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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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zellen spaltet, aus denen sich die Organe des Embryos aufbauen.
Nun verändert sich allmälig die Form des Keimes. Er erhebt sich

[Abbildung] Fig. 1002. 1003.

Fig. 1002. Erste Bildung des Em-
bryo's, der sich in der Ansicht von der
Seite zeigt.
Fig. 1003. Weitere Entwickelung
des Embryo's, dessen seitliche Ausbrei-
tung schon bedeutend über den Dotter
herüber gewachsen ist. Man unterschei-
det das stumpfe, aufgewulstete Kopfende.
a Eischalenhaut. b Dotter. e Em-
bryo. f Peripherische Ausbreitung (Keim-
haut). g Kopfende.

in der Mitte, indem er zugleich
peripherisch sich ausbreitet und über
den Dotter herüberzuwachsen be-
ginnt; eine Axe läßt sich erkennen;
man sieht eine mittlere Furche, welche
allmälig tiefer wird und sich als
das erste Rudiment des Central-
nervensystemes und seiner Hüllen,
als die sogenannte Rückenfurche,
darstellt. Die Wülste, welche diese
Rückenfurche auf beiden Seiten ein-
fassen, erheben sich mehr und mehr
und weichen an demjenigen Ende,
welches sich später als das Kopf-
ende herausstellt, so auseinander,
daß die ganze Gestalt der umschriebenen Vertiefung etwa die eines
Lanzeneisens ist. Die eigentliche Embryonalmasse grenzt sich nun auch
deutlicher von der scheibenförmigen Keimhaut ab und während die
beiden Wülste sich immer mehr zu einem Rohre zusammenwölben, er-
scheint zugleich in der Axe der Embryonalanlage unter der Rücken-
furche die Anlage eines soliden Längsstranges, welcher bald eine
Scheide und einen inneren Kern zeigt und sich als die Wirbelsaite
[Abbildung] Fig. 1004.

Der mehr entwickelte Embryo von
der Bauchfläche aus durch den Dotter
hindurch gesehen. Nur Kopf u. Schwanz-
ende liegen auf der dem Beschauer zu-
gewandten Dotterfläche. Die Rücken-
furche ist geschlossen, die Augenwülste
treten hervor, Chorda und Wirbelthei-
lungen find angezeigt.
a Eischalenhaut. b Dotter. h Hirn-
wulst. i Seitliche Augenwülste. k
Chorda. l Schwanz.

(Chorda dorsalis) darstellt. Mehr
und mehr bildet sich nun mit dem
gleichzeitigen Wachsthume der inne-
ren Organe die äußere Form her-
aus; es zeigt sich eine deutliche
Abgrenzung des Kopftheiles, des
Rumpfes und des Schwanzes, der
sich zuerst von dem Dotter abhebt
und mehr und mehr frei wird. Die
ganze Embryonalmasse lag ursprüng-
lich mit der Bauchfläche im Bogen
gekrümmt um den Dotter herum;
sie hat sich nun nach und nach be-
freit, so daß der Raum, durch wel-
chen sie mit dem Dotter zusammen-
hängt, stets kleiner wird. Der
Dotter selbst nimmt in dem Maaße

zellen ſpaltet, aus denen ſich die Organe des Embryos aufbauen.
Nun verändert ſich allmälig die Form des Keimes. Er erhebt ſich

[Abbildung] Fig. 1002. 1003.

Fig. 1002. Erſte Bildung des Em-
bryo’s, der ſich in der Anſicht von der
Seite zeigt.
Fig. 1003. Weitere Entwickelung
des Embryo’s, deſſen ſeitliche Ausbrei-
tung ſchon bedeutend über den Dotter
herüber gewachſen iſt. Man unterſchei-
det das ſtumpfe, aufgewulſtete Kopfende.
a Eiſchalenhaut. b Dotter. e Em-
bryo. f Peripheriſche Ausbreitung (Keim-
haut). g Kopfende.

in der Mitte, indem er zugleich
peripheriſch ſich ausbreitet und über
den Dotter herüberzuwachſen be-
ginnt; eine Axe läßt ſich erkennen;
man ſieht eine mittlere Furche, welche
allmälig tiefer wird und ſich als
das erſte Rudiment des Central-
nervenſyſtemes und ſeiner Hüllen,
als die ſogenannte Rückenfurche,
darſtellt. Die Wülſte, welche dieſe
Rückenfurche auf beiden Seiten ein-
faſſen, erheben ſich mehr und mehr
und weichen an demjenigen Ende,
welches ſich ſpäter als das Kopf-
ende herausſtellt, ſo auseinander,
daß die ganze Geſtalt der umſchriebenen Vertiefung etwa die eines
Lanzeneiſens iſt. Die eigentliche Embryonalmaſſe grenzt ſich nun auch
deutlicher von der ſcheibenförmigen Keimhaut ab und während die
beiden Wülſte ſich immer mehr zu einem Rohre zuſammenwölben, er-
ſcheint zugleich in der Axe der Embryonalanlage unter der Rücken-
furche die Anlage eines ſoliden Längsſtranges, welcher bald eine
Scheide und einen inneren Kern zeigt und ſich als die Wirbelſaite
[Abbildung] Fig. 1004.

