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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879.

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und abwechselnd einen alten Schäferhund an Fell
und Ohren zaust, der es geduldig sich gefallen läßt.
Er hat des Vaters blonde Locken, aber ganz die dunkel¬
blauen Augen und das schelmische Lächeln der Mutter.

Die Beiden sitzen lange schweigend beisammen.

"Wo er wohl sein mag, was wohl aus ihm ge¬
worden ist?" sagt endlich, in Gedanken verloren, Alpin.

"Ach," antwortet Sigune, "es ist besser, ich sage
dir's, als daß du es durch Andere erfährst. Gestern
kam mir ein Gerücht zu Ohren, Männer vom Poda¬
mur-See, die mit Waaren zu uns gekommen, haben
es herübergebracht; sie sagen, ihnen selbst sei es auch
durch waarentauschende Leute zugetragen und diesen
ebenso aus weiterer Ferne. Es lautet traurig."

"Sag' nur, ich ahn' es wohl."

"Weit, weit weg in einem wilden Lande sei er, so
heißt es, von grausamen Menschen erschlagen worden,
weil er ihnen ihre Götter nehmen wollte. Ach, wenn's
so ist, du hast ihn umsonst gerettet!"

Alpin ließ das Haupt sinken, zog dann sein Weib
an seine Brust und unterdrückte ein Schluchzen. Dann
hob er sich und sagte: "Doch nicht umsonst, lieb
Herz! Was er ausgestreut, wird aufgehen. Ist ja
bei uns auch aufgegangen; nicht zu viel, doch Manches.
Der neue Druide haßt und verfolgt die Leute nicht, die
nicht gerad' Alles so glauben."

"Dem Alten hat doch noch etwas geschwant, als

und abwechſelnd einen alten Schäferhund an Fell
und Ohren zaust, der es geduldig ſich gefallen läßt.
Er hat des Vaters blonde Locken, aber ganz die dunkel¬
blauen Augen und das ſchelmiſche Lächeln der Mutter.

Die Beiden ſitzen lange ſchweigend beiſammen.

„Wo er wohl ſein mag, was wohl aus ihm ge¬
worden iſt?“ ſagt endlich, in Gedanken verloren, Alpin.

„Ach,“ antwortet Sigune, „es iſt beſſer, ich ſage
dir's, als daß du es durch Andere erfährſt. Geſtern
kam mir ein Gerücht zu Ohren, Männer vom Poda¬
mur-See, die mit Waaren zu uns gekommen, haben
es herübergebracht; ſie ſagen, ihnen ſelbſt ſei es auch
durch waarentauſchende Leute zugetragen und dieſen
ebenſo aus weiterer Ferne. Es lautet traurig.“

„Sag' nur, ich ahn' es wohl.“

„Weit, weit weg in einem wilden Lande ſei er, ſo
heißt es, von grauſamen Menſchen erſchlagen worden,
weil er ihnen ihre Götter nehmen wollte. Ach, wenn's
ſo iſt, du haſt ihn umſonſt gerettet!“

Alpin ließ das Haupt ſinken, zog dann ſein Weib
an ſeine Bruſt und unterdrückte ein Schluchzen. Dann
hob er ſich und ſagte: „Doch nicht umſonſt, lieb
Herz! Was er ausgeſtreut, wird aufgehen. Iſt ja
bei uns auch aufgegangen; nicht zu viel, doch Manches.
Der neue Druide haßt und verfolgt die Leute nicht, die
nicht gerad' Alles ſo glauben.“

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[394/0409] und abwechſelnd einen alten Schäferhund an Fell und Ohren zaust, der es geduldig ſich gefallen läßt. Er hat des Vaters blonde Locken, aber ganz die dunkel¬ blauen Augen und das ſchelmiſche Lächeln der Mutter. Die Beiden ſitzen lange ſchweigend beiſammen. „Wo er wohl ſein mag, was wohl aus ihm ge¬ worden iſt?“ ſagt endlich, in Gedanken verloren, Alpin. „Ach,“ antwortet Sigune, „es iſt beſſer, ich ſage dir's, als daß du es durch Andere erfährſt. Geſtern kam mir ein Gerücht zu Ohren, Männer vom Poda¬ mur-See, die mit Waaren zu uns gekommen, haben es herübergebracht; ſie ſagen, ihnen ſelbſt ſei es auch durch waarentauſchende Leute zugetragen und dieſen ebenſo aus weiterer Ferne. Es lautet traurig.“ „Sag' nur, ich ahn' es wohl.“ „Weit, weit weg in einem wilden Lande ſei er, ſo heißt es, von grauſamen Menſchen erſchlagen worden, weil er ihnen ihre Götter nehmen wollte. Ach, wenn's ſo iſt, du haſt ihn umſonſt gerettet!“ Alpin ließ das Haupt ſinken, zog dann ſein Weib an ſeine Bruſt und unterdrückte ein Schluchzen. Dann hob er ſich und ſagte: „Doch nicht umſonſt, lieb Herz! Was er ausgeſtreut, wird aufgehen. Iſt ja bei uns auch aufgegangen; nicht zu viel, doch Manches. Der neue Druide haßt und verfolgt die Leute nicht, die nicht gerad' Alles ſo glauben.“ „Dem Alten hat doch noch etwas geſchwant, als

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/409>, abgerufen am 04.12.2024.