Wenn die vertikale Vertheilung besonders bei kleineren Raum- abschnitten von größter Wichtigkeit erscheint, so verschwindet sie ver- hältnißmäßig mehr, sobald man die horizontale Verbreitung der Thiere nach größeren Regionen in das Auge faßt. Tiefebenen und Hügel- land, Hochebenen und Gebirge finden sich fast in jeder dieser größeren Zonen, so daß hierdurch eine gewisse Aehnlichkeit hergestellt und die Verschiedenheit hauptsächlich durch die größere oder geringere Entfer- nung von dem Aequator bedingt wird. Wenn wir nun auf die nähere Umgränzung dieser Zonen eingehen, so können wir dieselben nur in ihren größten Zügen umfassen, nicht aber in die Einzelnheiten eingehen, die uns nothwendiger Weise bis auf die Gattungen und Arten führen müßten, welche wir schon in dem systematischen Theile zur Seite lassen mußten; denn wenn es einzelne Ordnungen und um so mehr Familien giebt, welche genau in bestimmte Zonen eingegränzt sind, so finden wir dagegen andere Gattungen, Familien und Ord- nungen, welche in verschiedenen Arten sich über die ganze Erde ver- breiten und deren Vertheilung man deßhalb nur dann richtig auffassen kann, wenn man bis auf die Arten herabgeht. So sehen wir die Hirsche, die Bären, die Hunde, die Katzen von den Polargegenden bis zu dem Aequator ausgedehnt, wenn auch das Rennthier, das Elen, der Edelhirsch, der Dammhirsch u. s. w. durchaus verschiedene Arten sind, die einander wechselseitig ergänzen. Im Allgemeinen gilt auch hier das schon bei der vertikalen Verbreitung gefundene Gesetz, daß auf dem festen Lande Mannigfaltigkeit der Arten und Zahl der Individuen um so mehr zunehmen, je mehr man sich dem Aequator nähert, während bei den Meeresbewohnern dieß nur für die Mannig- faltigkeit der Formen, nicht aber für die Zahl der Individuen gilt. Zugleich erhebt sich, während man dem Aequator näher kommt, das thierische Leben mehr in die Luft, während es in dem Meere um so mehr in die Tiefe sinkt, je näher man dem Pole kommt; so findet man z. B. in den Tropengegenden eine Menge derjenigen Insekten- gattungen, welche in gemäßigten Zonen auf der Erde hausen, in der Höhe auf Bäumen und Pflanzen, während der Boden gänzlich den Ameisen und Termiten überantwortet ist; so sieht man bei den Säuge- thieren z. B. ganze Ordnungen, wie diejenigen der Affen, auftreten, welche nur auf das Klettern angewiesen sind, und andere, wie Insek- tenfresser, Eidechsen, Schlangen und Frösche auf Bäumen und Sträu- chen ihr Wesen treiben, die in gemäßigten Zonen an die Erde gebannt sind. Ebenso vermehrt sich nach den Tropen hin die Zahl der Nacht- thiere aller Art, wie denn überhaupt das thierische Leben, welches in
Wenn die vertikale Vertheilung beſonders bei kleineren Raum- abſchnitten von größter Wichtigkeit erſcheint, ſo verſchwindet ſie ver- hältnißmäßig mehr, ſobald man die horizontale Verbreitung der Thiere nach größeren Regionen in das Auge faßt. Tiefebenen und Hügel- land, Hochebenen und Gebirge finden ſich faſt in jeder dieſer größeren Zonen, ſo daß hierdurch eine gewiſſe Aehnlichkeit hergeſtellt und die Verſchiedenheit hauptſächlich durch die größere oder geringere Entfer- nung von dem Aequator bedingt wird. Wenn wir nun auf die nähere Umgränzung dieſer Zonen eingehen, ſo können wir dieſelben nur in ihren größten Zügen umfaſſen, nicht aber in die Einzelnheiten eingehen, die uns nothwendiger Weiſe bis auf die Gattungen und Arten führen müßten, welche wir ſchon in dem ſyſtematiſchen Theile zur Seite laſſen mußten; denn wenn es einzelne Ordnungen und um ſo mehr Familien giebt, welche genau in beſtimmte Zonen eingegränzt ſind, ſo finden wir dagegen andere Gattungen, Familien und Ord- nungen, welche in verſchiedenen Arten ſich über die ganze Erde ver- breiten und deren Vertheilung man deßhalb nur dann richtig auffaſſen kann, wenn man bis auf die Arten herabgeht. So ſehen wir die Hirſche, die Bären, die Hunde, die Katzen von den Polargegenden bis zu dem Aequator ausgedehnt, wenn auch das Rennthier, das Elen, der Edelhirſch, der Dammhirſch u. ſ. w. durchaus verſchiedene Arten ſind, die einander