Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 2,1. Reutlingen u. a., 1847.a. Die menschliche Schönheit überhaupt. a. Die allgemeinen Formen. §. 317. Die geistige Schönheit der Gestalt drückt sich vor Allem durch die auf-1 1. Die Eintheilung, welche hier mit a und a eröffnet ist, wird sich Es ist gleichgültig, ob man die Organisation zur aufrechten Stellung a. Die menſchliche Schönheit überhaupt. α. Die allgemeinen Formen. §. 317. Die geiſtige Schönheit der Geſtalt drückt ſich vor Allem durch die auf-1 1. Die Eintheilung, welche hier mit a und α eröffnet iſt, wird ſich Es iſt gleichgültig, ob man die Organiſation zur aufrechten Stellung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0171" n="159"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">a.</hi><lb/><hi rendition="#g">Die menſchliche Schönheit überhaupt</hi>.</hi> </head><lb/> <div n="5"> <head><hi rendition="#i">α.</hi><lb/> Die allgemeinen Formen.</head><lb/> <div n="6"> <head>§. 317.</head><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Die geiſtige Schönheit der Geſtalt drückt ſich vor Allem durch die auf-<note place="right">1</note><lb/> rechte Stellung aus, zu welcher der Stamm des organiſchen Gebildes wieder<lb/> aufgerichtet iſt. Der Ausdruck der Schwere verſchwindet, durch Wechſeldienſt<lb/> der Organe bewegt ſich frei das Ganze. Leicht getragen und vielmehr Alles<lb/> tragend ſchaut der ausgerundete Kopf von der Höhe des Körpers herrſchend um<lb/> ſich. Die drei Hauptſyſteme treten ebenſo klar geſondert, als vereinigt hervor.<note place="right">2</note><lb/> Hals, Bruſt, Schultern, Arme, Hände, Rücken, Unterleib, Hüften, Sitzmuskel,<lb/> Füße drücken jedes für ſich und alle zuſammen abſolute Zweckmäßigkeit aus<lb/> und ſind durch die Lagerungen der Muskeln um die feſten Theile zum edelſten<lb/> Wechſel von Schwellungen und Einziehungen gebildet. Ein Reichthum von neuen<lb/> Bewegungen iſt dadurch dem Menſchen möglich, wogegen er auf manche thieriſche<lb/> verzichten muß. In der allgemeinen Bedeckung iſt von Allem, was Unorganiſchem<note place="right">3</note><lb/> oder Vegetabiliſchem gleicht, nur ſo viel geblieben, um die helle, halbdurch-<lb/> ſichtige, eine allgemeiner verbreitete, in den Fingerſpitzen geſammelte Empfindung<lb/> vermittelnde, in fein verſchmolzenen, warmen Farbentönen athmende Haut mit<lb/> kräftig begrenzenden Schattenſtellen zu ſchmücken.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">1. Die Eintheilung, welche hier mit <hi rendition="#aq">a</hi> und <hi rendition="#i">α</hi> eröffnet iſt, wird ſich<lb/> rechtfertigen. Zur Erläuterung vorläufig ſo viel: „die menſchliche Schönheit<lb/> überhaupt“ drückt den Gegenſatz des Abſtracten gegen die concrete Schönheit<lb/> der Geſchichte aus. Es werden hier durchgängig die Gebiete, Kreiſe des<lb/> Lebens, deren Ineinander erſt die Geſchichte bedingt, auseinandergehalten,<lb/> für ſich betrachtet. Innerhalb der erſten Abtheilung tritt nun zunächſt<lb/> wieder eine Allgemeinheit auf, im Gegenſatz nämlich gegen die beſonderen<lb/> Gattungstypen: Race, Volk u. ſ. w. werden hier zuerſt die Formen<lb/> betrachtet, die den Menſchen ſchlechtweg als Gattung charakteriſiren.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Es iſt gleichgültig, ob man die Organiſation zur aufrechten Stellung<lb/> von unten oder von oben verfolgt, denn Alles bedingt ſich gegenſeitig.<lb/> Der Affe <hi rendition="#g">kann</hi> aufrecht gehen, aber nur vorübergehend und mühſam;<lb/></hi> </p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0171]
a.
Die menſchliche Schönheit überhaupt.
α.
Die allgemeinen Formen.
§. 317.
Die geiſtige Schönheit der Geſtalt drückt ſich vor Allem durch die auf-
rechte Stellung aus, zu welcher der Stamm des organiſchen Gebildes wieder
aufgerichtet iſt. Der Ausdruck der Schwere verſchwindet, durch Wechſeldienſt
der Organe bewegt ſich frei das Ganze. Leicht getragen und vielmehr Alles
tragend ſchaut der ausgerundete Kopf von der Höhe des Körpers herrſchend um
ſich. Die drei Hauptſyſteme treten ebenſo klar geſondert, als vereinigt hervor.
Hals, Bruſt, Schultern, Arme, Hände, Rücken, Unterleib, Hüften, Sitzmuskel,
Füße drücken jedes für ſich und alle zuſammen abſolute Zweckmäßigkeit aus
und ſind durch die Lagerungen der Muskeln um die feſten Theile zum edelſten
Wechſel von Schwellungen und Einziehungen gebildet. Ein Reichthum von neuen
Bewegungen iſt dadurch dem Menſchen möglich, wogegen er auf manche thieriſche
verzichten muß. In der allgemeinen Bedeckung iſt von Allem, was Unorganiſchem
oder Vegetabiliſchem gleicht, nur ſo viel geblieben, um die helle, halbdurch-
ſichtige, eine allgemeiner verbreitete, in den Fingerſpitzen geſammelte Empfindung
vermittelnde, in fein verſchmolzenen, warmen Farbentönen athmende Haut mit
kräftig begrenzenden Schattenſtellen zu ſchmücken.
1. Die Eintheilung, welche hier mit a und α eröffnet iſt, wird ſich
rechtfertigen. Zur Erläuterung vorläufig ſo viel: „die menſchliche Schönheit
überhaupt“ drückt den Gegenſatz des Abſtracten gegen die concrete Schönheit
der Geſchichte aus. Es werden hier durchgängig die Gebiete, Kreiſe des
Lebens, deren Ineinander erſt die Geſchichte bedingt, auseinandergehalten,
für ſich betrachtet. Innerhalb der erſten Abtheilung tritt nun zunächſt
wieder eine Allgemeinheit auf, im Gegenſatz nämlich gegen die beſonderen
Gattungstypen: Race, Volk u. ſ. w. werden hier zuerſt die Formen
betrachtet, die den Menſchen ſchlechtweg als Gattung charakteriſiren.
Es iſt gleichgültig, ob man die Organiſation zur aufrechten Stellung
von unten oder von oben verfolgt, denn Alles bedingt ſich gegenſeitig.
Der Affe kann aufrecht gehen, aber nur vorübergehend und mühſam;
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