nördlichen Gegenden sich besonders um die Mittagsstunde concentrirt, unter den Tropen seine größte Entfaltung unmittelbar vor Sonnen- aufgang und nach Sonnenuntergang findet.
Bei der Betrachtung der einzelnen Faunen, die wir in zwei pa- rallele Reihen, Faunen des Festlandes und des Meeres, theilen, fassen wir bei den ersteren die Bewohner des Landes, wie des süßen Was- sers zusammen, die schon um deßwillen nicht getrennt werden können, als bei den Insekten namentlich viele Arten in verschiedenen Lebens- zuständen bald das eine, bald das andere Element bewohnen.
Faunen des Festlandes.
Indem wir von Norden nach Süden fortschreiten, finden wir zuerst im Umkreise des Nordpols, gleichmäßig verbreitet über beide Erdhälften, die Polarregion, deren Südgränze durch das Waldgebiet bezeichnet ist. Auf dem alten Kontinente hören die Wälder etwa bei dem 65-sten Grade, auf dem neuen etwa an dem 60-sten nördlicher Breite auf. Ungeheure Ebenen, den größten Theil des Jahres hindurch mit Schnee und Eis bedeckt, charakterisiren diese Gegend, die nur wenige Gräser und Sommerkräuter erzeugt. Deßhalb besteht auch der we- sentliche Charakter dieser Polarregion darin, daß die pflanzenfressenden Thiere gänzlich zurücksinken und die Fleischfresser auf solche Arten reduzirt sind, welche von Fischen längs der Meeresufer sich nähren. Die einzigen Nager sind der Lemming (Lemmus norvegicus) und der Eishaase (Lepus glacialis), der einzige Wiederkäuer das Rennthier (Cervus tarandus), welches die spärlichen Flechten aus dem Schnee schabt und im Winter dennoch gezwungen ist, sich nach der Wald- gränze gegen Süden zurückzuziehen. Der Eisbär (Ursus glacialis), der weiße und blaue Fuchs (Canis lagopus, isatis), der nordische Viel- fraß (Gulo borealis) und die Seeotter (Enhydris marina) jagen in diesen unwirthbaren Regionen, in denen nur wenige kleine Singvögel von der Schneeeule (Surnia nyctea) verfolgt werden. Ungemein zahl- reich sind dagegen die Wasservögel, die Lumme (Uria) und Alke (Al- cida), die Möven (Larus) und Raubmöven (Lestris), die Kormorane (Carbo) und Sturmvögel (Procellaria), die Taucher (Colymbida) und Eiderenten (Somateria), welche an den felsigen Ufern des Meeres
nördlichen Gegenden ſich beſonders um die Mittagsſtunde concentrirt, unter den Tropen ſeine größte Entfaltung unmittelbar vor Sonnen- aufgang und nach Sonnenuntergang findet.
Bei der Betrachtung der einzelnen Faunen, die wir in zwei pa- rallele Reihen, Faunen des Feſtlandes und des Meeres, theilen, faſſen wir bei den erſteren die Bewohner des Landes, wie des ſüßen Waſ- ſers zuſammen, die ſchon um deßwillen nicht getrennt werden können, als bei den Inſekten namentlich viele Arten in verſchiedenen Lebens- zuſtänden bald das eine, bald das andere Element bewohnen.
Faunen des Feſtlandes.
