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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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sehen. Auf dem Leibe stehen Querreihen kurzer Stacheln, die nach
hinten gerichtet sind. Die beiden Luftlöcher sind am Hinterende der
Larven angebracht. Einiger dieser Larven bohren sich in die Haut
der Thiere und eine Art in Südamerika auch in die der Menschen
ein und verursachen dort große Eiterbeulen, in welchen sie mit dem
Vorderende nach innen stecken, während das Hinterende gegen die
Oeffnung des Eitersackes (Dasselbeule) zum Luftschöpfen gerichtet ist.
Diese Dasselbeulen werden oft in heißen Ländern so zahlreich, daß die
Häute fast werthlos werden. Unter den Landleuten herscht der irrige
Glaube, daß die Larven dieser Dasselbeulen sich in die Viehbremse
(Tabanus) verwandeln. Zur Zeit der Verpuppung kriechen die Lar-
ven aus der Eiterbeule heraus und lassen sich zur Erde fallen. Ihre
äußere Haut bildet die Schale der Puppe (Cuterebra; Hypoderma;
Oedemagus
auf Hasen, Ochsen, Rennthieren.) Andere Larven leben
in den Stirnhöhlen der Schafe und Hirscharten -- die Mutter legt
die Eier an den Eingang der Nasenhöhlen, von welchen aus die Lar-
ven hinaufkriechen (Cephenemyia; Cephalemyia); noch andere endlich
legen ihre Eier auf die Schultern der Pferde, wo die Thiere sie ab-
lecken, hinabschlucken, die Larven sich im Magen oder Darm mit ihren
Hornhaken festsetzen, zur Zeit der Verpuppung loslassen und mit dem
Kothe abgehen, um sich im Dünger zu entwickeln. (Oestrus.)

Ueberaus zahlreich ist die Familie der Fliegen (Muscida), welche
etwa zweihundert Gattungen zählt, die eine solche Menge von Ueber-
gängen in den einzelnen Charakteren zeigen, daß sich kaum andere,
als die von den Kurzhörnern überhaupt angegebenen Merkmale an-
geben lassen. Man hat drei Unterfamilien, besonders nach der Be-
schaffenheit der Deckschuppen und der Schwingkolben angenommen.

Dungfliegen, Acalyptera. Deckschuppen fehlen ganz oder sind

[Abbildung] Fig. 752.

Dungfliege (Scato-
phaga stercoraria
.)

nur rudimentär. Die Stirn ist bei beiden Ge-
schlechtern breit, die Fühlerborste deutlich aus
einem oder zwei Gliedern gebildet. Der Kör-
per ist länglich, der Kopf halbkugelig, die Flü-
gel schwächer als bei den übrigen Fliegen. Man
findet die ausgebildeten Insekten meist in schat-
tigen Gehölzen, im Rasen und auf Wasserpflanzen. Ihr Flug ist lang-

ſehen. Auf dem Leibe ſtehen Querreihen kurzer Stacheln, die nach
hinten gerichtet ſind. Die beiden Luftlöcher ſind am Hinterende der
Larven angebracht. Einiger dieſer Larven bohren ſich in die Haut
der Thiere und eine Art in Südamerika auch in die der Menſchen
ein und verurſachen dort große Eiterbeulen, in welchen ſie mit dem
Vorderende nach innen ſtecken, während das Hinterende gegen die
Oeffnung des Eiterſackes (Daſſelbeule) zum Luftſchöpfen gerichtet iſt.
Dieſe Daſſelbeulen werden oft in heißen Ländern ſo zahlreich, daß die
Häute faſt werthlos werden. Unter den Landleuten herſcht der irrige
Glaube, daß die Larven dieſer Daſſelbeulen ſich in die Viehbremſe
(Tabanus) verwandeln. Zur Zeit der Verpuppung kriechen die Lar-
ven aus der Eiterbeule heraus und laſſen ſich zur Erde fallen. Ihre
äußere Haut bildet die Schale der Puppe (Cuterebra; Hypoderma;
Oedemagus
auf Haſen, Ochſen, Rennthieren.) Andere Larven leben
in den Stirnhöhlen der Schafe und Hirſcharten — die Mutter legt
die Eier an den Eingang der Naſenhöhlen, von welchen aus die Lar-
ven hinaufkriechen (Cephenemyia; Cephalemyia); noch andere endlich
legen ihre Eier auf die Schultern der Pferde, wo die Thiere ſie ab-
lecken, hinabſchlucken, die Larven ſich im Magen oder Darm mit ihren
Hornhaken feſtſetzen, zur Zeit der Verpuppung loslaſſen und mit dem
Kothe abgehen, um ſich im Dünger zu entwickeln. (Oestrus.)

