arbeitet hat. Das kann auch der Geringste machen, daß ein gutes Bild von ihm in den Seinigen fortlebt. Der große Mann freilich hat als die Seinigen ein ganzes Volk, ganze Völker. Aber man braucht kein großer Mann zu sein; das kleinste Scherflein zum Kapital der Menschheit wuchert fort und fort. Das Brod, das ich heut esse, das Kleid, das mich wärmt, die Gerechtigkeit, die mich schützt im Verein mit Vielen: vor tausend und tausend Jahren haben schon gute Menschen daran gearbeitet. Kannst du's so machen, daß du auch deinen Namen in's Gedenkbuch der Menschheit einschreibst: gut, aber nicht nothwendig; mag dein Gedächtniß nach wenigen oder mehreren oder vielen Generationen erlöschen, geht der Planet auch unter und mit ihm das Gedächtniß der Größten, die unsterblich hießen: Werth und Zeit sind ja zweierlei; in dem Wissen, es werth zu sein, daß man deiner ge¬ denke, bist du ewig, bist wahres, unvergängliches Bild.
Goldrun, du bist eben auch nur ein Bild und darum noch lange kein zweites, kein wahres. Du scheinst es in Manchem, jetzt in mir, doch das ist nur Schimmer. Du schwebst nur. Dein Gerippe wird einst im Grab faulen, wie jedes andere auch, und in wem lebst du dann noch?
arbeitet hat. Das kann auch der Geringſte machen, daß ein gutes Bild von ihm in den Seinigen fortlebt. Der große Mann freilich hat als die Seinigen ein ganzes Volk, ganze Völker. Aber man braucht kein großer Mann zu ſein; das kleinſte Scherflein zum Kapital der Menſchheit wuchert fort und fort. Das Brod, das ich heut eſſe, das Kleid, das mich wärmt, die Gerechtigkeit, die mich ſchützt im Verein mit Vielen: vor tauſend und tauſend Jahren haben ſchon gute Menſchen daran gearbeitet. Kannſt du's ſo machen, daß du auch deinen Namen in's Gedenkbuch der Menſchheit einſchreibſt: gut, aber nicht nothwendig; mag dein Gedächtniß nach wenigen oder mehreren oder vielen Generationen erlöſchen, geht der Planet auch unter und mit ihm das Gedächtniß der Größten, die unſterblich hießen: Werth und Zeit ſind ja zweierlei; in dem Wiſſen, es werth zu ſein, daß man deiner ge¬ denke, biſt du ewig, biſt wahres, unvergängliches Bild.
Goldrun, du biſt eben auch nur ein Bild und darum noch lange kein zweites, kein wahres. Du ſcheinſt es in Manchem, jetzt in mir, doch das iſt nur Schimmer. Du ſchwebſt nur. Dein Gerippe wird einſt im Grab faulen, wie jedes andere auch, und in wem lebſt du dann noch?
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arbeitet hat. Das kann auch der Geringſte machen,
daß ein gutes Bild von ihm in den Seinigen fortlebt.
Der große Mann freilich hat als die Seinigen ein
ganzes Volk, ganze Völker. Aber man braucht kein
großer Mann zu ſein; das kleinſte Scherflein zum
Kapital der Menſchheit wuchert fort und fort. Das
Brod, das ich heut eſſe, das Kleid, das mich wärmt,
die Gerechtigkeit, die mich ſchützt im Verein mit Vielen:
vor tauſend und tauſend Jahren haben ſchon gute
Menſchen daran gearbeitet. Kannſt du's ſo machen,
daß du auch deinen Namen in's Gedenkbuch der
Menſchheit einſchreibſt: gut, aber nicht nothwendig;
mag dein Gedächtniß nach wenigen oder mehreren
oder vielen Generationen erlöſchen, geht der Planet
auch unter und mit ihm das Gedächtniß der Größten,
die unſterblich hießen: Werth und Zeit ſind ja zweierlei;
in dem Wiſſen, es werth zu ſein, daß man deiner ge¬
denke, biſt du ewig, biſt wahres, unvergängliches Bild.
Goldrun, du biſt eben auch nur ein Bild und
darum noch lange kein zweites, kein wahres. Du
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/171>, abgerufen am 22.11.2024.
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