Fingern oder Zehen zusammengesetzt erscheint, bei den niederen Formen dagegen viele Abweichungen von dieser Regel zeigt. Auch in Hinsicht der Zahl der Finger oder Zehen sieht man ungemein große Abwei- chungen, doch kann man meistens die Tendenz zur Herstellung der Fünfzahl wahrnehmen, wenn auch dieselbe nicht vollständig erreicht wird; nur bei wenigen Ausnahmen sieht man eine ganz unbestimmte Anzahl einzelner Knochen auftreten und die Zahl derselben von der hier ausgedrückten Norm abweichen. Wenn indessen auch diese Verschie- denheiten einen ziemlich weiten Spielraum haben, so sieht man doch daß die geringe Zahl der Extremitäten, welche niemals überschritten wird, ebenfalls einen wesentlichen Unterschied von den Gliederthieren bedingt, bei welchen unter allen Umständen wenigstens drei, wenn nicht mehr Paare von Extremitäten vorhanden sind.
Hinsichtlich der Ausbildung der inneren Theile und der einzelnen Organe, zeigen sich ebenfalls mannigfache Verschiedenheiten in dem Kreise, der uns beschäftigt. Nur selten bildet die äußere Haut einen festen Panzer, welcher bald den ganzen Körper, bald nur ein- zelne Theile desselben einschließt und dessen Struktur bald mehr hornig, bald mehr knochig erscheint. Gewöhnlich findet sich eine aus dehnbaren Fasern gewebte Lederhaut, welche noch mannigfache oberflächliche Deck- und Schutzmittel trägt, die wir unter dem Namen von Schuppen, Federn, Haaren u. s. w. kennen; selbst in den Fällen indeß, wo die äußere Haut eine bedeutende Festigkeit besitzt, bietet sie zwar theilweise Stützpunkte für die Bewegung dar, was indeß nicht hindert, daß die meisten Muskeln dennoch an der Außenfläche des inneren Skelettes ihren Anheftungspunkt und ihre Hauptwirksamkeit finden.
Das Central-Nervensystem bildet bei allen Wirbelthieren ein zusammenhängendes Ganzes, welches sich mit Ausnahme des nie- dersten aller Wirbelthiere durch besondere Gewölbebildungen auszeich- net; gewöhnlich kann man daran den strangartigen Theil, der in dem Wirbelkanale liegt und die Sammlung sämmtlicher Körpernerven bildet, das Rückenmark, von dem stärker angeschwollenen Gehirne unterscheiden, welches in der Schädelkapsel gelegen ist und die Nerven des Kopfes und der Sinnesorgane ausstrahlen läßt. Alle diese Nerven sammeln sich in demjenigen Theile des Gehirnes und Rückenmarkes, welcher den Wirbelkörpern zunächst aufliegt und den man deßhalb als Hirnstamm unterscheiden kann. Dieser Theil erscheint bei dem Embryo zuerst und wächst allmälig innerhalb der von den harten Hüllen gebildeten Höhlen gewölbartig nach oben zusammen, so daß man namentlich in dem Gehirne stets mehr oder minder verbreitete
Fingern oder Zehen zuſammengeſetzt erſcheint, bei den niederen Formen dagegen viele Abweichungen von dieſer Regel zeigt. Auch in Hinſicht der Zahl der Finger oder Zehen ſieht man ungemein große Abwei- chungen, doch kann man meiſtens die Tendenz zur Herſtellung der Fünfzahl wahrnehmen, wenn auch dieſelbe nicht vollſtändig erreicht wird; nur bei wenigen Ausnahmen ſieht man eine ganz unbeſtimmte Anzahl einzelner Knochen auftreten und die Zahl derſelben von der hier ausgedrückten Norm abweichen. Wenn indeſſen auch dieſe Verſchie- denheiten einen ziemlich weiten Spielraum haben, ſo ſieht man doch daß die geringe Zahl der Extremitäten, welche niemals überſchritten wird, ebenfalls einen weſentlichen Unterſchied von den Gliederthieren bedingt, bei welchen unter allen Umſtänden wenigſtens drei, wenn nicht mehr Paare von Extremitäten vorhanden ſind.
Hinſichtlich der Ausbildung der inneren Theile und der einzelnen Organe, zeigen ſich ebenfalls mannigfache Verſchiedenheiten in dem Kreiſe, der uns beſchäftigt. Nur ſelten bildet die äußere Haut einen feſten Panzer, welcher bald den ganzen Körper, bald nur ein- zelne Theile deſſelben einſchließt und deſſen Struktur bald mehr hornig, bald mehr knochig erſcheint. Gewöhnlich findet ſich eine aus dehnbaren Faſern gewebte Lederhaut, welche noch mannigfache oberflächliche Deck- und Schutzmittel trägt, die wir unter dem Namen von Schuppen, Federn, Haaren u. ſ. w. kennen; ſelbſt in den Fällen indeß, wo die äußere Haut eine bedeutende Feſtigkeit beſitzt, bietet ſie zwar theilweiſe Stützpunkte für die Bewegung dar, was indeß nicht hindert, daß die meiſten Muskeln dennoch an der Außenfläche des inneren Skelettes ihren Anheftungspunkt und ihre Hauptwirkſamkeit finden.
