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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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Umgang mit einigen jungen deutschen Mahlern,
die ich in der Zeit kennen lernte, brachten mich
auf den Gedanken, die Kunst zu studiren und
dann nach Rom zu gehen, um seine Wunder der
Kunst zu sehen und zu verstehen. Diesen Gedanken
ergriff ich nun aus ganzer Seele und schob das
Soldatwerden weit, weit zurück. Jch sann
und that und träumte nichts anders, als zeich-
nen, die Werke des Alterthums studiren, und
mit meinen Mahlern Kunstgespräche führen.
Mit diesen war ich auch entschlossen, nach Rom
zu reisen, und mit ihnen dort zu leben: durch
einen sonderbaren Vorfall sah ich mich aber ge-
nöthigt, früher noch, als diese es bewerkstelli-
gen konnten, Venedig zu verlassen.

Jn einem großen Hause ward eines Abends
während dem Karneval ein Ball gegeben; ich
ward von den Engländern beredet, mit ihnen
hinzugehen. Man spielte, der eine von mei-
nen Lords spielte hoch, und verlohr ansehnlich
gegen eine Maske, die durch ihr anhaltendes
Glück wohl Verdacht gegen sich erregen mochte.
Mein ehrlicher Grosbrittannier verstand das

Umgang mit einigen jungen deutſchen Mahlern,
die ich in der Zeit kennen lernte, brachten mich
auf den Gedanken, die Kunſt zu ſtudiren und
dann nach Rom zu gehen, um ſeine Wunder der
Kunſt zu ſehen und zu verſtehen. Dieſen Gedanken
ergriff ich nun aus ganzer Seele und ſchob das
Soldatwerden weit, weit zuruͤck. Jch ſann
und that und traͤumte nichts anders, als zeich-
nen, die Werke des Alterthums ſtudiren, und
mit meinen Mahlern Kunſtgeſpraͤche fuͤhren.
Mit dieſen war ich auch entſchloſſen, nach Rom
zu reiſen, und mit ihnen dort zu leben: durch
einen ſonderbaren Vorfall ſah ich mich aber ge-
noͤthigt, fruͤher noch, als dieſe es bewerkſtelli-
gen konnten, Venedig zu verlaſſen.

Jn einem großen Hauſe ward eines Abends
waͤhrend dem Karneval ein Ball gegeben; ich
ward von den Englaͤndern beredet, mit ihnen
hinzugehen. Man ſpielte, der eine von mei-
nen Lords ſpielte hoch, und verlohr anſehnlich
gegen eine Maske, die durch ihr anhaltendes
Gluͤck wohl Verdacht gegen ſich erregen mochte.
Mein ehrlicher Grosbrittannier verſtand das

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[157/0165] Umgang mit einigen jungen deutſchen Mahlern, die ich in der Zeit kennen lernte, brachten mich auf den Gedanken, die Kunſt zu ſtudiren und dann nach Rom zu gehen, um ſeine Wunder der Kunſt zu ſehen und zu verſtehen. Dieſen Gedanken ergriff ich nun aus ganzer Seele und ſchob das Soldatwerden weit, weit zuruͤck. Jch ſann und that und traͤumte nichts anders, als zeich- nen, die Werke des Alterthums ſtudiren, und mit meinen Mahlern Kunſtgeſpraͤche fuͤhren. Mit dieſen war ich auch entſchloſſen, nach Rom zu reiſen, und mit ihnen dort zu leben: durch einen ſonderbaren Vorfall ſah ich mich aber ge- noͤthigt, fruͤher noch, als dieſe es bewerkſtelli- gen konnten, Venedig zu verlaſſen. Jn einem großen Hauſe ward eines Abends waͤhrend dem Karneval ein Ball gegeben; ich ward von den Englaͤndern beredet, mit ihnen hinzugehen. Man ſpielte, der eine von mei- nen Lords ſpielte hoch, und verlohr anſehnlich gegen eine Maske, die durch ihr anhaltendes Gluͤck wohl Verdacht gegen ſich erregen mochte. Mein ehrlicher Grosbrittannier verſtand das

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/165>, abgerufen am 12.05.2024.