ten, die zu ihnen kamen, eine sogenannte Par- tie fine zum Abend verabredet, und Floren- tin dazu eingeladen. Dieser, dem es beynah leid war, sich mit Walter eingelassen zu ha- ben, versuchte es, von ihren gemeinschaftlichen Bekannten mit ihm zu sprechen; seine rohen Ansichten traten aber bey dieser Gelegenheit in ein so helles Licht, daß er Florentin je länger, je mehr unerträglich ward. Er schwieg unmuthig still, und war froh, als er wieder in seinen Gasthof gelangte, wo er den lästi- gen Begleiter los zu werden gedachte; zu sei- nem Verdruß ging dieser aber mit hinein und setzte sich nebst noch einigen hinzugekommenen mit zu Tische.
Hier führte er sehr laut das Wort. Durch einige zweydeutige Späße, lächerli- ches Gesichterschneiden, und die Dreistigkeit, durch platte Persiflage, andere in beschämen- de Verlegenheit zu setzen, war er bey den bekannten Tischgenossen in den Ruf eines witzi- gen Kopfs, und eines angenehmen Gesell- schafters gerathen. Man belachte und be-
ten, die zu ihnen kamen, eine ſogenannte Par- tie fine zum Abend verabredet, und Floren- tin dazu eingeladen. Dieſer, dem es beynah leid war, ſich mit Walter eingelaſſen zu ha- ben, verſuchte es, von ihren gemeinſchaftlichen Bekannten mit ihm zu ſprechen; ſeine rohen Anſichten traten aber bey dieſer Gelegenheit in ein ſo helles Licht, daß er Florentin je laͤnger, je mehr unertraͤglich ward. Er ſchwieg unmuthig ſtill, und war froh, als er wieder in ſeinen Gaſthof gelangte, wo er den laͤſti- gen Begleiter los zu werden gedachte; zu ſei- nem Verdruß ging dieſer aber mit hinein und ſetzte ſich nebſt noch einigen hinzugekommenen mit zu Tiſche.
Hier fuͤhrte er ſehr laut das Wort. Durch einige zweydeutige Spaͤße, laͤcherli- ches Geſichterſchneiden, und die Dreiſtigkeit, durch platte Perſiflage, andere in beſchaͤmen- de Verlegenheit zu ſetzen, war er bey den bekannten Tiſchgenoſſen in den Ruf eines witzi- gen Kopfs, und eines angenehmen Geſell- ſchafters gerathen. Man belachte und be-
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ten, die zu ihnen kamen, eine ſogenannte Par-
tie fine zum Abend verabredet, und Floren-
tin dazu eingeladen. Dieſer, dem es beynah
leid war, ſich mit Walter eingelaſſen zu ha-
ben, verſuchte es, von ihren gemeinſchaftlichen
Bekannten mit ihm zu ſprechen; ſeine rohen
Anſichten traten aber bey dieſer Gelegenheit
in ein ſo helles Licht, daß er Florentin je
laͤnger, je mehr unertraͤglich ward. Er ſchwieg
unmuthig ſtill, und war froh, als er wieder
in ſeinen Gaſthof gelangte, wo er den laͤſti-
gen Begleiter los zu werden gedachte; zu ſei-
nem Verdruß ging dieſer aber mit hinein und
ſetzte ſich nebſt noch einigen hinzugekommenen
mit zu Tiſche.
Hier fuͤhrte er ſehr laut das Wort.
Durch einige zweydeutige Spaͤße, laͤcherli-
ches Geſichterſchneiden, und die Dreiſtigkeit,
durch platte Perſiflage, andere in beſchaͤmen-
de Verlegenheit zu ſetzen, war er bey den
bekannten Tiſchgenoſſen in den Ruf eines witzi-
gen Kopfs, und eines angenehmen Geſell-
ſchafters gerathen. Man belachte und be-
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/332>, abgerufen am 22.11.2024.
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