besonderen Gelenkknopfe stehen. Gewöhnlich wird diese Springgabel beim Gehen wagrecht nach hinten gestreckt; sobald aber das Thier springen will, so schlägt es die Gabel unter den Bauch, und indem es sie plötzlich wie eine Feder losschnellen läßt, schleudert sich das Thierchen oft fußweit fort. Außer dieser Springgabel, die nur sehr wenigen Arten fehlt, besitzen manche dieser Insekten noch ein eigen- thümliches Haftorgan, das in Form eines klebrigen Knopfes oder zweier langer, beweglicher Schläuche aus der Unterfläche des Hinter- leibes hervortritt, und zum Anheften an glatten Flächen dient. Po- dura; Smynthurus; Desoria; Orchesella; Achorutes; Lipura.
Den vorigen nahe verwandt ist die Familie der Zuckergäste
[Abbildung]
Fig. 675.
Springfischchen (Machilis), vom Rücken aus, um die langen Fühler und die lan- gen Taster dazwischen, so wie die hinteren Spring- borsten zu zeigen.
(Lepismida), kleine, meistens silberglänzende Thierchen von spindelförmiger Gestalt, deren Kör- per über all dicht mit feinen mikroskopischen Schüpp- chen bedeckt ist und stets aus vierzehn deutlichen Ringeln besteht. Der Kopf ist meist klein, tief unter dem ersten Halsringe verborgen, die Brustringe in der Gestalt nicht von den Rin- gen des Hinterleibes verschieden. Die Fühler sind lang, borstenförmig, aus vielen Gliedern zusammengesetzt; die einfachen Augen in bedeu- tender Zahl auf zwei seitlichen Haufen vereinigt. Die Mundwerkzeuge bestehen aus zwei kleinen, hakenförmigen Kiefern, kleinen, dünnen Kinn- laden, die aber sehr lange, vielgliedrige, wie ein zweites Paar Fühlhörner vor dem Kopfe vorstehende Taster tragen, und einer Unterlippe mit kurzen viergliedrigen Tastern. Am Hinter- leibe der Thiere befinden sich vielfach geringelte, lange Borsten, mittelst deren eine Gattung in ähnlicher Weise, wie die vorige Familie, springt. Die Thiere finden sich unter dem Moose, auf Steinen und auch in den Häusern, schweifen aber besonders bei Nacht umher. Lepisma; Machilis.
Man kennt keine fossilen Repräsentanten der flügellosen Insekten.
36*
beſonderen Gelenkknopfe ſtehen. Gewöhnlich wird dieſe Springgabel beim Gehen wagrecht nach hinten geſtreckt; ſobald aber das Thier ſpringen will, ſo ſchlägt es die Gabel unter den Bauch, und indem es ſie plötzlich wie eine Feder losſchnellen läßt, ſchleudert ſich das Thierchen oft fußweit fort. Außer dieſer Springgabel, die nur ſehr wenigen Arten fehlt, beſitzen manche dieſer Inſekten noch ein eigen- thümliches Haftorgan, das in Form eines klebrigen Knopfes oder zweier langer, beweglicher Schläuche aus der Unterfläche des Hinter- leibes hervortritt, und zum Anheften an glatten Flächen dient. Po- dura; Smynthurus; Desoria; Orchesella; Achorutes; Lipura.
Den vorigen nahe verwandt iſt die Familie der Zuckergäſte
[Abbildung]
Fig. 675.
Springfiſchchen (Machilis), vom Rücken aus, um die langen Fühler und die lan- gen Taſter dazwiſchen, ſo wie die hinteren Spring- borſten zu zeigen.
(Lepismida), kleine, meiſtens ſilberglänzende Thierchen von ſpindelförmiger Geſtalt, deren Kör- per über all dicht mit feinen mikroſkopiſchen Schüpp- chen bedeckt iſt und ſtets aus vierzehn deutlichen Ringeln beſteht. Der Kopf iſt meiſt klein, tief unter dem erſten Halsringe verborgen, die Bruſtringe in der Geſtalt nicht von den Rin- gen des Hinterleibes verſchieden. Die Fühler ſind lang, borſtenförmig, aus vielen Gliedern zuſammengeſetzt; die einfachen Augen in bedeu- tender Zahl auf zwei ſeitlichen Haufen vereinigt. Die Mundwerkzeuge beſtehen aus zwei kleinen, hakenförmigen Kiefern, kleinen, dünnen Kinn- laden, die aber ſehr lange, vielgliedrige, wie ein zweites Paar Fühlhörner vor dem Kopfe vorſtehende Taſter tragen, und einer Unterlippe mit kurzen viergliedrigen Taſtern. Am Hinter- leibe der Thiere befinden ſich vielfach geringelte, lange Borſten, mittelſt deren eine Gattung in ähnlicher Weiſe, wie die vorige Familie, ſpringt. Die Thiere finden ſich unter dem Mooſe, auf Steinen und auch in den Häuſern, ſchweifen aber beſonders bei Nacht umher. Lepisma; Machilis.
Man kennt keine foſſilen Repräſentanten der flügelloſen Inſekten.
