Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.einen deutlich abgesetzten Kopf von dreieckiger oder halbrunder Gestalt, Die Familie der Gabelspringer (Podurida) vereinigt eine Anzahl [Abbildung]
Fig. 674. tigen Orten, auf dem Wasser und selbstPodura, im Augenblicke, wo sie sich auf Schnee und Eis in großen Haufen zusammenfindet. Der Kopf ist stets deut- lich abgesetzt, abgerundet, dreieckig oder etwas länglich und mit deutlichen, borsten- förmigen, kurzen, meist viergliedrigen Fühlern versehen, hinter denen auf vor- ragenden Wülsten jederseits sechs bis acht einfache Augen zu einer Gruppe vereinigt stehen. Die Mundwerkzeuge werden von zwei großen Lippen gebildet, welche die Mundöffnung gänzlich schließen und die eigentlichen Kauwerkzeuge bedecken; -- diese bestehen aus zwei starken, gezähnelten Kiefern und zwei hakig ge- krümmten, ebenfalls gezähnelten Kinnladen, mittelst deren die Thiere ihre Nahrung, zarte Pflänzchen und faulende Pflanzenstoffe, zerkleinern; Taster fehlen durchaus. Der ganze Körper ist mit einzeln stehenden Haaren und sehr feinen, oft metallglänzenden Schüppchen bedeckt, die sich sehr leicht abstreifen. Die Füße sind meist schlank und behaart. Außer ihnen besitzen aber die meisten Gabelspringer ein höchst eigen- thümliches Bewegungsorgan, in Gestalt zweier, gabelförmig gestellter Borsten, die an dem hintersten Gliede des Unterleibes auf einem einen deutlich abgeſetzten Kopf von dreieckiger oder halbrunder Geſtalt, Die Familie der Gabelſpringer (Podurida) vereinigt eine Anzahl [Abbildung]
Fig. 674. tigen Orten, auf dem Waſſer und ſelbſtPodura, im Augenblicke, wo ſie ſich auf Schnee und Eis in großen Haufen zuſammenfindet. Der Kopf iſt ſtets deut- lich abgeſetzt, abgerundet, dreieckig oder etwas länglich und mit deutlichen, borſten- förmigen, kurzen, meiſt viergliedrigen Fühlern verſehen, hinter denen auf vor- ragenden Wülſten jederſeits ſechs bis acht einfache Augen zu einer Gruppe vereinigt ſtehen. Die Mundwerkzeuge werden von zwei großen Lippen gebildet, welche die Mundöffnung gänzlich ſchließen und die eigentlichen Kauwerkzeuge bedecken; — dieſe beſtehen aus zwei ſtarken, gezähnelten Kiefern und zwei hakig ge- krümmten, ebenfalls gezähnelten Kinnladen, mittelſt deren die Thiere ihre Nahrung, zarte Pflänzchen und faulende Pflanzenſtoffe, zerkleinern; Taſter fehlen durchaus. Der ganze Körper iſt mit einzeln ſtehenden Haaren und ſehr feinen, oft metallglänzenden Schüppchen bedeckt, die ſich ſehr leicht abſtreifen. Die Füße ſind meiſt ſchlank und behaart. Außer ihnen beſitzen aber die meiſten Gabelſpringer ein höchſt eigen- thümliches Bewegungsorgan, in Geſtalt zweier, gabelförmig geſtellter Borſten, die an dem hinterſten Gliede des Unterleibes auf einem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0568" n="562"/> einen deutlich abgeſetzten Kopf von dreieckiger oder halbrunder Geſtalt,<lb/> der oft mit ſonderbaren Spitzen beſetzt iſt. Die Fühler ſind ebenfalls<lb/> fünfgliedrig, die Mundwerkzeuge aber zum Kauen eingerichtet. Sie<lb/> haben nämlich zwei deutliche, hakenförmige Kiefer, welche von oben<lb/> und unten durch zwei breite Lippen bedeckt ſind. Bei einigen Gat-<lb/> tungen ſind außerdem noch dünne, ſchwache Kinnladen mit kurzen,<lb/> zweigliedrigen Taſtern vorhanden; anderen Gattungen fehlen nur die<lb/> Taſter, oder auch die Kinnladen ſelbſt. Die Füße ſind meiſt ſchlank,<lb/> gewöhnlich mit kurzen, einfachen Krallen bewaffnet. Die Thierchen<lb/> laufen ſehr ſchnell zwiſchen den Federn und Haaren ihrer Wohnthiere<lb/> umher; ſie nähren ſich niemals von Blut, ſondern freſſen den feinſten<lb/> Flaum und die jungen ſproſſenden Haare ab; nach dem Tode des<lb/> Vogels ſammeln ſie ſich meiſtens an den nackten Körperſtellen um<lb/> Schnabel und Augen an und verlaſſen den Leichnam beim Erkalten.<lb/> Man hat beſonders auf den Vögeln eine ungemein große Anzahl von<lb/> Gattungen und Arten dieſer Familie gefunden. <hi rendition="#aq">Philopterus; Nirmus;<lb/> Goniodes; Trichodectes; Liothaeum; Gyropus.