komisch in seiner Menschenähnlichkeit, die doch nicht zum Menschsein reicht. Jede Gebärde, das Gesicht, die Leidenschaftlichkeit, die Dummheit in der Ge¬ scheutheit. Legt man ihnen einen Menschen unter, so gibt es zu lachen auf Tritt und Schritt. Wer die Thiere nicht liebt, dem fehlt die Phantasie, diese Unterlegung zu vollziehen.
Die Thiere sind ungeheuer neugierig wie leere Menschen. Lieber Gott, was sollen sie auch thun, womit ihren Tag ausfüllen! -- Für die Menschen gilt: je weniger Wißbegierde, desto mehr Neugierde.
Heute etwas freier. Frühstück geschmeckt. Fällt mir da am Tisch der Pessimismus und Nihilismus wieder ein. Habe da einen runden Tisch, trägt mir loyal meine Kanne, Tasse, Krug, Zeitungen, Schüsseln, Teller. Denke manchmal, er könnte auch viereckig sein, aber er ist eben rund und mir doch so gerade recht, bin zufrieden. Kommt da ein Kerl her und sagt: "Du bist ein elender Optimist, du sollst den ganzen Tag daran denken, daß der Tisch nicht zugleich vier¬ eckig ist, daß er da aufhört, wo er aufhört, sollst in das Nichtsein des Vierecks in seinem Rund dich ver¬ tiefen, verbohren, verbeißen, sollst ferner täglich und
komiſch in ſeiner Menſchenähnlichkeit, die doch nicht zum Menſchſein reicht. Jede Gebärde, das Geſicht, die Leidenſchaftlichkeit, die Dummheit in der Ge¬ ſcheutheit. Legt man ihnen einen Menſchen unter, ſo gibt es zu lachen auf Tritt und Schritt. Wer die Thiere nicht liebt, dem fehlt die Phantaſie, dieſe Unterlegung zu vollziehen.
Die Thiere ſind ungeheuer neugierig wie leere Menſchen. Lieber Gott, was ſollen ſie auch thun, womit ihren Tag ausfüllen! — Für die Menſchen gilt: je weniger Wißbegierde, deſto mehr Neugierde.
Heute etwas freier. Frühſtück geſchmeckt. Fällt mir da am Tiſch der Peſſimismus und Nihilismus wieder ein. Habe da einen runden Tiſch, trägt mir loyal meine Kanne, Taſſe, Krug, Zeitungen, Schüſſeln, Teller. Denke manchmal, er könnte auch viereckig ſein, aber er iſt eben rund und mir doch ſo gerade recht, bin zufrieden. Kommt da ein Kerl her und ſagt: „Du biſt ein elender Optimiſt, du ſollſt den ganzen Tag daran denken, daß der Tiſch nicht zugleich vier¬ eckig iſt, daß er da aufhört, wo er aufhört, ſollſt in das Nichtſein des Vierecks in ſeinem Rund dich ver¬ tiefen, verbohren, verbeißen, ſollſt ferner täglich und
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komiſch in ſeiner Menſchenähnlichkeit, die doch nicht
zum Menſchſein reicht. Jede Gebärde, das Geſicht,
die Leidenſchaftlichkeit, die Dummheit in der Ge¬
ſcheutheit. Legt man ihnen einen Menſchen unter,
ſo gibt es zu lachen auf Tritt und Schritt. Wer
die Thiere nicht liebt, dem fehlt die Phantaſie, dieſe
Unterlegung zu vollziehen.
Die Thiere ſind ungeheuer neugierig wie leere
Menſchen. Lieber Gott, was ſollen ſie auch thun,
womit ihren Tag ausfüllen! — Für die Menſchen
gilt: je weniger Wißbegierde, deſto mehr Neugierde.
Heute etwas freier. Frühſtück geſchmeckt. Fällt
mir da am Tiſch der Peſſimismus und Nihilismus
wieder ein. Habe da einen runden Tiſch, trägt mir
loyal meine Kanne, Taſſe, Krug, Zeitungen, Schüſſeln,
Teller. Denke manchmal, er könnte auch viereckig ſein,
aber er iſt eben rund und mir doch ſo gerade recht,
bin zufrieden. Kommt da ein Kerl her und ſagt:
„Du biſt ein elender Optimiſt, du ſollſt den ganzen
Tag daran denken, daß der Tiſch nicht zugleich vier¬
eckig iſt, daß er da aufhört, wo er aufhört, ſollſt in
das Nichtſein des Vierecks in ſeinem Rund dich ver¬
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/130>, abgerufen am 24.11.2024.
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