Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.deckt hat, daß diese Anhänge besonders häufig bei pflanzlichen Keim- [Abbildung]
Fig. 47--51 körnern vorkommen, welche damitKeimkörner. im Wasser herumwirbeln, so spricht die Existenz eines solchen Rüssels eher für die pflanzliche Natur des Organismus und es gehören weitere Beweise dazu, wenn man die thie- rische Natur feststellen will. Eine Menge jener grünen Organismen, welche von Ehrenberg ihres Rüssels [Abbildung]
Fig. 52. wegen für Thiere erklärt wurden, müssen jetztOpalina. bis zum Nachweis des Gegentheils für Pflan- zen angesehen und dem zu Folge ganze Fa- milien, wie die Kugelthierchen (Volvociden), Panzermonaden (Cryptomonadinen), aus den Catalogen des Thierreiches gestrichen werden. Die Wimpern bilden die am häufigsten verbreitete Bewegungsart bei den Infusorien und da sie dieselben willkürlich spielen oder ruhen lassen und ihnen eine beliebige Richtung ertheilen können, so dienen sie ebensowohl zum Schwimmen, wie zum Herbeischaffen der Nahrung. Die oft außerordentlich feinen Härchen erregen dann durch ihre regelmäßigen Schwing- ungen einen Strudel, welcher oft die Erscheinung eines umrollenden Rades erzeugt und von ferne her alle feinen Partikelchen, die in dem Wasser schwimmen und selbst kleinere Thiere heranreißt und an der Mundöffnung vorbeiführt, so daß das Infusorium dieselben verschlucken oder nach Belieben verschmähen kann. Frühere Beobachter, deren Instrumente nicht Schärfe genug besaßen um die Wimperhaare selbst zu sehen, die aber wohl den von ihnen hervorgebrachten Strudel er- blickten, sprachen deßhalb von einer gewissen Zauberkraft der Infuso- rien, wodurch sie kleinere Thiere, die sich im Wasser befänden, an sich heranzögen. Bei allen Infusorien welche einen Mund besitzen, ist wenigstens dieser mit Wimpern besetzt, wenn auch der übrige Körper nackt ist. Auf dem Körper selbst stehen die Wimpern bald in Längs- reihen, bald in Querreihen oder in Randsäumen um den Körper herum, zuweilen auf häutigen Fortsätzen, die ein- und ausgestülpt wer- den können, zuweilen selbst auf Ringen von fester Substanz. Endlich gibt es noch zwei Familien, bei welchen steife Borsten, Griffel und deckt hat, daß dieſe Anhänge beſonders häufig bei pflanzlichen Keim- [Abbildung]
Fig. 47—51 körnern vorkommen, welche damitKeimkörner. im Waſſer herumwirbeln, ſo ſpricht die Exiſtenz eines ſolchen Rüſſels eher für die pflanzliche Natur des Organismus und es gehören weitere Beweiſe dazu, wenn man die thie- riſche Natur feſtſtellen will. Eine Menge jener grünen Organismen, welche von Ehrenberg ihres Rüſſels [Abbildung]
Fig. 52. wegen für Thiere erklärt wurden, müſſen jetztOpalina. bis zum Nachweis des Gegentheils für Pflan- zen angeſehen und dem zu Folge ganze Fa- milien, wie die Kugelthierchen (Volvociden), Panzermonaden (Cryptomonadinen), aus den Catalogen des Thierreiches geſtrichen werden. Die Wimpern bilden die am häufigſten verbreitete Bewegungsart bei den Infuſorien und da ſie dieſelben willkürlich ſpielen oder ruhen laſſen und ihnen eine beliebige Richtung ertheilen können, ſo dienen ſie ebenſowohl zum Schwimmen, wie zum Herbeiſchaffen der Nahrung. Die oft außerordentlich feinen Härchen erregen dann durch ihre regelmäßigen Schwing- ungen einen Strudel, welcher oft die Erſcheinung eines umrollenden Rades erzeugt und von ferne her alle feinen Partikelchen, die in dem Waſſer ſchwimmen und ſelbſt kleinere Thiere heranreißt und an der Mundöffnung vorbeiführt, ſo daß das Infuſorium dieſelben verſchlucken oder nach Belieben verſchmähen kann. Frühere Beobachter, deren Inſtrumente nicht Schärfe genug beſaßen um die Wimperhaare ſelbſt zu ſehen, die aber wohl den von ihnen hervorgebrachten Strudel er- blickten, ſprachen deßhalb von einer gewiſſen Zauberkraft der Infuſo- rien, wodurch ſie kleinere Thiere, die ſich im Waſſer befänden, an ſich heranzögen. Bei allen Infuſorien welche einen Mund beſitzen, iſt wenigſtens dieſer mit Wimpern beſetzt, wenn auch der übrige Körper nackt iſt. Auf dem Körper ſelbſt ſtehen die Wimpern bald in Längs- reihen, bald in Querreihen oder in Randſäumen um den Körper herum, zuweilen auf häutigen Fortſätzen, die ein- und ausgeſtülpt wer- den können, zuweilen ſelbſt auf Ringen von feſter Subſtanz. Endlich gibt es noch zwei Familien, bei welchen ſteife Borſten, Griffel und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0093" n="87"/> deckt hat, daß dieſe Anhänge beſonders häufig bei pflanzlichen Keim-<lb/><figure><head>Fig. 47—51 </head><p>Keimkörner.