artig, oder wie Messerklingen vorgeschoben werden können, bald zu Scheeren ausgebildet sind, und in anderen Fällen wieder einen dicken, kurzen Fortsatz darstellen, auf dem sich eine scharfe Klaue, wie die Klinge eines Messers bewegen läßt; hinter diesen Kieferfühlern stehen erst die eigentlichen Kiefer, welche bald scheerenartig sind, bald wirkliche vielgliedrige Taster darstellen, an deren Basis sich nur eine Platte befindet, die aber auch kaum zum Beißen oder Kauen benutzt werden kann. Außer diesen mannigfach wechselnden Kiefertastern fin- det man gewöhnlich nur noch sehr weiche wulstige Lippen, die bei dem Saugen an die Wundöffnung der Beute angedrückt werden. Bei vielen Milben stehen die Mundwerkzeuge auf einem besonderen verlängerba- ren Rüssel, dessen Basis oft so angeschwollen ist, besonders bei jungen Thieren, daß man einen besonderen, vom Leibe abgesetzten Kopf ver- muthen sollte, ein Irrthum, der sich leicht durch die Beobachtung der Augenstellung aufklären läßt.
Das Nervensystem der Arachniden zeigt, übereinstimmend mit
[Abbildung]
Fig 548.
Anatomie einer Vogelspinne (Mygale.). Die Brust und die rechte Bauch- hälfte sind von unten her geöffnet.
m Kieferfühler, hier zu Beißklauen umgewandelt. p Taster. pa Erstes Fußpaar abgeschnitten, wie die folgenden. t Brustknoten. a Bauchknoten des Nervensystems. l Lungen-Blättchen. s Schlitz- öffnung des Lungensackes. ma Unterleibsmuskeln. ov Eierstock. f Spinn- drüsen. an After. or Geschlechtsöffnung. po Lungensäcke. ab Hinterleib. ct Kopfbrust.
der Verschmelzung der einzelnen Körpertheile, auch meistens einen sehr hohen Grad der Concentration. Bei den einleibigen Milben existirt nur ein einziger Bauchknoten, und statt eines Hirnknotens nur ein ein- faches Band über den Schlund her- über, während bei den Spinnen ein ungeheurer Brustknoten sich fin- det, der fast unmittelbar in das Ge- hirn übergeht, so daß in der Ner- venmasse nur ein kleines Loch zum Durchtritte des Schlundes bleibt. Am Anfange des Hinterleibes fin- det sich dann noch ein verhältniß- mäßig kleiner Bauchknoten, der in- dessen öfter auch fehlt, während bei den langleibigen Skorpionen eine den Ringeln des Hinterleibes ent- sprechende Bauchknotenkette existirt.
artig, oder wie Meſſerklingen vorgeſchoben werden können, bald zu Scheeren ausgebildet ſind, und in anderen Fällen wieder einen dicken, kurzen Fortſatz darſtellen, auf dem ſich eine ſcharfe Klaue, wie die Klinge eines Meſſers bewegen läßt; hinter dieſen Kieferfühlern ſtehen erſt die eigentlichen Kiefer, welche bald ſcheerenartig ſind, bald wirkliche vielgliedrige Taſter darſtellen, an deren Baſis ſich nur eine Platte befindet, die aber auch kaum zum Beißen oder Kauen benutzt werden kann. Außer dieſen mannigfach wechſelnden Kiefertaſtern fin- det man gewöhnlich nur noch ſehr weiche wulſtige Lippen, die bei dem Saugen an die Wundöffnung der Beute angedrückt werden. Bei vielen Milben ſtehen die Mundwerkzeuge auf einem beſonderen verlängerba- ren Rüſſel, deſſen Baſis oft ſo angeſchwollen iſt, beſonders bei jungen Thieren, daß man einen beſonderen, vom Leibe abgeſetzten Kopf ver- muthen ſollte, ein Irrthum, der ſich leicht durch die Beobachtung der Augenſtellung aufklären läßt.
Das Nervenſyſtem der Arachniden zeigt, übereinſtimmend mit
[Abbildung]
Fig 548.
