nigen der erwachsenen Thiere außerordentiich ähnelt. Wir theilen diese in vier Familien, von welchen zwei als Schmarotzer auf warmblütigen Thieren leben, während die anderen im Freien unter Steinen und in den Ritzen der Baumrinden anzutreffen sind.
In die Familie der Läuse(Pediculida) gehören einige Gattungen mit durchscheinendem breitgedrücktem Körper, an dem Brust und Hin-
[Abbildung]
Fig. 673.
Die Kopflaus (Pediculus capitis). a Eier (Nisse), an einem Haare hängend.
terleib nur undeutlich oder gar nicht ge- trennt sind und die nur auf Säugethieren schmarotzen. Der Kopf ist deutlich abgesetzt, dreieckig, kuglich oder eiförmig; die Fühl- hörner kurz, meist schwach behaart, aus fünf beinahe gleichgroßen Gliedern zu- sammengesetzt; -- die Augen sehr klein, jederseits hinter den Fühlern bemerklich; -- die Mundwerkzeuge bestehen aus einem Rüssel, der ganz in den Kopf zurückge- zogen werden kann und aus einer wei- chen, unten erweiterten Scheide zusam- mengesetzt ist, in welcher vier Stechborsten spielen, die das eigentliche Stilett zusam- mensetzen; die Scheide selbst hat an ihrer Spitze eine doppelte Reihe von feinen Häkchen. Die Brust läßt sich bei den meisten Gattungen nicht deutlich von dem Hinterleibe unterscheiden; sie trägt drei kurze, kräftige Klammerfußpaare, deren letztes Glied mit einer starken, ge- krümmten Klaue bewaffnet ist, die sich gegen einen Ausschnitt einklappen und so das Haar wie eine Zangenscheere fassen kann.
Die verschiedenen Gattungen und Arten dieser Familie leben schmarotzend nur auf dem Menschen und auf Säugethieren, deren Haut sie anstechen, um ihr Blut zu saugen. Die Eier oder sogenann- ten Nisse werden an die Haare angeklebt und schlüpfen in wenigen Tagen aus. Jede Art von Säugethieren hat eine besondere Art von Läusen, und der Mensch allein nährt vier Arten, die zwei verschie- denen Gattungen angehören. Pediculus; Phthirius; Haematopinus.
Auf den meisten Vögeln, sowie auf einigen Säugethieren kommen eigenthümliche lausartige Insekten vor, welche man früher wohl mit den eigentlichen Läusen zusammenwarf, jetzt aber als besondere Fa- milie unter dem Namen der Vogelläuse(Nirmida) unterscheidet. Diese Insekten haben im Allgemeinen die Gestalt der Läuse, zeigen aber stets
Vogt, Zoologische Briefe. I. 36
nigen der erwachſenen Thiere außerordentiich ähnelt. Wir theilen dieſe in vier Familien, von welchen zwei als Schmarotzer auf warmblütigen Thieren leben, während die anderen im Freien unter Steinen und in den Ritzen der Baumrinden anzutreffen ſind.
In die Familie der Läuſe(Pediculida) gehören einige Gattungen mit durchſcheinendem breitgedrücktem Körper, an dem Bruſt und Hin-
[Abbildung]
Fig. 673.
Die Kopflaus (Pediculus capitis). a Eier (Niſſe), an einem Haare hängend.
terleib nur undeutlich oder gar nicht ge- trennt ſind und die nur auf Säugethieren ſchmarotzen. Der Kopf iſt deutlich abgeſetzt, dreieckig, kuglich oder eiförmig; die Fühl- hörner kurz, meiſt ſchwach behaart, aus fünf beinahe gleichgroßen Gliedern zu- ſammengeſetzt; — die Augen ſehr klein, jederſeits hinter den Fühlern bemerklich; — die Mundwerkzeuge beſtehen aus einem Rüſſel, der ganz in den Kopf zurückge- zogen werden kann und aus einer wei- chen, unten erweiterten Scheide zuſam- mengeſetzt iſt, in welcher vier Stechborſten ſpielen, die das eigentliche Stilett zuſam- menſetzen; die Scheide ſelbſt hat an ihrer Spitze eine doppelte Reihe von feinen Häkchen. Die Bruſt läßt ſich bei den meiſten Gattungen nicht deutlich von dem Hinterleibe unterſcheiden; ſie trägt drei kurze, kräftige Klammerfußpaare, deren letztes Glied mit einer ſtarken, ge- krümmten Klaue bewaffnet iſt, die ſich gegen einen Ausſchnitt einklappen und ſo das Haar wie eine Zangenſcheere faſſen kann.