Ueberaus zahlreich iſt die Familie der Fliegen (Muscida), welche
etwa zweihundert Gattungen zählt, die eine ſolche Menge von Ueber-
gängen in den einzelnen Charakteren zeigen, daß ſich kaum andere,
als die von den Kurzhörnern überhaupt angegebenen Merkmale an-
geben laſſen. Man hat drei Unterfamilien, beſonders nach der Be-
ſchaffenheit der Deckſchuppen und der Schwingkolben angenommen.

Dungfliegen, Acalyptera. Deckſchuppen fehlen ganz oder ſind

[Abbildung] Fig. 752.

Dungfliege (Scato-
phaga stercoraria
.)

nur rudimentär. Die Stirn iſt bei beiden Ge-
ſchlechtern breit, die Fühlerborſte deutlich aus
einem oder zwei Gliedern gebildet. Der Kör-
per iſt länglich, der Kopf halbkugelig, die Flü-
gel ſchwächer als bei den übrigen Fliegen. Man
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tigen Gehölzen, im Raſen und auf Waſſerpflanzen. Ihr Flug iſt lang-

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[605/0611] ſehen. Auf dem Leibe ſtehen Querreihen kurzer Stacheln, die nach hinten gerichtet ſind. Die beiden Luftlöcher ſind am Hinterende der Larven angebracht. Einiger dieſer Larven bohren ſich in die Haut der Thiere und eine Art in Südamerika auch in die der Menſchen ein und verurſachen dort große Eiterbeulen, in welchen ſie mit dem Vorderende nach innen ſtecken, während das Hinterende gegen die Oeffnung des Eiterſackes (Daſſelbeule) zum Luftſchöpfen gerichtet iſt. Dieſe Daſſelbeulen werden oft in heißen Ländern ſo zahlreich, daß die Häute faſt werthlos werden. Unter den Landleuten herſcht der irrige Glaube, daß die Larven dieſer Daſſelbeulen ſich in die Viehbremſe (Tabanus) verwandeln. Zur Zeit der Verpuppung kriechen die Lar- ven aus der Eiterbeule heraus und laſſen ſich zur Erde fallen. Ihre äußere Haut bildet die Schale der Puppe (Cuterebra; Hypoderma; Oedemagus auf Haſen, Ochſen, Rennthieren.) Andere Larven leben in den Stirnhöhlen der Schafe und Hirſcharten — die Mutter legt die Eier an den Eingang der Naſenhöhlen, von welchen aus die Lar- ven hinaufkriechen (Cephenemyia; Cephalemyia); noch andere endlich legen ihre Eier auf die Schultern der Pferde, wo die Thiere ſie ab- lecken, hinabſchlucken, die Larven ſich im Magen oder Darm mit ihren Hornhaken feſtſetzen, zur Zeit der Verpuppung loslaſſen und mit dem Kothe abgehen, um ſich im Dünger zu entwickeln. (Oestrus.) Ueberaus zahlreich iſt die Familie der Fliegen (Muscida), welche etwa zweihundert Gattungen zählt, die eine ſolche Menge von Ueber- gängen in den einzelnen Charakteren zeigen, daß ſich kaum andere, als die von den Kurzhörnern überhaupt angegebenen Merkmale an- geben laſſen. Man hat drei Unterfamilien, beſonders nach der Be- ſchaffenheit der Deckſchuppen und der Schwingkolben angenommen. Dungfliegen, Acalyptera. Deckſchuppen fehlen ganz oder ſind [Abbildung Fig. 752. Dungfliege (Scato- phaga stercoraria.)] nur rudimentär. Die Stirn iſt bei beiden Ge- ſchlechtern breit, die Fühlerborſte deutlich aus einem oder zwei Gliedern gebildet. Der Kör- per iſt länglich, der Kopf halbkugelig, die Flü- gel ſchwächer als bei den übrigen Fliegen. Man findet die ausgebildeten Inſekten meiſt in ſchat- tigen Gehölzen, im Raſen und auf Waſſerpflanzen. Ihr Flug iſt lang-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/611>, abgerufen am 25.11.2024.