Eieganz anmuthig durch: gleichsam der ernste Wille des Herrn, durch die gefälligere Neigung der Hausfrau gemildert. Ein allgemeines Wohlseyn war ringsum verbreitet, eine gewisse Reichlichkeit und unbesorgte Ordnung. Nichts von dem Spärlichen neben der sinnlosen Ver- schwendung, was man so oft wahrnimmt, wo einseitiges Bestreben nach einem erzwungenen Glanze das übrige armselig erscheinen macht.
Jetzt betrachtete Florentin auch die Schön- heit der beyden Frauen mit großer Bewunde- rung. Julianeus Gesicht gehörte nicht zu den regelmäßigen Schönheiten, die man anstaunt, aber deren Mangel an Lebhaftigkeit kalt läßt: das feine Spiel der sprechenden Züge, die so sichtbar alles abspiegelten, was in ihrer Seele vorging, war unwiderstehlich anziehend und lie- benswürdig. Sie war im vollkommensten Ebenmaß gebaut, obgleich nicht sehr groß; ein wahrer Reichthum an lichtbraunen Haaren um- floß in vielen Locken und Flechten das schön ge- formte Köpfchen und den weißen Nacken; an den aufblühenden Busen schloß sich in weichen
Eieganz anmuthig durch: gleichſam der ernſte Wille des Herrn, durch die gefaͤlligere Neigung der Hausfrau gemildert. Ein allgemeines Wohlſeyn war ringsum verbreitet, eine gewiſſe Reichlichkeit und unbeſorgte Ordnung. Nichts von dem Spaͤrlichen neben der ſinnloſen Ver- ſchwendung, was man ſo oft wahrnimmt, wo einſeitiges Beſtreben nach einem erzwungenen Glanze das uͤbrige armſelig erſcheinen macht.
Jetzt betrachtete Florentin auch die Schoͤn- heit der beyden Frauen mit großer Bewunde- rung. Julianeus Geſicht gehoͤrte nicht zu den regelmaͤßigen Schoͤnheiten, die man anſtaunt, aber deren Mangel an Lebhaftigkeit kalt laͤßt: das feine Spiel der ſprechenden Zuͤge, die ſo ſichtbar alles abſpiegelten, was in ihrer Seele vorging, war unwiderſtehlich anziehend und lie- benswuͤrdig. Sie war im vollkommenſten Ebenmaß gebaut, obgleich nicht ſehr groß; ein wahrer Reichthum an lichtbraunen Haaren um- floß in vielen Locken und Flechten das ſchoͤn ge- formte Koͤpfchen und den weißen Nacken; an den aufbluͤhenden Buſen ſchloß ſich in weichen
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Eieganz anmuthig durch: gleichſam der ernſte
Wille des Herrn, durch die gefaͤlligere Neigung
der Hausfrau gemildert. Ein allgemeines
Wohlſeyn war ringsum verbreitet, eine gewiſſe
Reichlichkeit und unbeſorgte Ordnung. Nichts
von dem Spaͤrlichen neben der ſinnloſen Ver-
ſchwendung, was man ſo oft wahrnimmt, wo
einſeitiges Beſtreben nach einem erzwungenen
Glanze das uͤbrige armſelig erſcheinen macht.
Jetzt betrachtete Florentin auch die Schoͤn-
heit der beyden Frauen mit großer Bewunde-
rung. Julianeus Geſicht gehoͤrte nicht zu den
regelmaͤßigen Schoͤnheiten, die man anſtaunt,
aber deren Mangel an Lebhaftigkeit kalt laͤßt:
das feine Spiel der ſprechenden Zuͤge, die ſo
ſichtbar alles abſpiegelten, was in ihrer Seele
vorging, war unwiderſtehlich anziehend und lie-
benswuͤrdig. Sie war im vollkommenſten
Ebenmaß gebaut, obgleich nicht ſehr groß; ein
wahrer Reichthum an lichtbraunen Haaren um-
floß in vielen Locken und Flechten das ſchoͤn ge-
formte Koͤpfchen und den weißen Nacken; an
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/30>, abgerufen am 27.04.2024.
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