Der mehr entwickelte Embryo von
der Bauchfläche aus durch den Dotter
hindurch geſehen. Nur Kopf u. Schwanz-
ende liegen auf der dem Beſchauer zu-
gewandten Dotterfläche. Die Rücken-
furche iſt geſchloſſen, die Augenwülſte
treten hervor, Chorda und Wirbelthei-
lungen find angezeigt.
a Eiſchalenhaut. b Dotter. h Hirn-
wulſt. i Seitliche Augenwülſte. k
Chorda. l Schwanz.

(Chorda dorsalis) darſtellt. Mehr
und mehr bildet ſich nun mit dem
gleichzeitigen Wachsthume der inne-
ren Organe die äußere Form her-
aus; es zeigt ſich eine deutliche
Abgrenzung des Kopftheiles, des
Rumpfes und des Schwanzes, der
ſich zuerſt von dem Dotter abhebt
und mehr und mehr frei wird. Die
ganze Embryonalmaſſe lag urſprüng-
lich mit der Bauchfläche im Bogen
gekrümmt um den Dotter herum;
ſie hat ſich nun nach und nach be-
freit, ſo daß der Raum, durch wel-
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[85/0091] zellen ſpaltet, aus denen ſich die Organe des Embryos aufbauen. Nun verändert ſich allmälig die Form des Keimes. Er erhebt ſich [Abbildung Fig. 1002. 1003. Fig. 1002. Erſte Bildung des Em- bryo’s, der ſich in der Anſicht von der Seite zeigt. Fig. 1003. Weitere Entwickelung des Embryo’s, deſſen ſeitliche Ausbrei- tung ſchon bedeutend über den Dotter herüber gewachſen iſt. Man unterſchei- det das ſtumpfe, aufgewulſtete Kopfende. a Eiſchalenhaut. b Dotter. e Em- bryo. f Peripheriſche Ausbreitung (Keim- haut). g Kopfende.] in der Mitte, indem er zugleich peripheriſch ſich ausbreitet und über den Dotter herüberzuwachſen be- ginnt; eine Axe läßt ſich erkennen; man ſieht eine mittlere Furche, welche allmälig tiefer wird und ſich als das erſte Rudiment des Central- nervenſyſtemes und ſeiner Hüllen, als die ſogenannte Rückenfurche, darſtellt. Die Wülſte, welche dieſe Rückenfurche auf beiden Seiten ein- faſſen, erheben ſich mehr und mehr und weichen an demjenigen Ende, welches ſich ſpäter als das Kopf- ende herausſtellt, ſo auseinander, daß die ganze Geſtalt der umſchriebenen Vertiefung etwa die eines Lanzeneiſens iſt. Die eigentliche Embryonalmaſſe grenzt ſich nun auch deutlicher von der ſcheibenförmigen Keimhaut ab und während die beiden Wülſte ſich immer mehr zu einem Rohre zuſammenwölben, er- ſcheint zugleich in der Axe der Embryonalanlage unter der Rücken- furche die Anlage eines ſoliden Längsſtranges, welcher bald eine Scheide und einen inneren Kern zeigt und ſich als die Wirbelſaite [Abbildung Fig. 1004. Der mehr entwickelte Embryo von der Bauchfläche aus durch den Dotter hindurch geſehen. Nur Kopf u. Schwanz- ende liegen auf der dem Beſchauer zu- gewandten Dotterfläche. Die Rücken- furche iſt geſchloſſen, die Augenwülſte treten hervor, Chorda und Wirbelthei- lungen find angezeigt. a Eiſchalenhaut. b Dotter. h Hirn- wulſt. i Seitliche Augenwülſte. k Chorda. l Schwanz.] (Chorda dorsalis) darſtellt. Mehr und mehr bildet ſich nun mit dem gleichzeitigen Wachsthume der inne- ren Organe die äußere Form her- aus; es zeigt ſich eine deutliche Abgrenzung des Kopftheiles, des Rumpfes und des Schwanzes, der ſich zuerſt von dem Dotter abhebt und mehr und mehr frei wird. Die ganze Embryonalmaſſe lag urſprüng- lich mit der Bauchfläche im Bogen gekrümmt um den Dotter herum; ſie hat ſich nun nach und nach be- freit, ſo daß der Raum, durch wel- chen ſie mit dem Dotter zuſammen- hängt, ſtets kleiner wird. Der Dotter ſelbſt nimmt in dem Maaße

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/91>, abgerufen am 28.04.2024.