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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Dreizehnte Vorlesung.
eines der niedrigsten Wirbelthiere mitgebracht, nämlich von
einem Neunauge (Petromyzon). Bei diesem Thier stellt das
Rückenmark ein sehr kleines plattes Band dar, welches in der
Fläche etwas eingebogen ist und auf den ersten Anblick wie
ein wirkliches Ligament aussieht. Macht man einen Quer-
schnitt davon, so enthält dieser an sich dieselben Theile, die
wir beim Menschen sehen, aber Alles nur in der Anlage.
Was wir bei uns graue Substanz nennen, das findet sich auch
hier wieder zu beiden Seiten in der Gestalt je eines plattläng-
lichen Lappens, welcher einzelne Ganglienzellen, aber nur sehr
wenige enthält, so dass man auf jeder Seite des Querschnit-
tes vielleicht nur 4--5 davon findet. In der Mitte erkennt
man ebenfalls einen Centralkanal, und zwar mit derselben
Epithelialschicht, wie beim Menschen. Nach unten und vorn
davon liegt gewöhnlich eine Reihe von grösseren runden
[Abbildung] Fig. 92.
Lücken, welche ganz ungewöhnlich grossen, zuerst von Joh.
Müller
gesehenen, marklosen Nervenfasern entsprechen. Wei-
ter nach aussen liegen noch einzelne dickere, überwiegend
jedoch eine grosse Menge ganz feiner Fasern, welche dem
[Abbildung] Fig. 92.

Durchschnitt durch das Rückenmark des Petromyzon
fluviatilis. F Fissura anterior, F' Fissura posterior. c Centralkanal
mit Epithel. gm grosse, vielstrahlige Ganglienzellen mit Fortsätzen in
der Richtung der vorderen Wurzeln, gp kleinere, mehrstrahlige Zellen
mit Fortsätzen zu den hinteren Wurzeln, gs grosse, rundliche Zellen in
der Nähe der hinteren Commissur (sympathische Zellen). n, n Querdurch-
schnitte der grossen, blassen Nervenfasern (Müller'schen Fasern), n' leere
Lücken, aus welchen die grossen Nerven ausgefallen sind, n'' Lücke für
kleinere Fasern. Ausserdem zahlreiche Querschnitte feinerer und gröbe-
rer Fasern.

Dreizehnte Vorlesung.
eines der niedrigsten Wirbelthiere mitgebracht, nämlich von
einem Neunauge (Petromyzon). Bei diesem Thier stellt das
Rückenmark ein sehr kleines plattes Band dar, welches in der
Fläche etwas eingebogen ist und auf den ersten Anblick wie
ein wirkliches Ligament aussieht. Macht man einen Quer-
schnitt davon, so enthält dieser an sich dieselben Theile, die
wir beim Menschen sehen, aber Alles nur in der Anlage.
Was wir bei uns graue Substanz nennen, das findet sich auch
hier wieder zu beiden Seiten in der Gestalt je eines plattläng-
lichen Lappens, welcher einzelne Ganglienzellen, aber nur sehr
wenige enthält, so dass man auf jeder Seite des Querschnit-
tes vielleicht nur 4—5 davon findet. In der Mitte erkennt
man ebenfalls einen Centralkanal, und zwar mit derselben
Epithelialschicht, wie beim Menschen. Nach unten und vorn
davon liegt gewöhnlich eine Reihe von grösseren runden
[Abbildung] Fig. 92.
Lücken, welche ganz ungewöhnlich grossen, zuerst von Joh.
Müller
gesehenen, marklosen Nervenfasern entsprechen. Wei-
ter nach aussen liegen noch einzelne dickere, überwiegend
jedoch eine grosse Menge ganz feiner Fasern, welche dem
[Abbildung] Fig. 92.

Durchschnitt durch das Rückenmark des Petromyzon
fluviatilis. F Fissura anterior, F' Fissura posterior. c Centralkanal
mit Epithel. gm grosse, vielstrahlige Ganglienzellen mit Fortsätzen in
der Richtung der vorderen Wurzeln, gp kleinere, mehrstrahlige Zellen
mit Fortsätzen zu den hinteren Wurzeln, gs grosse, rundliche Zellen in
der Nähe der hinteren Commissur (sympathische Zellen). n, n Querdurch-
schnitte der grossen, blassen Nervenfasern (Müller’schen Fasern), n' leere
Lücken, aus welchen die grossen Nerven ausgefallen sind, n'' Lücke für
kleinere Fasern. Ausserdem zahlreiche Querschnitte feinerer und gröbe-
rer Fasern.

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[244/0266] Dreizehnte Vorlesung. eines der niedrigsten Wirbelthiere mitgebracht, nämlich von einem Neunauge (Petromyzon). Bei diesem Thier stellt das Rückenmark ein sehr kleines plattes Band dar, welches in der Fläche etwas eingebogen ist und auf den ersten Anblick wie ein wirkliches Ligament aussieht. Macht man einen Quer- schnitt davon, so enthält dieser an sich dieselben Theile, die wir beim Menschen sehen, aber Alles nur in der Anlage. Was wir bei uns graue Substanz nennen, das findet sich auch hier wieder zu beiden Seiten in der Gestalt je eines plattläng- lichen Lappens, welcher einzelne Ganglienzellen, aber nur sehr wenige enthält, so dass man auf jeder Seite des Querschnit- tes vielleicht nur 4—5 davon findet. In der Mitte erkennt man ebenfalls einen Centralkanal, und zwar mit derselben Epithelialschicht, wie beim Menschen. Nach unten und vorn davon liegt gewöhnlich eine Reihe von grösseren runden [Abbildung Fig. 92.] Lücken, welche ganz ungewöhnlich grossen, zuerst von Joh. Müller gesehenen, marklosen Nervenfasern entsprechen. Wei- ter nach aussen liegen noch einzelne dickere, überwiegend jedoch eine grosse Menge ganz feiner Fasern, welche dem [Abbildung Fig. 92. Durchschnitt durch das Rückenmark des Petromyzon fluviatilis. F Fissura anterior, F' Fissura posterior. c Centralkanal mit Epithel. gm grosse, vielstrahlige Ganglienzellen mit Fortsätzen in der Richtung der vorderen Wurzeln, gp kleinere, mehrstrahlige Zellen mit Fortsätzen zu den hinteren Wurzeln, gs grosse, rundliche Zellen in der Nähe der hinteren Commissur (sympathische Zellen). n, n Querdurch- schnitte der grossen, blassen Nervenfasern (Müller’schen Fasern), n' leere Lücken, aus welchen die grossen Nerven ausgefallen sind, n'' Lücke für kleinere Fasern. Ausserdem zahlreiche Querschnitte feinerer und gröbe- rer Fasern.]

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/266>, abgerufen am 24.11.2024.