nisten und sämmtlich von Fischen sich nähren. Die Klassen der Lurche und Reptilien fehlen ganz; unter den Insekten finden sich nur solche Arten, welche wie die Schnaken (Culicida) und Eintagsfliegen (Ephe- merida) nur eine höchst kurze Zeit in vollendetem Zustande vollbrin- gen. Die Ordnungen der Geradflügler, der Halbflügler, der Käfer fehlen gänzlich, ebenso wie alle diejenigen Klassen, deren Existenz auf dem festen Lande an süßes Wasser gebunden ist.
Die gemäßigte Zone, welche man von der Waldgränze bis etwa gegen die Wendekreise hin begreift und die wesentlich durch den Gegensatz zwischen Sommer und Winter charakterisirt ist, läßt sich auf dem alten Kontinente in mehrere Faunen theilen. Die Fauna von Centraleuropa zeigt im Norden vorzüglich den Vielfraß, das Rennthier, das Hermelin (Mustela erminea), den nordischen Luchs (Lynx), den Edelfalken (Gyrfalco), den Kreuzschnabel (Loxia), den Seidenschwanz (Bombycilla), das Blaukehlchen (Lusciola suecica), wäh- rend Lurche und Reptilien ihr noch abgehen und unter den Süß- wasserfischen die Familie der Lachse (Salmonida) alle übrigen weit überragt. Während im Sommer dieselben fürchterlichen Mücken- schwärme sich finden, welche in der Palarregion dem Menschen mehr Noth machen, als selbst in den Tropengegenden, wiegen unter den Käfern die fleischfressenden Laufkäfer (Carabida) bei weitem vor, zu welchen sich wenige Geradflügler, Hemipteren und einsame Bienen gesellen. In dem südlicheren Theile dieser Fauna, welche sich wesent- lich durch die Laubholzwaldungen charakterisiren läßt, erscheinen das Elenthier (Cervus alces), der Auerochs (Bos urus), das Reh (Cervus capreolus), der Hirsch (Cervus elaphus), die Gemse (Antilope rupi- capra), der gewöhnliche Fuchs (Canis vulpes), der Dachs (Meles taxus), die Wiesel und Iltisse (Mustelida), die wilde Katze (Felis catus), die Fischotter (Lutra), der Desman (Myogale moschata), die Adler, die Weihen (Milvus), und andere Falken (Astur, Buteo, Circus), die wilde Taube und Gans, der Auerhahn (Tetrao urogallus), der Trappe (Otis), die Nachtigall, der Lämmergeier (Gypaetos). -- Lurche und Reptilien treten hier zum ersten Male auf, Frösche, Salamander, Molche und Fischmolche (Proteus), die Sumpfschildkröte (Emys euro- paea), die Otter (Vipera berus), die Natter (Coluber natrix), die grüne Eidechse (Lacerta agilis) mit wenigen Verwandten. Unter den Süßwasserfischen wiegen besonders die Karpfen (Cyprinida) und Lachse, so wie die Hechte (Esocida) vor. Insekten aller Ordnungen und der meisten Familien sind zahlreich, kleine Tausendfüße (Geophilus), die
niſten und ſämmtlich von Fiſchen ſich nähren. Die Klaſſen der Lurche und Reptilien fehlen ganz; unter den Inſekten finden ſich nur ſolche Arten, welche wie die Schnaken (Culicida) und Eintagsfliegen (Ephe- merida) nur eine höchſt kurze Zeit in vollendetem Zuſtande vollbrin- gen. Die Ordnungen der Geradflügler, der Halbflügler, der Käfer fehlen gänzlich, ebenſo wie alle diejenigen Klaſſen, deren Exiſtenz auf dem feſten Lande an ſüßes Waſſer gebunden iſt.
