Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

ger das Schicksal aller Jünglinge ist, nur
wirkt diese Allgemeinheit verschieden auf die
verschiedenen Gemüther. -- Ja wohl, aber
eben das ist es, sagte Florentin, daß es grade
auf mich so und nicht anders wirken mußte!
Jst denn diese Verschiedenheit nicht eigentliches
das Schicksal zu nennen, als die äußern Be-
gebenheiten? -- Juliane unterbrach ihn: O
lieber Florentin, nur einige von Jhren Erfah-
rungen, wie Sie sie nennen, erzählen Sie
noch, ich bin sehr begierig zu hören, wie man
Sie so oft hat zum Besten haben können,
man muß es doch eigen angefangen haben. --
Auf die einfachste Weise von der Welt, das
sollen Sie hören.

Manfredi und ich waren unzertrennlich
während unfers Aufenthalts auf der Akademie:
noch liebe ich ihn immer herzlich, und ich
wünschte wohl, wir träfen noch einmal im Le-
ben zusammen, wir waren uns gewiß ächte
Freunde, obgleich wir, dem Aeußern nach, eben
nicht für einander paßten: ich war immer
wild, ausgelassen, einigermaßen tollkühn und

(9) 2

ger das Schickſal aller Juͤnglinge iſt, nur
wirkt dieſe Allgemeinheit verſchieden auf die
verſchiedenen Gemuͤther. — Ja wohl, aber
eben das iſt es, ſagte Florentin, daß es grade
auf mich ſo und nicht anders wirken mußte!
Jſt denn dieſe Verſchiedenheit nicht eigentliches
das Schickſal zu nennen, als die aͤußern Be-
gebenheiten? — Juliane unterbrach ihn: O
lieber Florentin, nur einige von Jhren Erfah-
rungen, wie Sie ſie nennen, erzaͤhlen Sie
noch, ich bin ſehr begierig zu hoͤren, wie man
Sie ſo oft hat zum Beſten haben koͤnnen,
man muß es doch eigen angefangen haben. —
Auf die einfachſte Weiſe von der Welt, das
ſollen Sie hoͤren.

Manfredi und ich waren unzertrennlich
waͤhrend unfers Aufenthalts auf der Akademie:
noch liebe ich ihn immer herzlich, und ich
wuͤnſchte wohl, wir traͤfen noch einmal im Le-
ben zuſammen, wir waren uns gewiß aͤchte
Freunde, obgleich wir, dem Aeußern nach, eben
nicht fuͤr einander paßten: ich war immer
wild, ausgelaſſen, einigermaßen tollkuͤhn und

(9) 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0139" n="131"/>
ger das Schick&#x017F;al aller Ju&#x0364;nglinge i&#x017F;t, nur<lb/>
wirkt die&#x017F;e Allgemeinheit ver&#x017F;chieden auf die<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Gemu&#x0364;ther. &#x2014; Ja wohl, aber<lb/>
eben das i&#x017F;t es, &#x017F;agte Florentin, daß es grade<lb/>
auf mich &#x017F;o und nicht anders wirken mußte!<lb/>
J&#x017F;t denn die&#x017F;e Ver&#x017F;chiedenheit nicht eigentliches<lb/>
das Schick&#x017F;al zu nennen, als die a&#x0364;ußern Be-<lb/>
gebenheiten? &#x2014; Juliane unterbrach ihn: O<lb/>
lieber Florentin, nur einige von Jhren Erfah-<lb/>
rungen, wie Sie &#x017F;ie nennen, erza&#x0364;hlen Sie<lb/>
noch, ich bin &#x017F;ehr begierig zu ho&#x0364;ren, wie man<lb/>
Sie &#x017F;o oft hat zum Be&#x017F;ten haben ko&#x0364;nnen,<lb/>
man muß es doch eigen angefangen haben. &#x2014;<lb/>
Auf die einfach&#x017F;te Wei&#x017F;e von der Welt, das<lb/>
&#x017F;ollen Sie ho&#x0364;ren.</p><lb/>
          <p>Manfredi und ich waren unzertrennlich<lb/>
wa&#x0364;hrend unfers Aufenthalts auf der Akademie:<lb/>
noch liebe ich ihn immer herzlich, und ich<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chte wohl, wir tra&#x0364;fen noch einmal im Le-<lb/>
ben zu&#x017F;ammen, wir waren uns gewiß a&#x0364;chte<lb/>
Freunde, obgleich wir, dem Aeußern nach, eben<lb/>
nicht fu&#x0364;r einander paßten: ich war immer<lb/>
wild, ausgela&#x017F;&#x017F;en, einigermaßen tollku&#x0364;hn und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(9) 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0139] ger das Schickſal aller Juͤnglinge iſt, nur wirkt dieſe Allgemeinheit verſchieden auf die verſchiedenen Gemuͤther. — Ja wohl, aber eben das iſt es, ſagte Florentin, daß es grade auf mich ſo und nicht anders wirken mußte! Jſt denn dieſe Verſchiedenheit nicht eigentliches das Schickſal zu nennen, als die aͤußern Be- gebenheiten? — Juliane unterbrach ihn: O lieber Florentin, nur einige von Jhren Erfah- rungen, wie Sie ſie nennen, erzaͤhlen Sie noch, ich bin ſehr begierig zu hoͤren, wie man Sie ſo oft hat zum Beſten haben koͤnnen, man muß es doch eigen angefangen haben. — Auf die einfachſte Weiſe von der Welt, das ſollen Sie hoͤren. Manfredi und ich waren unzertrennlich waͤhrend unfers Aufenthalts auf der Akademie: noch liebe ich ihn immer herzlich, und ich wuͤnſchte wohl, wir traͤfen noch einmal im Le- ben zuſammen, wir waren uns gewiß aͤchte Freunde, obgleich wir, dem Aeußern nach, eben nicht fuͤr einander paßten: ich war immer wild, ausgelaſſen, einigermaßen tollkuͤhn und (9) 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/139
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/139>, abgerufen am 28.11.2024.