Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.Odüßee. In dem troischen Land', und selbst ein Geschwader geführet.Aber mit ehernem Speer erschoß ich ihn, als er vom Felde Kam; ich laurte versteckt mit einem Gefährten am Wege. Eine düstere Nacht umhüllte den Himmel, und unser Nahm kein Sterblicher wahr, und heimlich raubt' ich sein Leben. 270 Dennoch, sobald ich jenen mit ehernem Speere getödtet, Eilt' ich ans Ufer des Meers zum Schiffe der stolzen Föniker, Flehte sie an, und gewann sie mit einem Theile der Beute; Daß sie an Pülos Gestade mich auszusezen versprachen, Oder der göttlichen Aelis, die von den Speiern beherscht wird. 275 Aber leider! sie trieb die Gewalt des Orkanes von dannen, Ihnen zum großen Verdruß; denn sie dachten mich nicht zu betrügen. Und wir irrten umher, und kamen hier in der Nacht an. Mühsam ruderten wir das Schiff in den Hafen, und Niemand Dachte der Abendkost, so sehr wir auch ihrer bedurften; 280 Sondern wir stiegen nur so ans Ufer, und legten uns nieder. Und ich entschlummerte sanft, ermüdet von langer Arbeit. Jene huben indeß mein Gut aus dem Raume des Schiffes, Legten es auf dem Sande, wo ich sanft schlummerte, nieder; Stiegen dann ein, und steurten der wohlbevölkerteu Küste 285 Von Sidonia zu; ich blieb mit traurigem Herzen. Also sprach er; da lächelte Zeus blauäugichte Tochter, Geist erfoderte das und Verschlagenheit, dich an Erfindung Oduͤßee. In dem troiſchen Land', und ſelbſt ein Geſchwader gefuͤhret.Aber mit ehernem Speer erſchoß ich ihn, als er vom Felde Kam; ich laurte verſteckt mit einem Gefaͤhrten am Wege. Eine duͤſtere Nacht umhuͤllte den Himmel, und unſer Nahm kein Sterblicher wahr, und heimlich raubt' ich ſein Leben. 270 Dennoch, ſobald ich jenen mit ehernem Speere getoͤdtet, Eilt' ich ans Ufer des Meers zum Schiffe der ſtolzen Foͤniker, Flehte ſie an, und gewann ſie mit einem Theile der Beute; Daß ſie an Puͤlos Geſtade mich auszuſezen verſprachen, Oder der goͤttlichen Aelis, die von den Speiern beherſcht wird. 275 Aber leider! ſie trieb die Gewalt des Orkanes von dannen, Ihnen zum großen Verdruß; denn ſie dachten mich nicht zu betruͤgen. Und wir irrten umher, und kamen hier in der Nacht an. Muͤhſam ruderten wir das Schiff in den Hafen, und Niemand Dachte der Abendkoſt, ſo ſehr wir auch ihrer bedurften; 280 Sondern wir ſtiegen nur ſo ans Ufer, und legten uns nieder. Und ich entſchlummerte ſanft, ermuͤdet von langer Arbeit. Jene huben indeß mein Gut aus dem Raume des Schiffes, Legten es auf dem Sande, wo ich ſanft ſchlummerte, nieder; Stiegen dann ein, und ſteurten der wohlbevoͤlkerteu Kuͤſte 285 Von Sidonia zu; ich blieb mit traurigem Herzen. Alſo ſprach er; da laͤchelte Zeus blauaͤugichte Tochter, Geiſt erfoderte das und Verſchlagenheit, dich an Erfindung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0262" n="256"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Oduͤßee.</hi></fw><lb/> In dem troiſchen Land', und ſelbſt ein Geſchwader gefuͤhret.<lb/> Aber mit ehernem Speer erſchoß ich ihn, als er vom Felde<lb/> Kam; ich laurte verſteckt mit einem Gefaͤhrten am Wege.