wechſelſeitig ergänzen. Im Allgemeinen gilt auch hier das ſchon bei der vertikalen Verbreitung gefundene Geſetz, daß auf dem feſten Lande Mannigfaltigkeit der Arten und Zahl der Individuen um ſo mehr zunehmen, je mehr man ſich dem Aequator nähert, während bei den Meeresbewohnern dieß nur für die Mannig- faltigkeit der Formen, nicht aber für die Zahl der Individuen gilt. Zugleich erhebt ſich, während man dem Aequator näher kommt, das thieriſche Leben mehr in die Luft, während es in dem Meere um ſo mehr in die Tiefe ſinkt, je näher man dem Pole kommt; ſo findet man z. B. in den Tropengegenden eine Menge derjenigen Inſekten- gattungen, welche in gemäßigten Zonen auf der Erde hauſen, in der Höhe auf Bäumen und Pflanzen, während der Boden gänzlich den Ameiſen und Termiten überantwortet iſt; ſo ſieht man bei den Säuge- thieren z. B. ganze Ordnungen, wie diejenigen der Affen, auftreten, welche nur auf das Klettern angewieſen ſind, und andere, wie Inſek- tenfreſſer, Eidechſen, Schlangen und Fröſche auf Bäumen und Sträu- chen ihr Weſen treiben, die in gemäßigten Zonen an die Erde gebannt ſind. Ebenſo vermehrt ſich nach den Tropen hin die Zahl der Nacht- thiere aller Art, wie denn überhaupt das thieriſche Leben, welches in
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Wenn die vertikale Vertheilung beſonders bei kleineren Raum-
abſchnitten von größter Wichtigkeit erſcheint, ſo verſchwindet ſie ver-
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nach größeren Regionen in das Auge faßt. Tiefebenen und Hügel-
land, Hochebenen und Gebirge finden ſich faſt in jeder dieſer größeren
Zonen, ſo daß hierdurch eine gewiſſe Aehnlichkeit hergeſtellt und die
Verſchiedenheit hauptſächlich durch die größere oder geringere Entfer-
nung von dem Aequator bedingt wird. Wenn wir nun auf die
nähere Umgränzung dieſer Zonen eingehen, ſo können wir dieſelben
nur in ihren größten Zügen umfaſſen, nicht aber in die Einzelnheiten
eingehen, die uns nothwendiger Weiſe bis auf die Gattungen und
Arten führen müßten, welche wir ſchon in dem ſyſtematiſchen Theile
zur Seite laſſen mußten; denn wenn es einzelne Ordnungen und um
ſo mehr Familien giebt, welche genau in beſtimmte Zonen eingegränzt
ſind, ſo finden wir dagegen andere Gattungen, Familien und Ord-
nungen, welche in verſchiedenen Arten ſich über die ganze Erde ver-
breiten und deren Vertheilung man deßhalb nur dann richtig auffaſſen
kann, wenn man bis auf die Arten herabgeht. So ſehen wir die
Hirſche, die Bären, die Hunde, die Katzen von den Polargegenden
bis zu dem Aequator ausgedehnt, wenn auch das Rennthier, das
Elen, der Edelhirſch, der Dammhirſch u. ſ. w. durchaus verſchiedene
Arten ſind, die einander wechſelſeitig ergänzen. Im Allgemeinen gilt
auch hier das ſchon bei der vertikalen Verbreitung gefundene Geſetz,
daß auf dem feſten Lande Mannigfaltigkeit der Arten und Zahl der
Individuen um ſo mehr zunehmen, je mehr man ſich dem Aequator
nähert, während bei den Meeresbewohnern dieß nur für die Mannig-
faltigkeit der Formen, nicht aber für die Zahl der Individuen gilt.
Zugleich erhebt ſich, während man dem Aequator näher kommt, das
thieriſche Leben mehr in die Luft, während es in dem Meere um ſo
mehr in die Tiefe ſinkt, je näher man dem Pole kommt; ſo findet
man z. B. in den Tropengegenden eine Menge derjenigen Inſekten-
gattungen, welche in gemäßigten Zonen auf der Erde hauſen, in der
Höhe auf Bäumen und Pflanzen, während der Boden gänzlich den
Ameiſen und Termiten überantwortet iſt; ſo ſieht man bei den Säuge-
thieren z. B. ganze Ordnungen, wie diejenigen der Affen, auftreten,
welche nur auf das Klettern angewieſen ſind, und andere, wie Inſek-
tenfreſſer, Eidechſen, Schlangen und Fröſche auf Bäumen und Sträu-
chen ihr Weſen treiben, die in gemäßigten Zonen an die Erde gebannt
ſind. Ebenſo vermehrt ſich nach den Tropen hin die Zahl der Nacht-
thiere aller Art, wie denn überhaupt das thieriſche Leben, welches in
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/586>, abgerufen am 23.11.2024.
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