Die gemäßigte Zone, welche man von der Waldgränze bis etwa gegen die Wendekreiſe hin begreift und die weſentlich durch den Gegenſatz zwiſchen Sommer und Winter charakteriſirt iſt, läßt ſich auf dem alten Kontinente in mehrere Faunen theilen. Die Fauna von Centraleuropa zeigt im Norden vorzüglich den Vielfraß, das Rennthier, das Hermelin (Mustela erminea), den nordiſchen Luchs (Lynx), den Edelfalken (Gyrfalco), den Kreuzſchnabel (Loxia), den Seidenſchwanz (Bombycilla), das Blaukehlchen (Lusciola suecica), wäh- rend Lurche und Reptilien ihr noch abgehen und unter den Süß- waſſerfiſchen die Familie der Lachſe (Salmonida) alle übrigen weit überragt. Während im Sommer dieſelben fürchterlichen Mücken- ſchwärme ſich finden, welche in der Palarregion dem Menſchen mehr Noth machen, als ſelbſt in den Tropengegenden, wiegen unter den Käfern die fleiſchfreſſenden Laufkäfer (Carabida) bei weitem vor, zu welchen ſich wenige Geradflügler, Hemipteren und einſame Bienen geſellen. In dem ſüdlicheren Theile dieſer Fauna, welche ſich weſent- lich durch die Laubholzwaldungen charakteriſiren läßt, erſcheinen das Elenthier (Cervus alces), der Auerochs (Bos urus), das Reh (Cervus capreolus), der Hirſch (Cervus elaphus), die Gemſe (Antilope rupi- capra), der gewöhnliche Fuchs (Canis vulpes), der Dachs (Meles taxus), die Wieſel und Iltiſſe (Mustelida), die wilde Katze (Felis catus), die Fiſchotter (Lutra), der Desman (Myogale moschata), die Adler, die Weihen (Milvus), und andere Falken (Astur, Buteo, Circus), die wilde Taube und Gans, der Auerhahn (Tetrao urogallus), der Trappe (Otis), die Nachtigall, der Lämmergeier (Gypaëtos). — Lurche und Reptilien treten hier zum erſten Male auf, Fröſche, Salamander, Molche und Fiſchmolche (Proteus), die Sumpfſchildkröte (Emys euro- paea), die Otter (Vipera berus), die Natter (Coluber natrix), die grüne Eidechſe (Lacerta agilis) mit wenigen Verwandten. Unter den Süßwaſſerfiſchen wiegen beſonders die Karpfen (Cyprinida) und Lachſe, ſo wie die Hechte (Esocida) vor. Inſekten aller Ordnungen und der meiſten Familien ſind zahlreich, kleine Tauſendfüße (Geophilus), die
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niſten und ſämmtlich von Fiſchen ſich nähren. Die Klaſſen der Lurche
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merida) nur eine höchſt kurze Zeit in vollendetem Zuſtande vollbrin-
gen. Die Ordnungen der Geradflügler, der Halbflügler, der Käfer
fehlen gänzlich, ebenſo wie alle diejenigen Klaſſen, deren Exiſtenz auf
dem feſten Lande an ſüßes Waſſer gebunden iſt.
Die gemäßigte Zone, welche man von der Waldgränze bis
etwa gegen die Wendekreiſe hin begreift und die weſentlich durch den
Gegenſatz zwiſchen Sommer und Winter charakteriſirt iſt, läßt ſich auf
dem alten Kontinente in mehrere Faunen theilen. Die Fauna von
Centraleuropa zeigt im Norden vorzüglich den Vielfraß, das
Rennthier, das Hermelin (Mustela erminea), den nordiſchen Luchs
(Lynx), den Edelfalken (Gyrfalco), den Kreuzſchnabel (Loxia), den
Seidenſchwanz (Bombycilla), das Blaukehlchen (Lusciola suecica), wäh-
rend Lurche und Reptilien ihr noch abgehen und unter den Süß-
waſſerfiſchen die Familie der Lachſe (Salmonida) alle übrigen weit
überragt. Während im Sommer dieſelben fürchterlichen Mücken-
ſchwärme ſich finden, welche in der Palarregion dem Menſchen mehr
Noth machen, als ſelbſt in den Tropengegenden, wiegen unter den
Käfern die fleiſchfreſſenden Laufkäfer (Carabida) bei weitem vor, zu
welchen ſich wenige Geradflügler, Hemipteren und einſame Bienen
geſellen. In dem ſüdlicheren Theile dieſer Fauna, welche ſich weſent-
lich durch die Laubholzwaldungen charakteriſiren läßt, erſcheinen das
Elenthier (Cervus alces), der Auerochs (Bos urus), das Reh (Cervus
capreolus), der Hirſch (Cervus elaphus), die Gemſe (Antilope rupi-
capra), der gewöhnliche Fuchs (Canis vulpes), der Dachs (Meles taxus),
die Wieſel und Iltiſſe (Mustelida), die wilde Katze (Felis catus), die
Fiſchotter (Lutra), der Desman (Myogale moschata), die Adler, die
Weihen (Milvus), und andere Falken (Astur, Buteo, Circus), die
wilde Taube und Gans, der Auerhahn (Tetrao urogallus), der Trappe
(Otis), die Nachtigall, der Lämmergeier (Gypaëtos). — Lurche und
Reptilien treten hier zum erſten Male auf, Fröſche, Salamander,
Molche und Fiſchmolche (Proteus), die Sumpfſchildkröte (Emys euro-
paea), die Otter (Vipera berus), die Natter (Coluber natrix), die
grüne Eidechſe (Lacerta agilis) mit wenigen Verwandten. Unter den
Süßwaſſerfiſchen wiegen beſonders die Karpfen (Cyprinida) und Lachſe,
ſo wie die Hechte (Esocida) vor. Inſekten aller Ordnungen und der
meiſten Familien ſind zahlreich, kleine Tauſendfüße (Geophilus), die
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/588>, abgerufen am 22.11.2024.
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