Anatomie einer Vogelſpinne (Mygale.). Die Bruſt und die rechte Bauch- hälfte ſind von unten her geöffnet.
m Kieferfühler, hier zu Beißklauen umgewandelt. p Taſter. pa Erſtes Fußpaar abgeſchnitten, wie die folgenden. t Bruſtknoten. a Bauchknoten des Nervenſyſtems. l Lungen-Blättchen. s Schlitz- öffnung des Lungenſackes. ma Unterleibsmuskeln. ov Eierſtock. f Spinn- drüſen. an After. or Geſchlechtsöffnung. po Lungenſäcke. ab Hinterleib. ct Kopfbruſt.
der Verſchmelzung der einzelnen Körpertheile, auch meiſtens einen ſehr hohen Grad der Concentration. Bei den einleibigen Milben exiſtirt nur ein einziger Bauchknoten, und ſtatt eines Hirnknotens nur ein ein- faches Band über den Schlund her- über, während bei den Spinnen ein ungeheurer Bruſtknoten ſich fin- det, der faſt unmittelbar in das Ge- hirn übergeht, ſo daß in der Ner- venmaſſe nur ein kleines Loch zum Durchtritte des Schlundes bleibt. Am Anfange des Hinterleibes fin- det ſich dann noch ein verhältniß- mäßig kleiner Bauchknoten, der in- deſſen öfter auch fehlt, während bei den langleibigen Skorpionen eine den Ringeln des Hinterleibes ent- ſprechende Bauchknotenkette exiſtirt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0495"n="489"/>
artig, oder wie Meſſerklingen vorgeſchoben werden können, bald zu<lb/>
Scheeren ausgebildet ſind, und in anderen Fällen wieder einen dicken,<lb/>
kurzen Fortſatz darſtellen, auf dem ſich eine ſcharfe Klaue, wie die<lb/>
Klinge eines Meſſers bewegen läßt; hinter dieſen <hirendition="#g">Kieferfühlern</hi><lb/>ſtehen erſt die eigentlichen Kiefer, welche bald ſcheerenartig ſind, bald<lb/>
wirkliche vielgliedrige Taſter darſtellen, an deren Baſis ſich nur eine<lb/>
Platte befindet, die aber auch kaum zum Beißen oder Kauen benutzt<lb/>
werden kann. Außer dieſen mannigfach wechſelnden Kiefertaſtern fin-<lb/>
det man gewöhnlich nur noch ſehr weiche wulſtige Lippen, die bei dem<lb/>
Saugen an die Wundöffnung der Beute angedrückt werden. Bei vielen<lb/>
Milben ſtehen die Mundwerkzeuge auf einem beſonderen verlängerba-<lb/>
ren Rüſſel, deſſen Baſis oft ſo angeſchwollen iſt, beſonders bei jungen<lb/>
Thieren, daß man einen beſonderen, vom Leibe abgeſetzten Kopf ver-<lb/>
muthen ſollte, ein Irrthum, der ſich leicht durch die Beobachtung der<lb/>
Augenſtellung aufklären läßt.</p><lb/><p>Das <hirendition="#g">Nervenſyſtem</hi> der Arachniden zeigt, übereinſtimmend mit<lb/><figure><head>Fig 548. </head><p>Anatomie einer Vogelſpinne<lb/>
(<hirendition="#aq">Mygale</hi>.). Die Bruſt und die rechte Bauch-<lb/>
hälfte ſind von unten her geöffnet.</p><lb/><p><hirendition="#aq">m</hi> Kieferfühler, hier zu Beißklauen<lb/>
umgewandelt. <hirendition="#aq">p</hi> Taſter. <hirendition="#aq">pa</hi> Erſtes Fußpaar abgeſchnitten, wie die folgenden.<lb/><hirendition="#aq">t</hi> Bruſtknoten. <hirendition="#aq">a</hi> Bauchknoten des Nervenſyſtems. <hirendition="#aq">l</hi> Lungen-Blättchen. <hirendition="#aq">s</hi> Schlitz-<lb/>
öffnung des Lungenſackes. <hirendition="#aq">ma</hi> Unterleibsmuskeln. <hirendition="#aq">ov</hi> Eierſtock. <hirendition="#aq">f</hi> Spinn-<lb/>
drüſen. <hirendition="#aq">an</hi> After. <hirendition="#aq">or</hi> Geſchlechtsöffnung. <hirendition="#aq">po</hi> Lungenſäcke. <hirendition="#aq">ab</hi> Hinterleib. <hirendition="#aq">ct</hi><lb/>
