewalt sein großes Vermögen
Vorenthielt; indeß lag jener in Fülakos Wohnung, 230
Hartgefeßelt mit Banden, und schwere Leiden erduldend,
Wegen der Tochter Näleus, und seines rasenden Wahnsinns,
Welchen ihm die Erinnüs, die schreckliche Göttin, gesendet. V. 233.
Dennoch entfloh er dem Tod', und trieb aus Fülakä's Auen
Heim die brüllenden Rinder gen Pülos, strafte den Hochmut 235
Näleus des göttergleichen, und führte dem Bruder zur Gattin
Seine Tochter ins Haus. Er aber zog in die ferne
Roßenährende Argos; denn dort bestimmte das Schicksal
Ihm forthin zu wohnen, ein Herscher vieler Argeier.
Alda nahm er ein Weib, und baute die prächtige Wohnung, 240
Zeugte Antifatäs dann und Mantios, tapfere Söhne!

V. 225. Man vergleiche hiermit Ges. 11. V. 286 ff.
V. 233. Erinnüs, Furie.

Funfzehnter Geſang.
Aber Taͤlemachos trieb und ermahnete ſeine Genoßen:

Freunde, bringt die Geraͤthe des ſchwarzen Schiffes in Ordnung,
Und ſteigt ſelber hinein, damit wir die Reiſe vollenden!

Alſo ſprach er; ſie hoͤrten ihn alle mit Fleiß, und gehorchten:
Stiegen eilend ins Schiff, und ſezten ſich hin auf die Baͤnke. 220

Alſo beſorgt' er dieſes, und opferte Pallas Athaͤnen
Flehend hinten am Schiff. Und ſiehe, ein eilender Fremdling
Nahte ſich ihm, der aus Argos entfloh, wo er jemand getoͤdtet.
Dieſer war ein Profet, und ſtammte vom alten Melampus,
Welcher vor langer Zeit in der ſchafegebaͤrenden Puͤlos V. 225. 225
Wohnete, maͤchtig im Volk, und praͤchtige Haͤuſer beherſchte.
Aber ſein Vaterland verließ er, und floh in die Fremde,
Vor dem gewaltigen Naͤleus, dem ſtolzeſten aller die lebten,
Welcher ein ganzes Jahr mit Gewalt ſein großes Vermoͤgen
Vorenthielt; indeß lag jener in Fuͤlakos Wohnung, 230
Hartgefeßelt mit Banden, und ſchwere Leiden erduldend,
Wegen der Tochter Naͤleus, und ſeines raſenden Wahnſinns,
Welchen ihm die Erinnuͤs, die ſchreckliche Goͤttin, geſendet. V. 233.
Dennoch entfloh er dem Tod', und trieb aus Fuͤlakaͤ's Auen
Heim die bruͤllenden Rinder gen Puͤlos, ſtrafte den Hochmut 235
Naͤleus des goͤttergleichen, und fuͤhrte dem Bruder zur Gattin
Seine Tochter ins Haus. Er aber zog in die ferne
Roßenaͤhrende Argos; denn dort beſtimmte das Schickſal
Ihm forthin zu wohnen, ein Herſcher vieler Argeier.
Alda nahm er ein Weib, und baute die praͤchtige Wohnung, 240
Zeugte Antifataͤs dann und Mantios, tapfere Soͤhne!

V. 225. Man vergleiche hiermit Geſ. 11. V. 286 ff.
V. 233. Erinnuͤs, Furie.
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[291/0297] Funfzehnter Geſang. Aber Taͤlemachos trieb und ermahnete ſeine Genoßen: Freunde, bringt die Geraͤthe des ſchwarzen Schiffes in Ordnung, Und ſteigt ſelber hinein, damit wir die Reiſe vollenden! Alſo ſprach er; ſie hoͤrten ihn alle mit Fleiß, und gehorchten: Stiegen eilend ins Schiff, und ſezten ſich hin auf die Baͤnke. 220 Alſo beſorgt' er dieſes, und opferte Pallas Athaͤnen Flehend hinten am Schiff. Und ſiehe, ein eilender Fremdling Nahte ſich ihm, der aus Argos entfloh, wo er jemand getoͤdtet. Dieſer war ein Profet, und ſtammte vom alten Melampus, Welcher vor langer Zeit in der ſchafegebaͤrenden Puͤlos V. 225. Wohnete, maͤchtig im Volk, und praͤchtige Haͤuſer beherſchte. Aber ſein Vaterland verließ er, und floh in die Fremde, Vor dem gewaltigen Naͤleus, dem ſtolzeſten aller die lebten, Welcher ein ganzes Jahr mit Gewalt ſein großes Vermoͤgen Vorenthielt; indeß lag jener in Fuͤlakos Wohnung, Hartgefeßelt mit Banden, und ſchwere Leiden erduldend, Wegen der Tochter Naͤleus, und ſeines raſenden Wahnſinns, Welchen ihm die Erinnuͤs, die ſchreckliche Goͤttin, geſendet. V. 233. Dennoch entfloh er dem Tod', und trieb aus Fuͤlakaͤ's Auen Heim die bruͤllenden Rinder gen Puͤlos, ſtrafte den Hochmut Naͤleus des goͤttergleichen, und fuͤhrte dem Bruder zur Gattin Seine Tochter ins Haus. Er aber zog in die ferne Roßenaͤhrende Argos; denn dort beſtimmte das Schickſal Ihm forthin zu wohnen, ein Herſcher vieler Argeier. Alda nahm er ein Weib, und baute die praͤchtige Wohnung, Zeugte Antifataͤs dann und Mantios, tapfere Soͤhne! 225 230 235 240 V. 225. Man vergleiche hiermit Geſ. 11. V. 286 ff. V. 233. Erinnuͤs, Furie.

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/297>, abgerufen am 26.06.2024.