36*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0569"n="563"/>
beſonderen Gelenkknopfe ſtehen. Gewöhnlich wird dieſe Springgabel<lb/>
beim Gehen wagrecht nach hinten geſtreckt; ſobald aber das Thier<lb/>ſpringen will, ſo ſchlägt es die Gabel unter den Bauch, und indem<lb/>
es ſie plötzlich wie eine Feder losſchnellen läßt, ſchleudert ſich das<lb/>
Thierchen oft fußweit fort. Außer dieſer Springgabel, die nur ſehr<lb/>
wenigen Arten fehlt, beſitzen manche dieſer Inſekten noch ein eigen-<lb/>
thümliches Haftorgan, das in Form eines klebrigen Knopfes oder<lb/>
zweier langer, beweglicher Schläuche aus der Unterfläche des Hinter-<lb/>
leibes hervortritt, und zum Anheften an glatten Flächen dient. <hirendition="#aq">Po-<lb/>
dura; Smynthurus; Desoria; Orchesella; Achorutes; Lipura</hi>.</p><lb/><p>Den vorigen nahe verwandt iſt die Familie der <hirendition="#b">Zuckergäſte</hi><lb/><figure><head>Fig. 675.</head><lb/><p>Springfiſchchen (<hirendition="#aq">Machilis</hi>),<lb/>
vom Rücken aus, um die<lb/>
langen Fühler und die lan-<lb/>
gen Taſter dazwiſchen, ſo<lb/>
wie die hinteren Spring-<lb/>
borſten zu zeigen.</p></figure><lb/>
(<hirendition="#i"><hirendition="#aq">Lepismida</hi></hi>), kleine, meiſtens ſilberglänzende<lb/>
Thierchen von ſpindelförmiger Geſtalt, deren Kör-<lb/>
per über all dicht mit feinen mikroſkopiſchen Schüpp-<lb/>
chen bedeckt iſt und ſtets aus vierzehn deutlichen<lb/>
Ringeln beſteht. Der Kopf iſt meiſt klein, tief<lb/>
unter dem erſten Halsringe verborgen, die<lb/>
Bruſtringe in der Geſtalt nicht von den Rin-<lb/>
gen des Hinterleibes verſchieden. Die Fühler<lb/>ſind lang, borſtenförmig, aus vielen Gliedern<lb/>
zuſammengeſetzt; die einfachen Augen in bedeu-<lb/>
tender Zahl auf zwei ſeitlichen Haufen vereinigt.<lb/>
Die Mundwerkzeuge beſtehen aus zwei kleinen,<lb/>
hakenförmigen Kiefern, kleinen, dünnen Kinn-<lb/>
laden, die aber ſehr lange, vielgliedrige, wie<lb/>
ein zweites Paar Fühlhörner vor dem Kopfe<lb/>
vorſtehende Taſter tragen, und einer Unterlippe<lb/>
mit kurzen viergliedrigen Taſtern. Am Hinter-<lb/>
leibe der Thiere befinden ſich vielfach geringelte,<lb/>
lange Borſten, mittelſt deren eine Gattung in<lb/>
ähnlicher Weiſe, wie die vorige Familie, ſpringt.<lb/>
Die Thiere finden ſich unter dem Mooſe, auf<lb/>
Steinen und auch in den Häuſern, ſchweifen<lb/>
aber beſonders bei Nacht umher. <hirendition="#aq">Lepisma;<lb/>
Machilis</hi>.</p><lb/><p>Man kennt keine foſſilen Repräſentanten der flügelloſen Inſekten.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="sig">36*</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[563/0569]
beſonderen Gelenkknopfe ſtehen. Gewöhnlich wird dieſe Springgabel
beim Gehen wagrecht nach hinten geſtreckt; ſobald aber das Thier
ſpringen will, ſo ſchlägt es die Gabel unter den Bauch, und indem
es ſie plötzlich wie eine Feder losſchnellen läßt, ſchleudert ſich das
Thierchen oft fußweit fort. Außer dieſer Springgabel, die nur ſehr
wenigen Arten fehlt, beſitzen manche dieſer Inſekten noch ein eigen-
thümliches Haftorgan, das in Form eines klebrigen Knopfes oder
zweier langer, beweglicher Schläuche aus der Unterfläche des Hinter-
leibes hervortritt, und zum Anheften an glatten Flächen dient. Po-
dura; Smynthurus; Desoria; Orchesella; Achorutes; Lipura.
Den vorigen nahe verwandt iſt die Familie der Zuckergäſte
[Abbildung Fig. 675.
Springfiſchchen (Machilis),
vom Rücken aus, um die
langen Fühler und die lan-
gen Taſter dazwiſchen, ſo
wie die hinteren Spring-
borſten zu zeigen.]
(Lepismida), kleine, meiſtens ſilberglänzende
Thierchen von ſpindelförmiger Geſtalt, deren Kör-
per über all dicht mit feinen mikroſkopiſchen Schüpp-
chen bedeckt iſt und ſtets aus vierzehn deutlichen
Ringeln beſteht. Der Kopf iſt meiſt klein, tief
unter dem erſten Halsringe verborgen, die
Bruſtringe in der Geſtalt nicht von den Rin-
gen des Hinterleibes verſchieden. Die Fühler
ſind lang, borſtenförmig, aus vielen Gliedern
zuſammengeſetzt; die einfachen Augen in bedeu-
tender Zahl auf zwei ſeitlichen Haufen vereinigt.
Die Mundwerkzeuge beſtehen aus zwei kleinen,
hakenförmigen Kiefern, kleinen, dünnen Kinn-
laden, die aber ſehr lange, vielgliedrige, wie
ein zweites Paar Fühlhörner vor dem Kopfe
vorſtehende Taſter tragen, und einer Unterlippe
mit kurzen viergliedrigen Taſtern. Am Hinter-
leibe der Thiere befinden ſich vielfach geringelte,
lange Borſten, mittelſt deren eine Gattung in
ähnlicher Weiſe, wie die vorige Familie, ſpringt.
Die Thiere finden ſich unter dem Mooſe, auf
Steinen und auch in den Häuſern, ſchweifen
aber beſonders bei Nacht umher. Lepisma;
Machilis.
Man kennt keine foſſilen Repräſentanten der flügelloſen Inſekten.
36*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/569>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.