Kopfbruſt.</p></figure><lb/>
der Verſchmelzung der einzelnen<lb/>
Körpertheile, auch meiſtens einen<lb/>ſehr hohen Grad der Concentration.<lb/>
Bei den einleibigen Milben exiſtirt<lb/>
nur ein einziger Bauchknoten, und<lb/>ſtatt eines Hirnknotens nur ein ein-<lb/>
faches Band über den Schlund her-<lb/>
über, während bei den Spinnen ein<lb/>
ungeheurer Bruſtknoten ſich fin-<lb/>
det, der faſt unmittelbar in das Ge-<lb/>
hirn übergeht, ſo daß in der Ner-<lb/>
venmaſſe nur ein kleines Loch zum<lb/>
Durchtritte des Schlundes bleibt.<lb/>
Am Anfange des Hinterleibes fin-<lb/>
det ſich dann noch ein verhältniß-<lb/>
mäßig kleiner Bauchknoten, der in-<lb/>
deſſen öfter auch fehlt, während bei<lb/>
den langleibigen Skorpionen eine<lb/>
den Ringeln des Hinterleibes ent-<lb/>ſprechende Bauchknotenkette exiſtirt.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[489/0495]
artig, oder wie Meſſerklingen vorgeſchoben werden können, bald zu
Scheeren ausgebildet ſind, und in anderen Fällen wieder einen dicken,
kurzen Fortſatz darſtellen, auf dem ſich eine ſcharfe Klaue, wie die
Klinge eines Meſſers bewegen läßt; hinter dieſen Kieferfühlern
ſtehen erſt die eigentlichen Kiefer, welche bald ſcheerenartig ſind, bald
wirkliche vielgliedrige Taſter darſtellen, an deren Baſis ſich nur eine
Platte befindet, die aber auch kaum zum Beißen oder Kauen benutzt
werden kann. Außer dieſen mannigfach wechſelnden Kiefertaſtern fin-
det man gewöhnlich nur noch ſehr weiche wulſtige Lippen, die bei dem
Saugen an die Wundöffnung der Beute angedrückt werden. Bei vielen
Milben ſtehen die Mundwerkzeuge auf einem beſonderen verlängerba-
ren Rüſſel, deſſen Baſis oft ſo angeſchwollen iſt, beſonders bei jungen
Thieren, daß man einen beſonderen, vom Leibe abgeſetzten Kopf ver-
muthen ſollte, ein Irrthum, der ſich leicht durch die Beobachtung der
Augenſtellung aufklären läßt.
Das Nervenſyſtem der Arachniden zeigt, übereinſtimmend mit
[Abbildung Fig 548. Anatomie einer Vogelſpinne
(Mygale.). Die Bruſt und die rechte Bauch-
hälfte ſind von unten her geöffnet.
m Kieferfühler, hier zu Beißklauen
umgewandelt. p Taſter. pa Erſtes Fußpaar abgeſchnitten, wie die folgenden.
t Bruſtknoten. a Bauchknoten des Nervenſyſtems. l Lungen-Blättchen. s Schlitz-
öffnung des Lungenſackes. ma Unterleibsmuskeln. ov Eierſtock. f Spinn-
drüſen. an After. or Geſchlechtsöffnung. po Lungenſäcke. ab Hinterleib. ct
Kopfbruſt.]
der Verſchmelzung der einzelnen
Körpertheile, auch meiſtens einen
ſehr hohen Grad der Concentration.
Bei den einleibigen Milben exiſtirt
nur ein einziger Bauchknoten, und
ſtatt eines Hirnknotens nur ein ein-
faches Band über den Schlund her-
über, während bei den Spinnen ein
ungeheurer Bruſtknoten ſich fin-
det, der faſt unmittelbar in das Ge-
hirn übergeht, ſo daß in der Ner-
venmaſſe nur ein kleines Loch zum
Durchtritte des Schlundes bleibt.
Am Anfange des Hinterleibes fin-
det ſich dann noch ein verhältniß-
mäßig kleiner Bauchknoten, der in-
deſſen öfter auch fehlt, während bei
den langleibigen Skorpionen eine
den Ringeln des Hinterleibes ent-
ſprechende Bauchknotenkette exiſtirt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/495>, abgerufen am 18.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.