hänge und Schuppen auf dieser Haut, unter welcher in Form von Körnchen und Bläschen die Farbstoffe abgelagert sind, welche vielen Arachniden ihre schönen Färbungen verleihen.
Die Beine der Arachniden bestehen in ihrer höheren Ausbildung aus denselben Theilen, welche man mit so festem Typus bei den In- sekten hergestellt findet; ein rundliches Hüftglied (coxa), an welches sich ein kurzer Hüftknorren (trochanter) anschließt, dient zur Einlen- kung des Beines an der Kopfbrust; hierauf folgt gewöhnlich ein ziemlich kräftiger Schenkel (femur) und dann eine langgestreckte Schiene (tibia), an welche sich ein gewöhnlich zweigliedriger Tarsus anreiht, an dessen Ende eine oder mehrere Krallen befestigt sind. Bei den Milben fällt es häufig sehr schwer, an den meist in gleiche Ab- schnitte getheilten Beinen diese verschiedenen Abtheilungen herauszu- ziffern, und bei den langbeinigen Weberspinnen erscheint die Zahl der Tarsalglieder oft so sehr vermehrt, daß die genauere Bestimmung ebenso schwierig wird. Gewöhnlich gleichen die drei hinteren Bein- paare einander, während das vordere Beinpaar sehr mannigfache Formen annimmt und sich hierdurch, wie durch seine Annäherung an die Mundwerkzeuge, als einen eigentlichen Kieferfuß darthut, der mehr dem Systeme des Kopfes angehört. Außerordentlich verschieden ist dann ferner die Bewaffnung des letzten Tarsalgliedes; bei manchen schmarotzenden Milben sind die Fußkrallen durch gestielte Haftlappen ersetzt; bei den übrigen, welche ihre Füße nur zum Laufen oder zum Haschen der Beute brauchen, finden sich gewöhnlich eine oder zwei einfache Krallen; bei den meisten spinnenden Arachniden hingegen sind diese Krallen auf der inneren Seite mit Kämmen oder Borstenreihen besetzt, die offenbar zur Handhabung des Fadens in Beziehung stehen, und denen oft noch eine dritte kleinere Kralle gegenüber steht.
Die Mundwerkzeuge der Arachniden sind zwar nach demselben
[Abbildung]
Fig. 547.
Mundwerkzeug einer Kreuzspinne (Epeira.) p Taster. g Klaue, m Basalglied des Kiefer- fühlers. ma Kauplatte des Tasters. s Brustring. l Un- terlippe.
Typus ausgebildet, allein in so verschiedenen Richtungen entwickelt, daß es schwierig hält, sie im Allgemeinen zu schildern. Mit Aus- nahme einer einzigen Familie sind sämmtliche Arachniden fleischfressende Thiere, die meistens ihre Beute mit List oder Gewalt überfallen und aussaugen, nachdem sie ihr eine vergiftete Wunde beigebracht haben. Die beiden Haupt- waffen an dem Munde werden von den um- gewandelten Fühlern gebildet, die bald Stilett-
hänge und Schuppen auf dieſer Haut, unter welcher in Form von Körnchen und Bläschen die Farbſtoffe abgelagert ſind, welche vielen Arachniden ihre ſchönen Färbungen verleihen.
Die Beine der Arachniden beſtehen in ihrer höheren Ausbildung aus denſelben Theilen, welche man mit ſo feſtem Typus bei den In- ſekten hergeſtellt findet; ein rundliches Hüftglied (coxa), an welches ſich ein kurzer Hüftknorren (trochanter) anſchließt, dient zur Einlen- kung des Beines an der Kopfbruſt; hierauf folgt gewöhnlich ein ziemlich kräftiger Schenkel (femur) und dann eine langgeſtreckte Schiene (tibia), an welche ſich ein gewöhnlich zweigliedriger Tarſus anreiht, an deſſen Ende eine oder mehrere Krallen befeſtigt ſind. Bei den Milben fällt es häufig ſehr ſchwer, an den meiſt in gleiche Ab- ſchnitte getheilten Beinen dieſe verſchiedenen Abtheilungen herauszu- ziffern, und bei den langbeinigen Weberſpinnen erſcheint die Zahl der Tarſalglieder oft ſo ſehr vermehrt, daß die genauere Beſtimmung ebenſo ſchwierig wird. Gewöhnlich gleichen die drei hinteren Bein- paare einander, während das vordere Beinpaar ſehr mannigfache Formen annimmt und ſich hierdurch, wie durch ſeine Annäherung an die Mundwerkzeuge, als einen eigentlichen Kieferfuß darthut, der mehr dem Syſteme des Kopfes angehört. Außerordentlich verſchieden iſt dann ferner die Bewaffnung des letzten Tarſalgliedes; bei manchen ſchmarotzenden Milben ſind die Fußkrallen durch geſtielte Haftlappen erſetzt; bei den übrigen, welche ihre Füße nur zum Laufen oder zum Haſchen der Beute brauchen, finden ſich gewöhnlich eine oder zwei einfache Krallen; bei den meiſten ſpinnenden Arachniden hingegen ſind dieſe Krallen auf der inneren Seite mit Kämmen oder Borſtenreihen beſetzt, die offenbar zur Handhabung des Fadens in Beziehung ſtehen, und denen oft noch eine dritte kleinere Kralle gegenüber ſteht.