</p></figure><lb/> körnern vorkommen, welche damit<lb/> im Waſſer herumwirbeln, ſo ſpricht<lb/> die Exiſtenz eines ſolchen Rüſſels<lb/> eher für die pflanzliche Natur des<lb/> Organismus und es gehören weitere<lb/> Beweiſe dazu, wenn man die thie-<lb/> riſche Natur feſtſtellen will. Eine<lb/> Menge jener grünen Organismen,<lb/> welche von Ehrenberg ihres Rüſſels<lb/><figure><head>Fig. 52. </head><p><hi rendition="#aq">Opalina</hi>.</p></figure><lb/> wegen für Thiere erklärt wurden, müſſen jetzt<lb/> bis zum Nachweis des Gegentheils für Pflan-<lb/> zen angeſehen und dem zu Folge ganze Fa-<lb/> milien, wie die Kugelthierchen (Volvociden),<lb/> Panzermonaden (Cryptomonadinen), aus den<lb/> Catalogen des Thierreiches geſtrichen werden.<lb/> Die <hi rendition="#g">Wimpern</hi> bilden die am häufigſten<lb/> verbreitete Bewegungsart bei den Infuſorien<lb/> und da ſie dieſelben willkürlich ſpielen oder<lb/> ruhen laſſen und ihnen eine beliebige Richtung<lb/> ertheilen können, ſo dienen ſie ebenſowohl<lb/> zum Schwimmen, wie zum Herbeiſchaffen der<lb/> Nahrung. Die oft außerordentlich feinen Härchen<lb/> erregen dann durch ihre regelmäßigen Schwing-<lb/> ungen einen Strudel, welcher oft die Erſcheinung eines umrollenden<lb/> Rades erzeugt und von ferne her alle feinen Partikelchen, die in dem<lb/> Waſſer ſchwimmen und ſelbſt kleinere Thiere heranreißt und an der<lb/> Mundöffnung vorbeiführt, ſo daß das Infuſorium dieſelben verſchlucken<lb/> oder nach Belieben verſchmähen kann. Frühere Beobachter, deren<lb/> Inſtrumente nicht Schärfe genug beſaßen um die Wimperhaare ſelbſt<lb/> zu ſehen, die aber wohl den von ihnen hervorgebrachten Strudel er-<lb/> blickten, ſprachen deßhalb von einer gewiſſen Zauberkraft der Infuſo-<lb/> rien, wodurch ſie kleinere Thiere, die ſich im Waſſer befänden, an ſich<lb/> heranzögen. Bei allen Infuſorien welche einen Mund beſitzen, iſt<lb/> wenigſtens dieſer mit Wimpern beſetzt, wenn auch der übrige Körper<lb/> nackt iſt. Auf dem Körper ſelbſt ſtehen die Wimpern bald in Längs-<lb/> reihen, bald in Querreihen oder in Randſäumen um den Körper<lb/> herum, zuweilen auf häutigen Fortſätzen, die ein- und ausgeſtülpt wer-<lb/> den können, zuweilen ſelbſt auf Ringen von feſter Subſtanz. Endlich<lb/> gibt es noch zwei Familien, bei welchen ſteife Borſten, Griffel und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0093]
deckt hat, daß dieſe Anhänge beſonders häufig bei pflanzlichen Keim-
[Abbildung Fig. 47—51 Keimkörner.]
körnern vorkommen, welche damit
im Waſſer herumwirbeln, ſo ſpricht
die Exiſtenz eines ſolchen Rüſſels
eher für die pflanzliche Natur des
Organismus und es gehören weitere
Beweiſe dazu, wenn man die thie-
riſche Natur feſtſtellen will. Eine
Menge jener grünen Organismen,
welche von Ehrenberg ihres Rüſſels
[Abbildung Fig. 52. Opalina.]
wegen für Thiere erklärt wurden, müſſen jetzt
bis zum Nachweis des Gegentheils für Pflan-
zen angeſehen und dem zu Folge ganze Fa-
milien, wie die Kugelthierchen (Volvociden),
Panzermonaden (Cryptomonadinen), aus den
Catalogen des Thierreiches geſtrichen werden.
Die Wimpern bilden die am häufigſten
verbreitete Bewegungsart bei den Infuſorien
und da ſie dieſelben willkürlich ſpielen oder
ruhen laſſen und ihnen eine beliebige Richtung
ertheilen können, ſo dienen ſie ebenſowohl
zum Schwimmen, wie zum Herbeiſchaffen der
Nahrung. Die oft außerordentlich feinen Härchen
erregen dann durch ihre regelmäßigen Schwing-
ungen einen Strudel, welcher oft die Erſcheinung eines umrollenden
Rades erzeugt und von ferne her alle feinen Partikelchen, die in dem
Waſſer ſchwimmen und ſelbſt kleinere Thiere heranreißt und an der
Mundöffnung vorbeiführt, ſo daß das Infuſorium dieſelben verſchlucken
oder nach Belieben verſchmähen kann. Frühere Beobachter, deren
Inſtrumente nicht Schärfe genug beſaßen um die Wimperhaare ſelbſt
zu ſehen, die aber wohl den von ihnen hervorgebrachten Strudel er-
blickten, ſprachen deßhalb von einer gewiſſen Zauberkraft der Infuſo-
rien, wodurch ſie kleinere Thiere, die ſich im Waſſer befänden, an ſich
heranzögen. Bei allen Infuſorien welche einen Mund beſitzen, iſt
wenigſtens dieſer mit Wimpern beſetzt, wenn auch der übrige Körper
nackt iſt. Auf dem Körper ſelbſt ſtehen die Wimpern bald in Längs-
reihen, bald in Querreihen oder in Randſäumen um den Körper
herum, zuweilen auf häutigen Fortſätzen, die ein- und ausgeſtülpt wer-
den können, zuweilen ſelbſt auf Ringen von feſter Subſtanz. Endlich
gibt es noch zwei Familien, bei welchen ſteife Borſten, Griffel und
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