</hi></p><lb/> <p>Die Familie der <hi rendition="#b">Gabelſpringer</hi> (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Podurida</hi></hi>) vereinigt eine Anzahl<lb/> kleiner, meiſt ſchlanker, flügelloſer Inſekten, die man an feuchten, ſchat-<lb/><figure><head>Fig. 674.</head><lb/><p><hi rendition="#aq">Podura,</hi> im Augenblicke, wo ſie ſich<lb/> zum Sprunge vorbereitet.</p></figure><lb/> tigen Orten, auf dem Waſſer und ſelbſt<lb/> auf Schnee und Eis in großen Haufen<lb/> zuſammenfindet. Der Kopf iſt ſtets deut-<lb/> lich abgeſetzt, abgerundet, dreieckig oder<lb/> etwas länglich und mit deutlichen, borſten-<lb/> förmigen, kurzen, meiſt viergliedrigen<lb/> Fühlern verſehen, hinter denen auf vor-<lb/> ragenden Wülſten jederſeits ſechs bis acht<lb/> einfache Augen zu einer Gruppe vereinigt ſtehen. Die Mundwerkzeuge<lb/> werden von zwei großen Lippen gebildet, welche die Mundöffnung<lb/> gänzlich ſchließen und die eigentlichen Kauwerkzeuge bedecken; — dieſe<lb/> beſtehen aus zwei ſtarken, gezähnelten Kiefern und zwei hakig ge-<lb/> krümmten, ebenfalls gezähnelten Kinnladen, mittelſt deren die Thiere<lb/> ihre Nahrung, zarte Pflänzchen und faulende Pflanzenſtoffe, zerkleinern;<lb/> Taſter fehlen durchaus. Der ganze Körper iſt mit einzeln ſtehenden<lb/> Haaren und ſehr feinen, oft metallglänzenden Schüppchen bedeckt, die<lb/> ſich ſehr leicht abſtreifen. Die Füße ſind meiſt ſchlank und behaart.<lb/> Außer ihnen beſitzen aber die meiſten Gabelſpringer ein höchſt eigen-<lb/> thümliches Bewegungsorgan, in Geſtalt zweier, gabelförmig geſtellter<lb/> Borſten, die an dem hinterſten Gliede des Unterleibes auf einem<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [562/0568]
einen deutlich abgeſetzten Kopf von dreieckiger oder halbrunder Geſtalt,
der oft mit ſonderbaren Spitzen beſetzt iſt. Die Fühler ſind ebenfalls
fünfgliedrig, die Mundwerkzeuge aber zum Kauen eingerichtet. Sie
haben nämlich zwei deutliche, hakenförmige Kiefer, welche von oben
und unten durch zwei breite Lippen bedeckt ſind. Bei einigen Gat-
tungen ſind außerdem noch dünne, ſchwache Kinnladen mit kurzen,
zweigliedrigen Taſtern vorhanden; anderen Gattungen fehlen nur die
Taſter, oder auch die Kinnladen ſelbſt. Die Füße ſind meiſt ſchlank,
gewöhnlich mit kurzen, einfachen Krallen bewaffnet. Die Thierchen
laufen ſehr ſchnell zwiſchen den Federn und Haaren ihrer Wohnthiere
umher; ſie nähren ſich niemals von Blut, ſondern freſſen den feinſten
Flaum und die jungen ſproſſenden Haare ab; nach dem Tode des
Vogels ſammeln ſie ſich meiſtens an den nackten Körperſtellen um
Schnabel und Augen an und verlaſſen den Leichnam beim Erkalten.
Man hat beſonders auf den Vögeln eine ungemein große Anzahl von
Gattungen und Arten dieſer Familie gefunden. Philopterus; Nirmus;
Goniodes; Trichodectes; Liothaeum; Gyropus.
Die Familie der Gabelſpringer (Podurida) vereinigt eine Anzahl
kleiner, meiſt ſchlanker, flügelloſer Inſekten, die man an feuchten, ſchat-
[Abbildung Fig. 674.
Podura, im Augenblicke, wo ſie ſich
zum Sprunge vorbereitet.]
tigen Orten, auf dem Waſſer und ſelbſt
auf Schnee und Eis in großen Haufen
zuſammenfindet. Der Kopf iſt ſtets deut-
lich abgeſetzt, abgerundet, dreieckig oder
etwas länglich und mit deutlichen, borſten-
förmigen, kurzen, meiſt viergliedrigen
Fühlern verſehen, hinter denen auf vor-
ragenden Wülſten jederſeits ſechs bis acht
einfache Augen zu einer Gruppe vereinigt ſtehen. Die Mundwerkzeuge
werden von zwei großen Lippen gebildet, welche die Mundöffnung
gänzlich ſchließen und die eigentlichen Kauwerkzeuge bedecken; — dieſe
beſtehen aus zwei ſtarken, gezähnelten Kiefern und zwei hakig ge-
krümmten, ebenfalls gezähnelten Kinnladen, mittelſt deren die Thiere
ihre Nahrung, zarte Pflänzchen und faulende Pflanzenſtoffe, zerkleinern;
Taſter fehlen durchaus. Der ganze Körper iſt mit einzeln ſtehenden
Haaren und ſehr feinen, oft metallglänzenden Schüppchen bedeckt, die
ſich ſehr leicht abſtreifen. Die Füße ſind meiſt ſchlank und behaart.
Außer ihnen beſitzen aber die meiſten Gabelſpringer ein höchſt eigen-
thümliches Bewegungsorgan, in Geſtalt zweier, gabelförmig geſtellter
Borſten, die an dem hinterſten Gliede des Unterleibes auf einem
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