Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

nur noch abwarten, bald jenes ausführen; kurz
es ward nichts daraus.

Unter vielen Reisenden und Fremden, die
ich kennen lernte, waren ein paar Engländer,
die sich sehr an mich hingen: reiche Lords, die
ihr Geld um sich her warfen, um ihre Lange-
weile los zu werden, und das, was sie für ihr
Geld eintauschten, machte ihnen nur noch grös-
sere. Jhr sonderbares humoristisches Wesen
zog mich an, ihre Langeweile machte mir die
größte Kurzweile. Was ihnen an mir gefallen
haben mochte, weiß Gott; sie waren beständig
bey mir und sagten oft, in ihrer rauhen Mund-
art, ich wäre der einzige Jtaliäner, der ihnen
nicht unleidlich wäre. Das war freylich sehr
schmeichelhaft für mich, wenn ich nur nicht
Venedig mit seinen Herrlichkeiten und meines
Lebens dort herzlich überdrüssig geworden wäre!
Jch sehnte mich fort. --

Jch hatte meine Lords zu allen Kunstwer-
ken, die Venedig enthält, geführt, hatte viele
Städte Jtaliens, wo es etwas Sehenswürdi-
ges gab, mit ihnen durchreist. Dieß und der

nur noch abwarten, bald jenes ausfuͤhren; kurz
es ward nichts daraus.

Unter vielen Reiſenden und Fremden, die
ich kennen lernte, waren ein paar Englaͤnder,
die ſich ſehr an mich hingen: reiche Lords, die
ihr Geld um ſich her warfen, um ihre Lange-
weile los zu werden, und das, was ſie fuͤr ihr
Geld eintauſchten, machte ihnen nur noch groͤſ-
ſere. Jhr ſonderbares humoriſtiſches Weſen
zog mich an, ihre Langeweile machte mir die
groͤßte Kurzweile. Was ihnen an mir gefallen
haben mochte, weiß Gott; ſie waren beſtaͤndig
bey mir und ſagten oft, in ihrer rauhen Mund-
art, ich waͤre der einzige Jtaliaͤner, der ihnen
nicht unleidlich waͤre. Das war freylich ſehr
ſchmeichelhaft fuͤr mich, wenn ich nur nicht
Venedig mit ſeinen Herrlichkeiten und meines
Lebens dort herzlich uͤberdruͤſſig geworden waͤre!
Jch ſehnte mich fort. —

Jch hatte meine Lords zu allen Kunſtwer-
ken, die Venedig enthaͤlt, gefuͤhrt, hatte viele
Staͤdte Jtaliens, wo es etwas Sehenswuͤrdi-
ges gab, mit ihnen durchreiſt. Dieß und der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0164" n="156"/>
nur noch abwarten, bald jenes ausfu&#x0364;hren; kurz<lb/>
es ward nichts daraus.</p><lb/>
          <p>Unter vielen Rei&#x017F;enden und Fremden, die<lb/>
ich kennen lernte, waren ein paar Engla&#x0364;nder,<lb/>
die &#x017F;ich &#x017F;ehr an mich hingen: reiche Lords, die<lb/>
ihr Geld um &#x017F;ich her warfen, um ihre Lange-<lb/>
weile los zu werden, und das, was &#x017F;ie fu&#x0364;r ihr<lb/>
Geld eintau&#x017F;chten, machte ihnen nur noch gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ere. Jhr &#x017F;onderbares humori&#x017F;ti&#x017F;ches We&#x017F;en<lb/>
zog mich an, ihre Langeweile machte mir die<lb/>
gro&#x0364;ßte Kurzweile. Was ihnen an mir gefallen<lb/>
haben mochte, weiß Gott; &#x017F;ie waren be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
bey mir und &#x017F;agten oft, in ihrer rauhen Mund-<lb/>
art, ich wa&#x0364;re der einzige Jtalia&#x0364;ner, der ihnen<lb/>
nicht unleidlich wa&#x0364;re. Das war freylich &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;chmeichelhaft fu&#x0364;r mich, wenn ich nur nicht<lb/>
Venedig mit &#x017F;einen Herrlichkeiten und meines<lb/>
Lebens dort herzlich u&#x0364;berdru&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig geworden wa&#x0364;re!<lb/>
Jch &#x017F;ehnte mich fort. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Jch hatte meine Lords zu allen Kun&#x017F;twer-<lb/>
ken, die Venedig entha&#x0364;lt, gefu&#x0364;hrt, hatte viele<lb/>
Sta&#x0364;dte Jtaliens, wo es etwas Sehenswu&#x0364;rdi-<lb/>
ges gab, mit ihnen durchrei&#x017F;t. Dieß und der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0164] nur noch abwarten, bald jenes ausfuͤhren; kurz es ward nichts daraus. Unter vielen Reiſenden und Fremden, die ich kennen lernte, waren ein paar Englaͤnder, die ſich ſehr an mich hingen: reiche Lords, die ihr Geld um ſich her warfen, um ihre Lange- weile los zu werden, und das, was ſie fuͤr ihr Geld eintauſchten, machte ihnen nur noch groͤſ- ſere. Jhr ſonderbares humoriſtiſches Weſen zog mich an, ihre Langeweile machte mir die groͤßte Kurzweile. Was ihnen an mir gefallen haben mochte, weiß Gott; ſie waren beſtaͤndig bey mir und ſagten oft, in ihrer rauhen Mund- art, ich waͤre der einzige Jtaliaͤner, der ihnen nicht unleidlich waͤre. Das war freylich ſehr ſchmeichelhaft fuͤr mich, wenn ich nur nicht Venedig mit ſeinen Herrlichkeiten und meines Lebens dort herzlich uͤberdruͤſſig geworden waͤre! Jch ſehnte mich fort. — Jch hatte meine Lords zu allen Kunſtwer- ken, die Venedig enthaͤlt, gefuͤhrt, hatte viele Staͤdte Jtaliens, wo es etwas Sehenswuͤrdi- ges gab, mit ihnen durchreiſt. Dieß und der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/164
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/164>, abgerufen am 21.11.2024.