<lb/> Eine duͤſtere Nacht umhuͤllte den Himmel, und unſer<lb/> Nahm kein Sterblicher wahr, und heimlich raubt' ich ſein Leben. <note place="right">270</note><lb/> Dennoch, ſobald ich jenen mit ehernem Speere getoͤdtet,<lb/> Eilt' ich ans Ufer des Meers zum Schiffe der ſtolzen Foͤniker,<lb/> Flehte ſie an, und gewann ſie mit einem Theile der Beute;<lb/> Daß ſie an Puͤlos Geſtade mich auszuſezen verſprachen,<lb/> Oder der goͤttlichen Aelis, die von den Speiern beherſcht wird. <note place="right">275</note><lb/> Aber leider! ſie trieb die Gewalt des Orkanes von dannen,<lb/> Ihnen zum großen Verdruß; denn ſie dachten mich nicht zu betruͤgen.<lb/> Und wir irrten umher, und kamen hier in der Nacht an.<lb/> Muͤhſam ruderten wir das Schiff in den Hafen, und Niemand<lb/> Dachte der Abendkoſt, ſo ſehr wir auch ihrer bedurften; <note place="right">280</note><lb/> Sondern wir ſtiegen nur ſo ans Ufer, und legten uns nieder.<lb/> Und ich entſchlummerte ſanft, ermuͤdet von langer Arbeit.<lb/> Jene huben indeß mein Gut aus dem Raume des Schiffes,<lb/> Legten es auf dem Sande, wo ich ſanft ſchlummerte, nieder;<lb/> Stiegen dann ein, und ſteurten der wohlbevoͤlkerteu Kuͤſte <note place="right">285</note><lb/> Von Sidonia zu; ich blieb mit traurigem Herzen.</p><lb/> <p>Alſo ſprach er; da laͤchelte Zeus blauaͤugichte Tochter,<lb/> Streichelt' ihn mit der Hand; und ſchien nun ploͤzlich ein Maͤdchen,<lb/> Schoͤngebildet und groß und klug in kuͤnſtlicher Arbeit.<lb/> Und ſie redet' ihn an, und ſprach die gefluͤgelten Worte: <note place="right">290</note></p><lb/> <p>Geiſt erfoderte das und Verſchlagenheit, dich an Erfindung<lb/> Jeglicher Art zu beſiegen, und kaͤm' auch einer der Goͤtter!<lb/> Ueberliſtiger Schalk voll unergruͤndlicher Raͤnke,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [256/0262]
Oduͤßee.
In dem troiſchen Land', und ſelbſt ein Geſchwader gefuͤhret.
Aber mit ehernem Speer erſchoß ich ihn, als er vom Felde
Kam; ich laurte verſteckt mit einem Gefaͤhrten am Wege.
Eine duͤſtere Nacht umhuͤllte den Himmel, und unſer
Nahm kein Sterblicher wahr, und heimlich raubt' ich ſein Leben.
Dennoch, ſobald ich jenen mit ehernem Speere getoͤdtet,
Eilt' ich ans Ufer des Meers zum Schiffe der ſtolzen Foͤniker,
Flehte ſie an, und gewann ſie mit einem Theile der Beute;
Daß ſie an Puͤlos Geſtade mich auszuſezen verſprachen,
Oder der goͤttlichen Aelis, die von den Speiern beherſcht wird.
Aber leider! ſie trieb die Gewalt des Orkanes von dannen,
Ihnen zum großen Verdruß; denn ſie dachten mich nicht zu betruͤgen.
Und wir irrten umher, und kamen hier in der Nacht an.
Muͤhſam ruderten wir das Schiff in den Hafen, und Niemand
Dachte der Abendkoſt, ſo ſehr wir auch ihrer bedurften;
Sondern wir ſtiegen nur ſo ans Ufer, und legten uns nieder.
Und ich entſchlummerte ſanft, ermuͤdet von langer Arbeit.
Jene huben indeß mein Gut aus dem Raume des Schiffes,
Legten es auf dem Sande, wo ich ſanft ſchlummerte, nieder;
Stiegen dann ein, und ſteurten der wohlbevoͤlkerteu Kuͤſte
Von Sidonia zu; ich blieb mit traurigem Herzen.
270
275
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285
Alſo ſprach er; da laͤchelte Zeus blauaͤugichte Tochter,
Streichelt' ihn mit der Hand; und ſchien nun ploͤzlich ein Maͤdchen,
Schoͤngebildet und groß und klug in kuͤnſtlicher Arbeit.
Und ſie redet' ihn an, und ſprach die gefluͤgelten Worte:
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Geiſt erfoderte das und Verſchlagenheit, dich an Erfindung
Jeglicher Art zu beſiegen, und kaͤm' auch einer der Goͤtter!
Ueberliſtiger Schalk voll unergruͤndlicher Raͤnke,
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