hitzt wie von raschem Marsche, zu ihnen gefunden hat und den wir nicht zu nennen brauchen. Sie flüstern; kaum vernimmt man die Worte: "-- und Tyras hat sich auch eingestellt, ist mit."
Anderswo liegt in ihrem Kämmerchen eine Jung¬ frau mit geschlossenen Augen, mit dem innern Auge Alles sehend, was sich begibt, und Alles verstehend und von Lust und von Bangen zitternd zieht sie die Decke ihres Lagers über sich her und versteckt darin ihr schönes Lockenhaupt.
Nach und nach wird die Fläche des Sees wieder sichtbar und ruhig, Lärm und Menschengedräng zieht sich in's Dorf hinauf, hier beginnt ein Laufen, Poltern, Herbeischleppen wärmender Pelze, in den Küchen ein Wasser- und Methsieden, auch diese Unruhe legt sich allmälig und endlich ist es stille.
Ruhig scheint der Mond auf den befreiten glatten Wasserspiegel. Nichts ist mehr zu sehen von all' der Menge von Menschen und Dingen; nur eine Zipfel¬ pelzmütze, der Hauptschmuck des Druiden, treibt einsam, träumerisch auf den Wellen dahin. --
Drei Jahre sind seit dem Ereigniß vorübergegangen. Am Ufer sitzt ein junger Mann, neben ihm ein bild¬ schönes Weib. Sie sehen einem Kinde zu, einem kräftigen Knaben, welcher im Grase mit Blumen spielt
hitzt wie von raſchem Marſche, zu ihnen gefunden hat und den wir nicht zu nennen brauchen. Sie flüſtern; kaum vernimmt man die Worte: „— und Tyras hat ſich auch eingeſtellt, iſt mit.“
Anderswo liegt in ihrem Kämmerchen eine Jung¬ frau mit geſchloſſenen Augen, mit dem innern Auge Alles ſehend, was ſich begibt, und Alles verſtehend und von Luſt und von Bangen zitternd zieht ſie die Decke ihres Lagers über ſich her und verſteckt darin ihr ſchönes Lockenhaupt.
Nach und nach wird die Fläche des Sees wieder ſichtbar und ruhig, Lärm und Menſchengedräng zieht ſich in's Dorf hinauf, hier beginnt ein Laufen, Poltern, Herbeiſchleppen wärmender Pelze, in den Küchen ein Waſſer- und Methſieden, auch dieſe Unruhe legt ſich allmälig und endlich iſt es ſtille.
Ruhig ſcheint der Mond auf den befreiten glatten Waſſerſpiegel. Nichts iſt mehr zu ſehen von all' der Menge von Menſchen und Dingen; nur eine Zipfel¬ pelzmütze, der Hauptſchmuck des Druiden, treibt einſam, träumeriſch auf den Wellen dahin. —
Drei Jahre ſind ſeit dem Ereigniß vorübergegangen. Am Ufer ſitzt ein junger Mann, neben ihm ein bild¬ ſchönes Weib. Sie ſehen einem Kinde zu, einem kräftigen Knaben, welcher im Graſe mit Blumen ſpielt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0408"n="393"/>
hitzt wie von raſchem Marſche, zu ihnen gefunden hat<lb/>
und den wir nicht zu nennen brauchen. Sie flüſtern;<lb/>
kaum vernimmt man die Worte: „— und Tyras hat<lb/>ſich auch eingeſtellt, iſt mit.“</p><lb/><p>Anderswo liegt in ihrem Kämmerchen eine Jung¬<lb/>
frau mit geſchloſſenen Augen, mit dem innern Auge<lb/>
Alles ſehend, was ſich begibt, und Alles verſtehend<lb/>
und von Luſt und von Bangen zitternd zieht ſie die<lb/>
Decke ihres Lagers über ſich her und verſteckt darin<lb/>
ihr ſchönes Lockenhaupt.</p><lb/><p>Nach und nach wird die Fläche des Sees wieder<lb/>ſichtbar und ruhig, Lärm und Menſchengedräng zieht<lb/>ſich in's Dorf hinauf, hier beginnt ein Laufen, Poltern,<lb/>
Herbeiſchleppen wärmender Pelze, in den Küchen ein<lb/>
Waſſer- und Methſieden, auch dieſe Unruhe legt ſich<lb/>
allmälig und endlich iſt es ſtille.</p><lb/><p>Ruhig ſcheint der Mond auf den befreiten glatten<lb/>
Waſſerſpiegel. Nichts iſt mehr zu ſehen von all' der<lb/>
Menge von Menſchen und Dingen; nur eine Zipfel¬<lb/>
pelzmütze, der Hauptſchmuck des Druiden, treibt einſam,<lb/>
träumeriſch auf den Wellen dahin. —</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Drei Jahre ſind ſeit dem Ereigniß vorübergegangen.<lb/>
Am Ufer ſitzt ein junger Mann, neben ihm ein bild¬<lb/>ſchönes Weib. Sie ſehen einem Kinde zu, einem<lb/>
kräftigen Knaben, welcher im Graſe mit Blumen ſpielt<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[393/0408]
hitzt wie von raſchem Marſche, zu ihnen gefunden hat
und den wir nicht zu nennen brauchen. Sie flüſtern;
kaum vernimmt man die Worte: „— und Tyras hat
ſich auch eingeſtellt, iſt mit.“
Anderswo liegt in ihrem Kämmerchen eine Jung¬
frau mit geſchloſſenen Augen, mit dem innern Auge
Alles ſehend, was ſich begibt, und Alles verſtehend
und von Luſt und von Bangen zitternd zieht ſie die
Decke ihres Lagers über ſich her und verſteckt darin
ihr ſchönes Lockenhaupt.
Nach und nach wird die Fläche des Sees wieder
ſichtbar und ruhig, Lärm und Menſchengedräng zieht
ſich in's Dorf hinauf, hier beginnt ein Laufen, Poltern,
Herbeiſchleppen wärmender Pelze, in den Küchen ein
Waſſer- und Methſieden, auch dieſe Unruhe legt ſich
allmälig und endlich iſt es ſtille.
Ruhig ſcheint der Mond auf den befreiten glatten
Waſſerſpiegel. Nichts iſt mehr zu ſehen von all' der
Menge von Menſchen und Dingen; nur eine Zipfel¬
pelzmütze, der Hauptſchmuck des Druiden, treibt einſam,
träumeriſch auf den Wellen dahin. —
Drei Jahre ſind ſeit dem Ereigniß vorübergegangen.
Am Ufer ſitzt ein junger Mann, neben ihm ein bild¬
ſchönes Weib. Sie ſehen einem Kinde zu, einem
kräftigen Knaben, welcher im Graſe mit Blumen ſpielt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/408>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.