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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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sorgenvolle Stunden um den entfernten Sohn,
der ausgezogen war, voll Kraft und muthi-
ger Ehrbegierde sich zu versuchen, und die
Fehde für seinen Vater zu fechten. "Ob er
sich gut halten wird? ob die Knechte wacker
sind? ob kein feindliches Geschoß ihn getrof-
fen? Er wählte sich das größte Schwerdt;
war es seinem Arm nur nicht zu schwer?
Zwar ist er stark und rüstig, und Gott wird
den Edlen schützen!" Und eh sie es aus-
denken, öffnet sich jene Thür, der Jüngling
tritt ein! Er war allein voran geeilt, um
den Eltern diese Ueberraschung zu bereiten;
segnend empfangen sie ihn, er hat gesiegt,
vertilgt ist der Feind, und neuer Ruhm und
Glanz kommt von ihm über das Haus! ....
Sonne, Sterne, Luft und Erde, Alles was
sie umgab, schien ihnen mit ihrem Leben
so innig verwebt; aber Sonne und Sterne
gehen auf, gehen unter, die Jahreszeiten
wechseln; doch ihr Glück und ihre Leiden,
Schmerz und Fröhlichkeit sind vorbey gezo-
gen, wie Schatten der Wolken, die vor der

ſorgenvolle Stunden um den entfernten Sohn,
der ausgezogen war, voll Kraft und muthi-
ger Ehrbegierde ſich zu verſuchen, und die
Fehde fuͤr ſeinen Vater zu fechten. „Ob er
ſich gut halten wird? ob die Knechte wacker
ſind? ob kein feindliches Geſchoß ihn getrof-
fen? Er waͤhlte ſich das groͤßte Schwerdt;
war es ſeinem Arm nur nicht zu ſchwer?
Zwar iſt er ſtark und ruͤſtig, und Gott wird
den Edlen ſchuͤtzen!‟ Und eh ſie es aus-
denken, oͤffnet ſich jene Thuͤr, der Juͤngling
tritt ein! Er war allein voran geeilt, um
den Eltern dieſe Ueberraſchung zu bereiten;
ſegnend empfangen ſie ihn, er hat geſiegt,
vertilgt iſt der Feind, und neuer Ruhm und
Glanz kommt von ihm uͤber das Haus! ....
Sonne, Sterne, Luft und Erde, Alles was
ſie umgab, ſchien ihnen mit ihrem Leben
ſo innig verwebt; aber Sonne und Sterne
gehen auf, gehen unter, die Jahreszeiten
wechſeln; doch ihr Gluͤck und ihre Leiden,
Schmerz und Froͤhlichkeit ſind vorbey gezo-
gen, wie Schatten der Wolken, die vor der

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[43/0051] ſorgenvolle Stunden um den entfernten Sohn, der ausgezogen war, voll Kraft und muthi- ger Ehrbegierde ſich zu verſuchen, und die Fehde fuͤr ſeinen Vater zu fechten. „Ob er ſich gut halten wird? ob die Knechte wacker ſind? ob kein feindliches Geſchoß ihn getrof- fen? Er waͤhlte ſich das groͤßte Schwerdt; war es ſeinem Arm nur nicht zu ſchwer? Zwar iſt er ſtark und ruͤſtig, und Gott wird den Edlen ſchuͤtzen!‟ Und eh ſie es aus- denken, oͤffnet ſich jene Thuͤr, der Juͤngling tritt ein! Er war allein voran geeilt, um den Eltern dieſe Ueberraſchung zu bereiten; ſegnend empfangen ſie ihn, er hat geſiegt, vertilgt iſt der Feind, und neuer Ruhm und Glanz kommt von ihm uͤber das Haus! .... Sonne, Sterne, Luft und Erde, Alles was ſie umgab, ſchien ihnen mit ihrem Leben ſo innig verwebt; aber Sonne und Sterne gehen auf, gehen unter, die Jahreszeiten wechſeln; doch ihr Gluͤck und ihre Leiden, Schmerz und Froͤhlichkeit ſind vorbey gezo- gen, wie Schatten der Wolken, die vor der

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/51>, abgerufen am 12.05.2024.