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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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[Abbildung] Fig. 1403.

Das Moschusthier (Moschus moschiterus).

Die Familie der Moschusthiere (Moschida) zeigt im Ganzen die
Gestalt und Bildung eines Rehes, unterscheidet sich aber durch den
gänzlichen Mangel an Geweihen bei beiden Geschlechtern. Es sind
leicht gebaute, flinke Waldthiere mit äußerst zarten Füßen, an welchen
außer den beiden Hauptzehen noch zwei Afterklauen ausgebildet sind;
das Skelett der Füße unterscheidet sich von demjenigen der übrigen
Wiederkäuer durch die Existenz eines getrennten Wadenbeines, das
sonst immer mit dem einzigen Schienbein verwachsen ist. Zum Ersatze
der durchaus mangelnden Geweihe hat das Männchen im Oberkiefer

[Abbildung] Fig. 1404.

Schädel des Moschusthieres.

zwei sehr lange säbelartige Eckzähne, welche weit aus dem Munde
hervorragen und dem Thiere sogar dazu dienen sollen, sich an Baum-
ästen anzuhängen. Im Uebrigen ist das Gebiß vollkommen demjeni-
gen der übrigen Wiederkäuer analog. Bei einer Art der Gattung
findet sich bei den Männchen zwischen der Vorhaut und dem Nabel
in der Leistengegend ein an der Vorhaut geöffneter Beutel aus einer
einfachen Hauteinsackung bestehend, in welchem der bekannte Moschus
abgesondert wird. Ein wesentlicher Unterschied von der folgenden
Familie besteht noch in dem Mangel der eigenthümlichen Gruben


[Abbildung] Fig. 1403.

Das Moſchusthier (Moschus moschiterus).

Die Familie der Moſchusthiere (Moschida) zeigt im Ganzen die
Geſtalt und Bildung eines Rehes, unterſcheidet ſich aber durch den
gänzlichen Mangel an Geweihen bei beiden Geſchlechtern. Es ſind
leicht gebaute, flinke Waldthiere mit äußerſt zarten Füßen, an welchen
außer den beiden Hauptzehen noch zwei Afterklauen ausgebildet ſind;
das Skelett der Füße unterſcheidet ſich von demjenigen der übrigen
Wiederkäuer durch die Exiſtenz eines getrennten Wadenbeines, das
ſonſt immer mit dem einzigen Schienbein verwachſen iſt. Zum Erſatze
der durchaus mangelnden Geweihe hat das Männchen im Oberkiefer

[Abbildung] Fig. 1404.

Schädel des Moſchusthieres.

zwei ſehr lange ſäbelartige Eckzähne, welche weit aus dem Munde
hervorragen und dem Thiere ſogar dazu dienen ſollen, ſich an Baum-
äſten anzuhängen. Im Uebrigen iſt das Gebiß vollkommen demjeni-
gen der übrigen Wiederkäuer analog. Bei einer Art der Gattung
findet ſich bei den Männchen zwiſchen der Vorhaut und dem Nabel
in der Leiſtengegend ein an der Vorhaut geöffneter Beutel aus einer
einfachen Hauteinſackung beſtehend, in welchem der bekannte Moſchus
abgeſondert wird. Ein weſentlicher Unterſchied von der folgenden
Familie beſteht noch in dem Mangel der eigenthümlichen Gruben

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[476/0482] [Abbildung Fig. 1403. Das Moſchusthier (Moschus moschiterus). ] Die Familie der Moſchusthiere (Moschida) zeigt im Ganzen die Geſtalt und Bildung eines Rehes, unterſcheidet ſich aber durch den gänzlichen Mangel an Geweihen bei beiden Geſchlechtern. Es ſind leicht gebaute, flinke Waldthiere mit äußerſt zarten Füßen, an welchen außer den beiden Hauptzehen noch zwei Afterklauen ausgebildet ſind; das Skelett der Füße unterſcheidet ſich von demjenigen der übrigen Wiederkäuer durch die Exiſtenz eines getrennten Wadenbeines, das ſonſt immer mit dem einzigen Schienbein verwachſen iſt. Zum Erſatze der durchaus mangelnden Geweihe hat das Männchen im Oberkiefer [Abbildung Fig. 1404. Schädel des Moſchusthieres.] zwei ſehr lange ſäbelartige Eckzähne, welche weit aus dem Munde hervorragen und dem Thiere ſogar dazu dienen ſollen, ſich an Baum- äſten anzuhängen. Im Uebrigen iſt das Gebiß vollkommen demjeni- gen der übrigen Wiederkäuer analog. Bei einer Art der Gattung findet ſich bei den Männchen zwiſchen der Vorhaut und dem Nabel in der Leiſtengegend ein an der Vorhaut geöffneter Beutel aus einer einfachen Hauteinſackung beſtehend, in welchem der bekannte Moſchus abgeſondert wird. Ein weſentlicher Unterſchied von der folgenden Familie beſteht noch in dem Mangel der eigenthümlichen Gruben

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/482>, abgerufen am 24.05.2024.