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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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der Bräutigam! dachte er im Hinuntergehen,
und wie es scheint, wenig geliebt, und noch
weit weniger liebenswürdig. Arme Kleine!
wahrscheinlich wirst du diesen einzigen muth-
willigen Augenblick durch eine Reihe von un-
angenehmen zu büßen haben! Laß sehen, viel-
leicht gelingt es mir, sie dir zu ersparen, es
gelingt mir vielleicht, diesen Drachen zu zäh-
men. --

Er ging denselben Weg mit ihm und re-
dete ihn einigewal freundlich an, wurde aber
mit kurzen Antworten abgefertigt, bis er es
wie absichtslos fallen ließ, daß er höchstens
noch einen Tag in der Stadt zu bleiben ge-
dächte. Sogleich nahm der Rittmeister mehr
Antheil an ihm, und erbot sich, ihm noch
vor dem Mittagsessen einige Merkwürdigkei-
ten der Stadt zu zeigen: unser Florentin nahm
es an. Diese Merkwürdigkeiten bestanden nun
in allerley Dingen, die (was sich der Ritt-
meister nicht träumen ließ) für Florentin we-
der merkwürdig noch erfreulich waren; zuletzt
wurde dann mit einigen andern jungen Leu-

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der Braͤutigam! dachte er im Hinuntergehen,
und wie es ſcheint, wenig geliebt, und noch
weit weniger liebenswuͤrdig. Arme Kleine!
wahrſcheinlich wirſt du dieſen einzigen muth-
willigen Augenblick durch eine Reihe von un-
angenehmen zu buͤßen haben! Laß ſehen, viel-
leicht gelingt es mir, ſie dir zu erſparen, es
gelingt mir vielleicht, dieſen Drachen zu zaͤh-
men. —

Er ging denſelben Weg mit ihm und re-
dete ihn einigewal freundlich an, wurde aber
mit kurzen Antworten abgefertigt, bis er es
wie abſichtslos fallen ließ, daß er hoͤchſtens
noch einen Tag in der Stadt zu bleiben ge-
daͤchte. Sogleich nahm der Rittmeiſter mehr
Antheil an ihm, und erbot ſich, ihm noch
vor dem Mittagseſſen einige Merkwuͤrdigkei-
ten der Stadt zu zeigen: unſer Florentin nahm
es an. Dieſe Merkwuͤrdigkeiten beſtanden nun
in allerley Dingen, die (was ſich der Ritt-
meiſter nicht traͤumen ließ) fuͤr Florentin we-
der merkwuͤrdig noch erfreulich waren; zuletzt
wurde dann mit einigen andern jungen Leu-

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[323/0331] der Braͤutigam! dachte er im Hinuntergehen, und wie es ſcheint, wenig geliebt, und noch weit weniger liebenswuͤrdig. Arme Kleine! wahrſcheinlich wirſt du dieſen einzigen muth- willigen Augenblick durch eine Reihe von un- angenehmen zu buͤßen haben! Laß ſehen, viel- leicht gelingt es mir, ſie dir zu erſparen, es gelingt mir vielleicht, dieſen Drachen zu zaͤh- men. — Er ging denſelben Weg mit ihm und re- dete ihn einigewal freundlich an, wurde aber mit kurzen Antworten abgefertigt, bis er es wie abſichtslos fallen ließ, daß er hoͤchſtens noch einen Tag in der Stadt zu bleiben ge- daͤchte. Sogleich nahm der Rittmeiſter mehr Antheil an ihm, und erbot ſich, ihm noch vor dem Mittagseſſen einige Merkwuͤrdigkei- ten der Stadt zu zeigen: unſer Florentin nahm es an. Dieſe Merkwuͤrdigkeiten beſtanden nun in allerley Dingen, die (was ſich der Ritt- meiſter nicht traͤumen ließ) fuͤr Florentin we- der merkwuͤrdig noch erfreulich waren; zuletzt wurde dann mit einigen andern jungen Leu- (21) 2

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/331>, abgerufen am 25.11.2024.