Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.[Abbildung]
Fig. 18. Oft bleibt sie in Verbindung mit dem Mut-Wasserlinsen, a an deren Wur- terthier und indem die neuen Knospen nach bestimmten Normen bald mehr bald minder regelmäßig sich entwickeln, entstehen jene gemeinschaftlichen Colonieen, die wir als Polypen, Corallen, Moosthiere u. s. w. kennen lernen werden; oft aber auch reißen sich die Knospen los und führen während einiger Zeit ein selbstständiges Leben, so daß man wohl zwischen freien Knospen und zwi- schen bleibenden Knospen unterscheiden muß, indem erstere meistens bei festsitzenden Thie- ren vorkommen und zur Gründung neuer Colonieen in der Ferne bestimmt sind, wäh- rend Letztere die Vergrößerung des Polypen- stockes zur Folge haben und zu dem Ende mit dem Mutterstocke in Verbindung bleiben. Zuweilen bilden sich die Knospen auch in der Weise, daß festsitzende Thiere lange Ausläufer oder Ranken von ihrer Basis ausschicken, aus denen dann ähnlich wie aus den Aus- läufern der Erdbeerpflanze von Zeit zu Zeit durch Knospungen neue Individuen entstehen. Manchmal selbst bilden sie sich im Innern des Körpers und werden nach ihrer Ablösung ausgestoßen. Die höheren Thiere in allen Typen pflanzen sich durch die ge- [Abbildung]
Fig. 18. Oft bleibt ſie in Verbindung mit dem Mut-Waſſerlinſen, a an deren Wur- terthier und indem die neuen Knospen nach beſtimmten Normen bald mehr bald minder regelmäßig ſich entwickeln, entſtehen jene gemeinſchaftlichen Colonieen, die wir als Polypen, Corallen, Moosthiere u. ſ. w. kennen lernen werden; oft aber auch reißen ſich die Knospen los und führen während einiger Zeit ein ſelbſtſtändiges Leben, ſo daß man wohl zwiſchen freien Knospen und zwi- ſchen bleibenden Knospen unterſcheiden muß, indem erſtere meiſtens bei feſtſitzenden Thie- ren vorkommen und zur Gründung neuer Colonieen in der Ferne beſtimmt ſind, wäh- rend Letztere die Vergrößerung des Polypen- ſtockes zur Folge haben und zu dem Ende mit dem Mutterſtocke in Verbindung bleiben. Zuweilen bilden ſich die Knospen auch in der Weiſe, daß feſtſitzende Thiere lange Ausläufer oder Ranken von ihrer Baſis ausſchicken, aus denen dann ähnlich wie aus den Aus- läufern der Erdbeerpflanze von Zeit zu Zeit durch Knospungen neue Individuen entſtehen. Manchmal ſelbſt bilden ſie ſich im Innern des Körpers und werden nach ihrer Ablöſung ausgeſtoßen. Die höheren Thiere in allen Typen pflanzen ſich durch die ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0062" n="56"/><figure><head>Fig. 18.</head><lb/><p>Waſſerlinſen, <hi rendition="#aq">a</hi> an deren Wur-<lb/> zeln mehrere Armpolypen (<hi rendition="#aq">Hy-<lb/> dra</hi>) ſitzen. Aus dem Polypen<lb/> bei <hi rendition="#aq">c</hi> ſind zwei ſchon mit Armen<lb/> verſehene Knospen entwickelt, die<lb/> der Ablöſung nahe ſind.</p></figure><lb/> Oft bleibt ſie in Verbindung mit dem Mut-<lb/> terthier und indem die neuen Knospen<lb/> nach beſtimmten Normen bald mehr bald<lb/> minder regelmäßig ſich entwickeln, entſtehen<lb/> jene gemeinſchaftlichen Colonieen, die wir<lb/> als Polypen, Corallen, Moosthiere u. ſ. w.<lb/> kennen lernen werden; oft aber auch reißen<lb/> ſich die Knospen los und führen während<lb/> einiger Zeit ein ſelbſtſtändiges Leben, ſo daß<lb/> man wohl zwiſchen freien Knospen und zwi-<lb/> ſchen bleibenden Knospen unterſcheiden muß,<lb/> indem erſtere meiſtens bei feſtſitzenden Thie-<lb/> ren vorkommen und zur Gründung neuer<lb/> Colonieen in der Ferne beſtimmt ſind, wäh-<lb/> rend Letztere die Vergrößerung des Polypen-<lb/> ſtockes zur Folge haben und zu dem Ende<lb/> mit dem Mutterſtocke in Verbindung bleiben.<lb/> Zuweilen bilden ſich die Knospen auch in<lb/> der Weiſe, daß feſtſitzende Thiere lange Ausläufer oder Ranken von<lb/> ihrer Baſis ausſchicken, aus denen dann ähnlich wie aus den Aus-<lb/> läufern der Erdbeerpflanze von Zeit zu Zeit durch Knospungen neue<lb/> Individuen entſtehen. Manchmal ſelbſt bilden ſie ſich im Innern des<lb/> Körpers und werden nach ihrer Ablöſung ausgeſtoßen.