Eleonorens Händen erwarteten. Herzlich froher lauter Willkommen schallte von allen Seiten; Umarmungen, Glückwünsche und Händeschütteln gingen im kunstlosen Reihen- tanz durch einander, bey dem der freyere mi- litärische Anstand und die hellen Farben der Uniformen lustig abstachen gegen das einfäl- tige friedliche Betragen der Einwohner.
Der Graf und Florentin kamen dazu; er bezeigte Eleonoren seine Zufriedenheit, und lächelte vergnügt bey dem schönen Anblick. -- Sehen Sie, Florentin, sagte Eleonore, wie das alles lacht und lebt! -- Mir ist, sagte Florentin, als sähe ich eine Scene von Teniers lebendig werden! Es wäre noch der Mühe werth zu leben, wenn es immer so auf der Welt aussehen könnte! -- Mutter, rief The- rese, wo bleibt denn Juliane? ich werde un- geduldig. -- Es ist wahr, sagte Eleonore, sie müßte schon hier seyn, und wo bleibt Eduard? -- Sie waren schon diesen Mor- gen mit ihm aus, Florentin, sagte der Graf, ich sah sie beyde zurückkommen, was hatten
Eleonorens Haͤnden erwarteten. Herzlich froher lauter Willkommen ſchallte von allen Seiten; Umarmungen, Gluͤckwuͤnſche und Haͤndeſchuͤtteln gingen im kunſtloſen Reihen- tanz durch einander, bey dem der freyere mi- litaͤriſche Anſtand und die hellen Farben der Uniformen luſtig abſtachen gegen das einfaͤl- tige friedliche Betragen der Einwohner.
Der Graf und Florentin kamen dazu; er bezeigte Eleonoren ſeine Zufriedenheit, und laͤchelte vergnuͤgt bey dem ſchoͤnen Anblick. — Sehen Sie, Florentin, ſagte Eleonore, wie das alles lacht und lebt! — Mir iſt, ſagte Florentin, als ſaͤhe ich eine Scene von Teniers lebendig werden! Es waͤre noch der Muͤhe werth zu leben, wenn es immer ſo auf der Welt ausſehen koͤnnte! — Mutter, rief The- reſe, wo bleibt denn Juliane? ich werde un- geduldig. — Es iſt wahr, ſagte Eleonore, ſie muͤßte ſchon hier ſeyn, und wo bleibt Eduard? — Sie waren ſchon dieſen Mor- gen mit ihm aus, Florentin, ſagte der Graf, ich ſah ſie beyde zuruͤckkommen, was hatten
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Eleonorens Haͤnden erwarteten. Herzlich
froher lauter Willkommen ſchallte von allen
Seiten; Umarmungen, Gluͤckwuͤnſche und
Haͤndeſchuͤtteln gingen im kunſtloſen Reihen-
tanz durch einander, bey dem der freyere mi-
litaͤriſche Anſtand und die hellen Farben der
Uniformen luſtig abſtachen gegen das einfaͤl-
tige friedliche Betragen der Einwohner.
Der Graf und Florentin kamen dazu;
er bezeigte Eleonoren ſeine Zufriedenheit, und
laͤchelte vergnuͤgt bey dem ſchoͤnen Anblick. —
Sehen Sie, Florentin, ſagte Eleonore, wie
das alles lacht und lebt! — Mir iſt, ſagte
Florentin, als ſaͤhe ich eine Scene von Teniers
lebendig werden! Es waͤre noch der Muͤhe
werth zu leben, wenn es immer ſo auf der
Welt ausſehen koͤnnte! — Mutter, rief The-
reſe, wo bleibt denn Juliane? ich werde un-
geduldig. — Es iſt wahr, ſagte Eleonore,
ſie muͤßte ſchon hier ſeyn, und wo bleibt
Eduard? — Sie waren ſchon dieſen Mor-
gen mit ihm aus, Florentin, ſagte der Graf,
ich ſah ſie beyde zuruͤckkommen, was hatten
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/296>, abgerufen am 23.11.2024.
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