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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Rückenmark des Petromyzon.
Querschnitte ein sehr buntes, regelmässig getüpfeltes Aussehen
geben. Unter den Ganglienzellen kann man auch hier drei
verschiedene Arten unterscheiden. Nach aussen in der grauen
Substanz liegen vielstrahlige, nach vorn grössere, nach hinten
kleinere und einfachere Zellen. Mehr nach innen und hinten
dagegen finden sich grössere, mehr rundliche, wie es scheint,
diklone (bipolare) Zellen, den sympathischen Formen vergleich-
bar. Diese Zellen communiciren über die Mitte durch wirk-
liche Faser-Verbindungen, und ausserdem findet man Fortsätze,
welche nach vorne und rückwärts aus dem Rückenmarke her-
vortreten und die vordere und hintere Wurzel bilden. Das
ist das einfachste Schema, welches wir für diese Verhältnisse
besitzen, der allgemeine Typus für die anatomische Einrich-
tung dieser Theile.

Besonders zu bemerken ist hier, dass beim Petromyzon
in der ganzen Substanz des Rückenmarkes kein Markstoff in
isolirter Ausscheidung vorhanden ist, wie wir ihn beim Men-
schen haben; man findet nur einfache blasse Fasern, welche

[Abbildung] Fig. 93.
Stannius geradezu als nackte
Axencylinder angesprochen hat.
Abgesehen davon, dass sie zum
Theil einen kolossalen Durchmes-
ser haben, so findet man bei ge-
nauerer Untersuchung, wie bei
den gelatinösen, grauen Fasern
des Menschen, eine auf Quer-
schnitten, besonders nach Fär-
bung mit Carmin sehr deut-
liche Membran und im Centrum
eine feinkörnige Substanz, so dass
sie vielmehr ganzen Nervenfasern
zu entsprechen scheinen.

[Abbildung] Fig. 93.

Blasse Fasern aus dem Rückenmark des Petromyzon flu-
viatilis. A Breite, schmale und feinste Fasern. B Querschnitte von brei-
ten Fasern mit deutlicher Membran und körnigem Centrum. Vergr. 300.

Rückenmark des Petromyzon.
Querschnitte ein sehr buntes, regelmässig getüpfeltes Aussehen
geben. Unter den Ganglienzellen kann man auch hier drei
verschiedene Arten unterscheiden. Nach aussen in der grauen
Substanz liegen vielstrahlige, nach vorn grössere, nach hinten
kleinere und einfachere Zellen. Mehr nach innen und hinten
dagegen finden sich grössere, mehr rundliche, wie es scheint,
diklone (bipolare) Zellen, den sympathischen Formen vergleich-
bar. Diese Zellen communiciren über die Mitte durch wirk-
liche Faser-Verbindungen, und ausserdem findet man Fortsätze,
welche nach vorne und rückwärts aus dem Rückenmarke her-
vortreten und die vordere und hintere Wurzel bilden. Das
ist das einfachste Schema, welches wir für diese Verhältnisse
besitzen, der allgemeine Typus für die anatomische Einrich-
tung dieser Theile.

Besonders zu bemerken ist hier, dass beim Petromyzon
in der ganzen Substanz des Rückenmarkes kein Markstoff in
isolirter Ausscheidung vorhanden ist, wie wir ihn beim Men-
schen haben; man findet nur einfache blasse Fasern, welche

[Abbildung] Fig. 93.
Stannius geradezu als nackte
Axencylinder angesprochen hat.
Abgesehen davon, dass sie zum
Theil einen kolossalen Durchmes-
ser haben, so findet man bei ge-
nauerer Untersuchung, wie bei
den gelatinösen, grauen Fasern
des Menschen, eine auf Quer-
schnitten, besonders nach Fär-
bung mit Carmin sehr deut-
liche Membran und im Centrum
eine feinkörnige Substanz, so dass
sie vielmehr ganzen Nervenfasern
zu entsprechen scheinen.

[Abbildung] Fig. 93.

Blasse Fasern aus dem Rückenmark des Petromyzon flu-
viatilis. A Breite, schmale und feinste Fasern. B Querschnitte von brei-
ten Fasern mit deutlicher Membran und körnigem Centrum. Vergr. 300.

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[245/0267] Rückenmark des Petromyzon. Querschnitte ein sehr buntes, regelmässig getüpfeltes Aussehen geben. Unter den Ganglienzellen kann man auch hier drei verschiedene Arten unterscheiden. Nach aussen in der grauen Substanz liegen vielstrahlige, nach vorn grössere, nach hinten kleinere und einfachere Zellen. Mehr nach innen und hinten dagegen finden sich grössere, mehr rundliche, wie es scheint, diklone (bipolare) Zellen, den sympathischen Formen vergleich- bar. Diese Zellen communiciren über die Mitte durch wirk- liche Faser-Verbindungen, und ausserdem findet man Fortsätze, welche nach vorne und rückwärts aus dem Rückenmarke her- vortreten und die vordere und hintere Wurzel bilden. Das ist das einfachste Schema, welches wir für diese Verhältnisse besitzen, der allgemeine Typus für die anatomische Einrich- tung dieser Theile. Besonders zu bemerken ist hier, dass beim Petromyzon in der ganzen Substanz des Rückenmarkes kein Markstoff in isolirter Ausscheidung vorhanden ist, wie wir ihn beim Men- schen haben; man findet nur einfache blasse Fasern, welche [Abbildung Fig. 93.] Stannius geradezu als nackte Axencylinder angesprochen hat. Abgesehen davon, dass sie zum Theil einen kolossalen Durchmes- ser haben, so findet man bei ge- nauerer Untersuchung, wie bei den gelatinösen, grauen Fasern des Menschen, eine auf Quer- schnitten, besonders nach Fär- bung mit Carmin sehr deut- liche Membran und im Centrum eine feinkörnige Substanz, so dass sie vielmehr ganzen Nervenfasern zu entsprechen scheinen. [Abbildung Fig. 93. Blasse Fasern aus dem Rückenmark des Petromyzon flu- viatilis. A Breite, schmale und feinste Fasern. B Querschnitte von brei- ten Fasern mit deutlicher Membran und körnigem Centrum. Vergr. 300. ]

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/267>, abgerufen am 24.11.2024.