</p><lb/> <p>Die höheren Thiere in allen Typen pflanzen ſich durch die <hi rendition="#g">ge-<lb/> ſchlechtliche Zeugung</hi> fort, und dieſe iſt auch bei vielen niedern<lb/> Thieren vorhanden, bei welchen außerdem noch die Vermehrung durch<lb/> Knospenbildung ſtattfindet. Die geſchlechtliche Zeugung bedingt, wie<lb/> ſchon in dem vorigen Briefe dargethan wurde, die Exiſtenz zweier ver-<lb/> ſchiedener einander entgegengeſetzter Zeugungsſtoffe, des männlichen<lb/> oder des Samens und des weiblichen oder des Eies, die meiſtens in<lb/> beſonderen Geſchlechtsorganen ausgebildet werden. Beide Produkte haben<lb/> durch die ganze Thierwelt ſo eigenthümliche Charaktere, daß ſie nur<lb/> ſelten verkannt werden können. Das <hi rendition="#g">Ei</hi> aller Thiere iſt nach einem<lb/> beſtimmten Plane gebaut; eine mehr oder minder körnige weiche oder<lb/> flüſſige Subſtanz, deren Hauptbeſtandtheile Fett und Eiweiß ſind,<lb/> der <hi rendition="#g">Dotter</hi>, bildet den Hauptinhalt des Ei’s und wird von einer<lb/> außerordentlich zarten, nur in ſeltenen Fällen feſter werdenden,<lb/> ſtrukturloſen Haut, der <hi rendition="#g">Dotterhaut</hi>, umſchloſſen. In dieſem Dotter<lb/> liegt ein helles Bläschen, welches meiſt eine waſſerhelle Flüſſigkeit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0062]
[Abbildung Fig. 18.
Waſſerlinſen, a an deren Wur-
zeln mehrere Armpolypen (Hy-
dra) ſitzen. Aus dem Polypen
bei c ſind zwei ſchon mit Armen
verſehene Knospen entwickelt, die
der Ablöſung nahe ſind.]
Oft bleibt ſie in Verbindung mit dem Mut-
terthier und indem die neuen Knospen
nach beſtimmten Normen bald mehr bald
minder regelmäßig ſich entwickeln, entſtehen
jene gemeinſchaftlichen Colonieen, die wir
als Polypen, Corallen, Moosthiere u. ſ. w.
kennen lernen werden; oft aber auch reißen
ſich die Knospen los und führen während
einiger Zeit ein ſelbſtſtändiges Leben, ſo daß
man wohl zwiſchen freien Knospen und zwi-
ſchen bleibenden Knospen unterſcheiden muß,
indem erſtere meiſtens bei feſtſitzenden Thie-
ren vorkommen und zur Gründung neuer
Colonieen in der Ferne beſtimmt ſind, wäh-
rend Letztere die Vergrößerung des Polypen-
ſtockes zur Folge haben und zu dem Ende
mit dem Mutterſtocke in Verbindung bleiben.
Zuweilen bilden ſich die Knospen auch in
der Weiſe, daß feſtſitzende Thiere lange Ausläufer oder Ranken von
ihrer Baſis ausſchicken, aus denen dann ähnlich wie aus den Aus-
läufern der Erdbeerpflanze von Zeit zu Zeit durch Knospungen neue
Individuen entſtehen. Manchmal ſelbſt bilden ſie ſich im Innern des
Körpers und werden nach ihrer Ablöſung ausgeſtoßen.
Die höheren Thiere in allen Typen pflanzen ſich durch die ge-
ſchlechtliche Zeugung fort, und dieſe iſt auch bei vielen niedern
Thieren vorhanden, bei welchen außerdem noch die Vermehrung durch
Knospenbildung ſtattfindet. Die geſchlechtliche Zeugung bedingt, wie
ſchon in dem vorigen Briefe dargethan wurde, die Exiſtenz zweier ver-
ſchiedener einander entgegengeſetzter Zeugungsſtoffe, des männlichen
oder des Samens und des weiblichen oder des Eies, die meiſtens in
beſonderen Geſchlechtsorganen ausgebildet werden. Beide Produkte haben
durch die ganze Thierwelt ſo eigenthümliche Charaktere, daß ſie nur
ſelten verkannt werden können. Das Ei aller Thiere iſt nach einem
beſtimmten Plane gebaut; eine mehr oder minder körnige weiche oder
flüſſige Subſtanz, deren Hauptbeſtandtheile Fett und Eiweiß ſind,
der Dotter, bildet den Hauptinhalt des Ei’s und wird von einer
außerordentlich zarten, nur in ſeltenen Fällen feſter werdenden,
ſtrukturloſen Haut, der Dotterhaut, umſchloſſen. In dieſem Dotter
liegt ein helles Bläschen, welches meiſt eine waſſerhelle Flüſſigkeit
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