Die verſchiedenen Gattungen und Arten dieſer Familie leben ſchmarotzend nur auf dem Menſchen und auf Säugethieren, deren Haut ſie anſtechen, um ihr Blut zu ſaugen. Die Eier oder ſogenann- ten Niſſe werden an die Haare angeklebt und ſchlüpfen in wenigen Tagen aus. Jede Art von Säugethieren hat eine beſondere Art von Läuſen, und der Menſch allein nährt vier Arten, die zwei verſchie- denen Gattungen angehören. Pediculus; Phthirius; Haematopinus.
Auf den meiſten Vögeln, ſowie auf einigen Säugethieren kommen eigenthümliche lausartige Inſekten vor, welche man früher wohl mit den eigentlichen Läuſen zuſammenwarf, jetzt aber als beſondere Fa- milie unter dem Namen der Vogelläuſe(Nirmida) unterſcheidet. Dieſe Inſekten haben im Allgemeinen die Geſtalt der Läuſe, zeigen aber ſtets
Vogt, Zoologiſche Briefe. I. 36
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0567"n="561"/>
nigen der erwachſenen Thiere außerordentiich ähnelt. Wir theilen dieſe<lb/>
in vier Familien, von welchen zwei als Schmarotzer auf warmblütigen<lb/>
Thieren leben, während die anderen im Freien unter Steinen und<lb/>
in den Ritzen der Baumrinden anzutreffen ſind.</p><lb/><p>In die Familie der <hirendition="#b">Läuſe</hi><hirendition="#i">(<hirendition="#aq">Pediculida</hi>)</hi> gehören einige Gattungen<lb/>
mit durchſcheinendem breitgedrücktem Körper, an dem Bruſt und Hin-<lb/><figure><head>Fig. 673.</head><lb/><p>Die Kopflaus (<hirendition="#aq">Pediculus capitis</hi>).<lb/><hirendition="#aq">a</hi> Eier (Niſſe), an einem Haare<lb/>
hängend.</p></figure><lb/>
terleib nur undeutlich oder gar nicht ge-<lb/>
trennt ſind und die nur auf Säugethieren<lb/>ſchmarotzen. Der Kopf iſt deutlich abgeſetzt,<lb/>
dreieckig, kuglich oder eiförmig; die Fühl-<lb/>
hörner kurz, meiſt ſchwach behaart, aus<lb/>
fünf beinahe gleichgroßen Gliedern zu-<lb/>ſammengeſetzt; — die Augen ſehr klein,<lb/>
jederſeits hinter den Fühlern bemerklich; —<lb/>
die Mundwerkzeuge beſtehen aus einem<lb/>
Rüſſel, der ganz in den Kopf zurückge-<lb/>
zogen werden kann und aus einer wei-<lb/>
chen, unten erweiterten Scheide zuſam-<lb/>
mengeſetzt iſt, in welcher vier Stechborſten<lb/>ſpielen, die das eigentliche Stilett zuſam-<lb/>
menſetzen; die Scheide ſelbſt hat an ihrer Spitze eine doppelte Reihe<lb/>
von feinen Häkchen. Die Bruſt läßt ſich bei den meiſten Gattungen<lb/>
nicht deutlich von dem Hinterleibe unterſcheiden; ſie trägt drei kurze,<lb/>
kräftige Klammerfußpaare, deren letztes Glied mit einer ſtarken, ge-<lb/>
krümmten Klaue bewaffnet iſt, die ſich gegen einen Ausſchnitt einklappen<lb/>
und ſo das Haar wie eine Zangenſcheere faſſen kann.</p><lb/><p>Die verſchiedenen Gattungen und Arten dieſer Familie leben<lb/>ſchmarotzend nur auf dem Menſchen und auf Säugethieren, deren<lb/>
Haut ſie anſtechen, um ihr Blut zu ſaugen. Die Eier oder ſogenann-<lb/>
ten Niſſe werden an die Haare angeklebt und ſchlüpfen in wenigen<lb/>
Tagen aus. Jede Art von Säugethieren hat eine beſondere Art von<lb/>
Läuſen, und der Menſch allein nährt vier Arten, die zwei verſchie-<lb/>