Die Mundwerkzeuge der Arachniden ſind zwar nach demſelben
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Fig. 547.
Mundwerkzeug einer Kreuzſpinne (Epeira.) p Taſter. g Klaue, m Baſalglied des Kiefer- fühlers. ma Kauplatte des Taſters. s Bruſtring. l Un- terlippe.
Typus ausgebildet, allein in ſo verſchiedenen Richtungen entwickelt, daß es ſchwierig hält, ſie im Allgemeinen zu ſchildern. Mit Aus- nahme einer einzigen Familie ſind ſämmtliche Arachniden fleiſchfreſſende Thiere, die meiſtens ihre Beute mit Liſt oder Gewalt überfallen und ausſaugen, nachdem ſie ihr eine vergiftete Wunde beigebracht haben. Die beiden Haupt- waffen an dem Munde werden von den um- gewandelten Fühlern gebildet, die bald Stilett-
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hänge und Schuppen auf dieſer Haut, unter welcher in Form von
Körnchen und Bläschen die Farbſtoffe abgelagert ſind, welche vielen
Arachniden ihre ſchönen Färbungen verleihen.
Die Beine der Arachniden beſtehen in ihrer höheren Ausbildung
aus denſelben Theilen, welche man mit ſo feſtem Typus bei den In-
ſekten hergeſtellt findet; ein rundliches Hüftglied (coxa), an welches
ſich ein kurzer Hüftknorren (trochanter) anſchließt, dient zur Einlen-
kung des Beines an der Kopfbruſt; hierauf folgt gewöhnlich ein
ziemlich kräftiger Schenkel (femur) und dann eine langgeſtreckte
Schiene (tibia), an welche ſich ein gewöhnlich zweigliedriger Tarſus
anreiht, an deſſen Ende eine oder mehrere Krallen befeſtigt ſind. Bei
den Milben fällt es häufig ſehr ſchwer, an den meiſt in gleiche Ab-
ſchnitte getheilten Beinen dieſe verſchiedenen Abtheilungen herauszu-
ziffern, und bei den langbeinigen Weberſpinnen erſcheint die Zahl der
Tarſalglieder oft ſo ſehr vermehrt, daß die genauere Beſtimmung
ebenſo ſchwierig wird. Gewöhnlich gleichen die drei hinteren Bein-
paare einander, während das vordere Beinpaar ſehr mannigfache
Formen annimmt und ſich hierdurch, wie durch ſeine Annäherung an
die Mundwerkzeuge, als einen eigentlichen Kieferfuß darthut, der mehr
dem Syſteme des Kopfes angehört. Außerordentlich verſchieden iſt
dann ferner die Bewaffnung des letzten Tarſalgliedes; bei manchen
ſchmarotzenden Milben ſind die Fußkrallen durch geſtielte Haftlappen
erſetzt; bei den übrigen, welche ihre Füße nur zum Laufen oder zum
Haſchen der Beute brauchen, finden ſich gewöhnlich eine oder zwei
einfache Krallen; bei den meiſten ſpinnenden Arachniden hingegen ſind
dieſe Krallen auf der inneren Seite mit Kämmen oder Borſtenreihen
beſetzt, die offenbar zur Handhabung des Fadens in Beziehung ſtehen,
und denen oft noch eine dritte kleinere Kralle gegenüber ſteht.
Die Mundwerkzeuge der Arachniden ſind zwar nach demſelben
[Abbildung Fig. 547. Mundwerkzeug einer
Kreuzſpinne (Epeira.)
p Taſter. g Klaue,
m Baſalglied des Kiefer-
fühlers. ma Kauplatte des
Taſters. s Bruſtring. l Un-
terlippe.]
Typus ausgebildet, allein in ſo verſchiedenen
Richtungen entwickelt, daß es ſchwierig hält,
ſie im Allgemeinen zu ſchildern. Mit Aus-
nahme einer einzigen Familie ſind ſämmtliche
Arachniden fleiſchfreſſende Thiere, die meiſtens
ihre Beute mit Liſt oder Gewalt überfallen
und ausſaugen, nachdem ſie ihr eine vergiftete
Wunde beigebracht haben. Die beiden Haupt-
waffen an dem Munde werden von den um-
gewandelten Fühlern gebildet, die bald Stilett-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/494>, abgerufen am 26.11.2024.
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