Indem wir von Norden nach Süden fortſchreiten, finden wir zuerſt im Umkreiſe des Nordpols, gleichmäßig verbreitet über beide Erdhälften, die Polarregion, deren Südgränze durch das Waldgebiet bezeichnet iſt. Auf dem alten Kontinente hören die Wälder etwa bei dem 65-ſten Grade, auf dem neuen etwa an dem 60-ſten nördlicher Breite auf. Ungeheure Ebenen, den größten Theil des Jahres hindurch mit Schnee und Eis bedeckt, charakteriſiren dieſe Gegend, die nur wenige Gräſer und Sommerkräuter erzeugt. Deßhalb beſteht auch der we- ſentliche Charakter dieſer Polarregion darin, daß die pflanzenfreſſenden Thiere gänzlich zurückſinken und die Fleiſchfreſſer auf ſolche Arten reduzirt ſind, welche von Fiſchen längs der Meeresufer ſich nähren. Die einzigen Nager ſind der Lemming (Lemmus norvegicus) und der Eishaaſe (Lepus glacialis), der einzige Wiederkäuer das Rennthier (Cervus tarandus), welches die ſpärlichen Flechten aus dem Schnee ſchabt und im Winter dennoch gezwungen iſt, ſich nach der Wald- gränze gegen Süden zurückzuziehen. Der Eisbär (Ursus glacialis), der weiße und blaue Fuchs (Canis lagopus, isatis), der nordiſche Viel- fraß (Gulo borealis) und die Seeotter (Enhydris marina) jagen in dieſen unwirthbaren Regionen, in denen nur wenige kleine Singvögel von der Schneeeule (Surnia nyctea) verfolgt werden. Ungemein zahl- reich ſind dagegen die Waſſervögel, die Lumme (Uria) und Alke (Al- cida), die Möven (Larus) und Raubmöven (Lestris), die Kormorane (Carbo) und Sturmvögel (Procellaria), die Taucher (Colymbida) und Eiderenten (Somateria), welche an den felſigen Ufern des Meeres
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nördlichen Gegenden ſich beſonders um die Mittagsſtunde concentrirt,
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Bei der Betrachtung der einzelnen Faunen, die wir in zwei pa-
rallele Reihen, Faunen des Feſtlandes und des Meeres, theilen, faſſen
wir bei den erſteren die Bewohner des Landes, wie des ſüßen Waſ-
ſers zuſammen, die ſchon um deßwillen nicht getrennt werden können,
als bei den Inſekten namentlich viele Arten in verſchiedenen Lebens-
zuſtänden bald das eine, bald das andere Element bewohnen.
Faunen des Feſtlandes.
Indem wir von Norden nach Süden fortſchreiten, finden wir
zuerſt im Umkreiſe des Nordpols, gleichmäßig verbreitet über beide
Erdhälften, die Polarregion, deren Südgränze durch das Waldgebiet
bezeichnet iſt. Auf dem alten Kontinente hören die Wälder etwa bei
dem 65-ſten Grade, auf dem neuen etwa an dem 60-ſten nördlicher
Breite auf. Ungeheure Ebenen, den größten Theil des Jahres hindurch mit
Schnee und Eis bedeckt, charakteriſiren dieſe Gegend, die nur wenige
Gräſer und Sommerkräuter erzeugt. Deßhalb beſteht auch der we-
ſentliche Charakter dieſer Polarregion darin, daß die pflanzenfreſſenden
Thiere gänzlich zurückſinken und die Fleiſchfreſſer auf ſolche Arten
reduzirt ſind, welche von Fiſchen längs der Meeresufer ſich nähren.
Die einzigen Nager ſind der Lemming (Lemmus norvegicus) und der
Eishaaſe (Lepus glacialis), der einzige Wiederkäuer das Rennthier
(Cervus tarandus), welches die ſpärlichen Flechten aus dem Schnee
ſchabt und im Winter dennoch gezwungen iſt, ſich nach der Wald-
gränze gegen Süden zurückzuziehen. Der Eisbär (Ursus glacialis),
der weiße und blaue Fuchs (Canis lagopus, isatis), der nordiſche Viel-
fraß (Gulo borealis) und die Seeotter (Enhydris marina) jagen in
dieſen unwirthbaren Regionen, in denen nur wenige kleine Singvögel
von der Schneeeule (Surnia nyctea) verfolgt werden. Ungemein zahl-
reich ſind dagegen die Waſſervögel, die Lumme (Uria) und Alke (Al-
cida), die Möven (Larus) und Raubmöven (Lestris), die Kormorane
(Carbo) und Sturmvögel (Procellaria), die Taucher (Colymbida) und
Eiderenten (Somateria), welche an den felſigen Ufern des Meeres
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/587>, abgerufen am 22.11.2024.
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