denen Gattungen angehören. <hirendition="#aq">Pediculus; Phthirius; Haematopinus.</hi></p><lb/><p>Auf den meiſten Vögeln, ſowie auf einigen Säugethieren kommen<lb/>
eigenthümliche lausartige Inſekten vor, welche man früher wohl mit<lb/>
den eigentlichen Läuſen zuſammenwarf, jetzt aber als beſondere Fa-<lb/>
milie unter dem Namen der <hirendition="#b">Vogelläuſe</hi><hirendition="#i">(<hirendition="#aq">Nirmida</hi>)</hi> unterſcheidet. Dieſe<lb/>
Inſekten haben im Allgemeinen die Geſtalt der Läuſe, zeigen aber ſtets<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Vogt, Zoologiſche Briefe. <hirendition="#aq">I.</hi> 36</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[561/0567]
nigen der erwachſenen Thiere außerordentiich ähnelt. Wir theilen dieſe
in vier Familien, von welchen zwei als Schmarotzer auf warmblütigen
Thieren leben, während die anderen im Freien unter Steinen und
in den Ritzen der Baumrinden anzutreffen ſind.
In die Familie der Läuſe (Pediculida) gehören einige Gattungen
mit durchſcheinendem breitgedrücktem Körper, an dem Bruſt und Hin-
[Abbildung Fig. 673.
Die Kopflaus (Pediculus capitis).
a Eier (Niſſe), an einem Haare
hängend.]
terleib nur undeutlich oder gar nicht ge-
trennt ſind und die nur auf Säugethieren
ſchmarotzen. Der Kopf iſt deutlich abgeſetzt,
dreieckig, kuglich oder eiförmig; die Fühl-
hörner kurz, meiſt ſchwach behaart, aus
fünf beinahe gleichgroßen Gliedern zu-
ſammengeſetzt; — die Augen ſehr klein,
jederſeits hinter den Fühlern bemerklich; —
die Mundwerkzeuge beſtehen aus einem
Rüſſel, der ganz in den Kopf zurückge-
zogen werden kann und aus einer wei-
chen, unten erweiterten Scheide zuſam-
mengeſetzt iſt, in welcher vier Stechborſten
ſpielen, die das eigentliche Stilett zuſam-
menſetzen; die Scheide ſelbſt hat an ihrer Spitze eine doppelte Reihe
von feinen Häkchen. Die Bruſt läßt ſich bei den meiſten Gattungen
nicht deutlich von dem Hinterleibe unterſcheiden; ſie trägt drei kurze,
kräftige Klammerfußpaare, deren letztes Glied mit einer ſtarken, ge-
krümmten Klaue bewaffnet iſt, die ſich gegen einen Ausſchnitt einklappen
und ſo das Haar wie eine Zangenſcheere faſſen kann.
Die verſchiedenen Gattungen und Arten dieſer Familie leben
ſchmarotzend nur auf dem Menſchen und auf Säugethieren, deren
Haut ſie anſtechen, um ihr Blut zu ſaugen. Die Eier oder ſogenann-
ten Niſſe werden an die Haare angeklebt und ſchlüpfen in wenigen
Tagen aus. Jede Art von Säugethieren hat eine beſondere Art von
Läuſen, und der Menſch allein nährt vier Arten, die zwei verſchie-
denen Gattungen angehören. Pediculus; Phthirius; Haematopinus.
Auf den meiſten Vögeln, ſowie auf einigen Säugethieren kommen
eigenthümliche lausartige Inſekten vor, welche man früher wohl mit
den eigentlichen Läuſen zuſammenwarf, jetzt aber als beſondere Fa-
milie unter dem Namen der Vogelläuſe (Nirmida) unterſcheidet. Dieſe
Inſekten haben im Allgemeinen die Geſtalt der Läuſe, zeigen aber ſtets
Vogt, Zoologiſche Briefe. I. 36
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/567>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.