Das Central-Nervenſyſtem bildet bei allen Wirbelthieren ein zuſammenhängendes Ganzes, welches ſich mit Ausnahme des nie- derſten aller Wirbelthiere durch beſondere Gewölbebildungen auszeich- net; gewöhnlich kann man daran den ſtrangartigen Theil, der in dem Wirbelkanale liegt und die Sammlung ſämmtlicher Körpernerven bildet, das Rückenmark, von dem ſtärker angeſchwollenen Gehirne unterſcheiden, welches in der Schädelkapſel gelegen iſt und die Nerven des Kopfes und der Sinnesorgane ausſtrahlen läßt. Alle dieſe Nerven ſammeln ſich in demjenigen Theile des Gehirnes und Rückenmarkes, welcher den Wirbelkörpern zunächſt aufliegt und den man deßhalb als Hirnſtamm unterſcheiden kann. Dieſer Theil erſcheint bei dem Embryo zuerſt und wächſt allmälig innerhalb der von den harten Hüllen gebildeten Höhlen gewölbartig nach oben zuſammen, ſo daß man namentlich in dem Gehirne ſtets mehr oder minder verbreitete
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Fingern oder Zehen zuſammengeſetzt erſcheint, bei den niederen Formen
dagegen viele Abweichungen von dieſer Regel zeigt. Auch in Hinſicht
der Zahl der Finger oder Zehen ſieht man ungemein große Abwei-
chungen, doch kann man meiſtens die Tendenz zur Herſtellung der
Fünfzahl wahrnehmen, wenn auch dieſelbe nicht vollſtändig erreicht
wird; nur bei wenigen Ausnahmen ſieht man eine ganz unbeſtimmte
Anzahl einzelner Knochen auftreten und die Zahl derſelben von der hier
ausgedrückten Norm abweichen. Wenn indeſſen auch dieſe Verſchie-
denheiten einen ziemlich weiten Spielraum haben, ſo ſieht man doch
daß die geringe Zahl der Extremitäten, welche niemals überſchritten
wird, ebenfalls einen weſentlichen Unterſchied von den Gliederthieren
bedingt, bei welchen unter allen Umſtänden wenigſtens drei, wenn
nicht mehr Paare von Extremitäten vorhanden ſind.
Hinſichtlich der Ausbildung der inneren Theile und der
einzelnen Organe, zeigen ſich ebenfalls mannigfache Verſchiedenheiten
in dem Kreiſe, der uns beſchäftigt. Nur ſelten bildet die äußere Haut
einen feſten Panzer, welcher bald den ganzen Körper, bald nur ein-
zelne Theile deſſelben einſchließt und deſſen Struktur bald mehr hornig,
bald mehr knochig erſcheint. Gewöhnlich findet ſich eine aus dehnbaren
Faſern gewebte Lederhaut, welche noch mannigfache oberflächliche Deck-
und Schutzmittel trägt, die wir unter dem Namen von Schuppen,
Federn, Haaren u. ſ. w. kennen; ſelbſt in den Fällen indeß, wo die
äußere Haut eine bedeutende Feſtigkeit beſitzt, bietet ſie zwar theilweiſe
Stützpunkte für die Bewegung dar, was indeß nicht hindert, daß die
meiſten Muskeln dennoch an der Außenfläche des inneren Skelettes
ihren Anheftungspunkt und ihre Hauptwirkſamkeit finden.
Das Central-Nervenſyſtem bildet bei allen Wirbelthieren
ein zuſammenhängendes Ganzes, welches ſich mit Ausnahme des nie-
derſten aller Wirbelthiere durch beſondere Gewölbebildungen auszeich-
net; gewöhnlich kann man daran den ſtrangartigen Theil, der in dem
Wirbelkanale liegt und die Sammlung ſämmtlicher Körpernerven
bildet, das Rückenmark, von dem ſtärker angeſchwollenen Gehirne
unterſcheiden, welches in der Schädelkapſel gelegen iſt und die Nerven
des Kopfes und der Sinnesorgane ausſtrahlen läßt. Alle dieſe Nerven
ſammeln ſich in demjenigen Theile des Gehirnes und Rückenmarkes,
welcher den Wirbelkörpern zunächſt aufliegt und den man deßhalb
als Hirnſtamm unterſcheiden kann. Dieſer Theil erſcheint bei dem
Embryo zuerſt und wächſt allmälig innerhalb der von den harten
Hüllen gebildeten Höhlen gewölbartig nach oben zuſammen, ſo daß
man namentlich in dem Gehirne ſtets mehr oder minder verbreitete
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/14>, abgerufen am 30.01.2025.
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